Berlin. Die SPD-Spitzen beraten am Dienstag über ihren Kanzlerkandidaten. Macht es Parteichef Gabriel oder überlässt er das Feld einem anderen?

Die engere Parteiführung der SPD will an diesem Dienstag bei einem vertraulichen Treffen in Berlin über die Kanzlerkandidatenfrage beraten. Ob bereits am Dienstag eine Entscheidung fällt, gilt allerdings als offen.

Offiziell wollen die Sozialdemokraten ihren Spitzenkandidaten erst am Sonntag bei einer Vorstandsklausur nominieren. Zur Auswahl stehen Parteichef Sigmar Gabriel, der bisherige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz.

Spitzenrunde kommt am Nachmittag zusammen

An der Spitzenrunde, die sich um 17 Uhr in der Parteizentrale treffen will, sollen nach dpa-Informationen neben Gabriel, Scholz und Schulz auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Fraktionschef Thomas Oppermann und Generalsekretärin Katarina Barley teilnehmen. Danach soll um 18 Uhr das Präsidium zusammenkommen.

Die SPD muss zudem die Nachfolge von Außenminister Frank-Walter Steinmeier klären. Steinmeier soll am 12. Februar zum neuen Bundespräsidenten gewählt werden.

SPD in Umfragen weit hinter Union

Am Montag hatte die Parteispitze bei einer Sitzung die Vorstandsklausur am Wochenende vorbereitet. Gabriel hat als Parteichef den ersten Zugriff. Er zögert aber. Seit langem gibt es in der SPD Vorbehalte gegen ihn.

Besonders groß ist die Sorge, dass es dem Vorsitzenden aufgrund seiner schlechten Beliebtheitswerte nicht gelingen könnte, die SPD bis zur Wahl aus dem Umfragetief herauszuholen. Derzeit liegen die Genossen bei 21 Prozent und damit weit hinter der Union.

Hamburgs Bürgermeister Scholz ist eine Option

Wenn der bisherige EU-Parlamentspräsident Schulz, der bei den Bürgern deutlich beliebter ist, wie erwartet Außenminister wird, dürfte es ihm aber schwer fallen, nebenbei die SPD in den Wahlkampf zu führen. Auch denkbar wäre, dass Gabriel als große Überraschung den Hamburger Regierungschef Scholz vorschlägt – für diesen dürfte die Spitzenkandidatur aber nur zusammen mit dem Parteivorsitz interessant sein.

In der Partei nimmt die Unzufriedenheit wegen der Hängepartie an der Spitze und der unklaren inhaltlichen Ausrichtung zu. Auf die Frage, ob sie Gabriel weiterhin zur Kandidatur rate, hatte die einflussreiche nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Kraft der „Bild am Sonntag“ geantwortet: „Die Entscheidung wird er eigenverantwortlich treffen.“ (dpa)