Neuss/Wien . Ein in Neuss Festgenommener hat den Kontakt zu einem Terrorverdächtigen in Wien eingeräumt. Ein Anschlag war offenbar nicht geplant.

  • Am Samstag hat die Polizei in Neuss einen 21-jährigen Terrorverdächtigen festgenommen
  • Er soll einem 17-Jährigen aus Wien bei den Vorbereitungen zu einem Anschlag geholfen haben
  • Der 21 Jahre alte Mann aus Neuss war den Behörden offenbar als radikaler Islamist bekannt

Ein 21-Jähriger Terrorverdächtiger aus Neuss hatte der Staatsanwaltschaft zufolge Kontakt zu einem Österreicher, der unter dem Verdacht der Planung eines Terroranschlags festgenommenen wurde. Der Mann habe in einer Vernehmung eingeräumt, dass der Mann aus Österreich ihn Ende des vergangenen Jahres für zwei Wochen besucht habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Montag. Der Anlass des Besuches sei aber offen.

Einem Medienbericht zufolge war der junge Mann den Behörden als radikaler Islamist bekannt. Er habe aber bislang offenbar nicht als Sicherheitsrisiko gegolten. Ermittlungen gegen ihn liefen nicht.

Bei der Wohnungsdurchsuchung nach der Festnahme des 21-Jährigen fanden die Ermittler keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag. „Die Durchsuchung selbst hat nicht zum Auffinden von Beweismitteln geführt, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag schließen lassen können“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bei der Polizeiaktion am Samstagabend seien auch keine Waffen oder Sprengstoff in der Wohnung des Mannes entdeckt worden.

Frau des Verdächtigen freigelassen

Der Mann steht im Verdacht, einem in Wien gefassten 17-jährigen Terrorverdächtigen bei Vorbereitungen für einen Anschlag in Österreich geholfen zu haben. Am Sonntag wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Ein Siegel der Polizei verschließt die Tür der Wohnung des 21-jährigen Terrorverdächtigen.
Ein Siegel der Polizei verschließt die Tür der Wohnung des 21-jährigen Terrorverdächtigen. © dpa | Federico Gambarini

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte den 21-Jährigen und seine Frau am Samstagabend in ihrer Wohnung festgenommen. Die Frau wurde später wieder freigelassen. Der Mann kam in Untersuchungshaft wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Die Bundesanwaltschaft will die Ermittlungen aber zurzeit nicht an sich ziehen. Der Hinweis auf die Personen in Neuss sei von den Kollegen aus Österreich gekommen.

Mann bestreitet islamistische Auffassung nicht

Die Ermittler in Nordrhein-Westfalen gehen davon aus, dass er den Wiener Terrorverdächtigen über Foren in den sozialen Medien kennengelernt hat. Bei seiner Vernehmung habe der junge Mann aus Neuss nicht bestritten, eine islamistische Auffassung zu vertreten. „Er bestreitet aber, sich mit dem IS beschäftigt zu haben“, sagte der Staatsanwalt weiter.

Bei den Ermittlungen gehe es auch darum, den Hintergrund des Mannes auszuleuchten. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler von der derzeit laufenden Auswertung der Daten auf seinem Computer und Handy.

Mögliche Anschlagspläne in Deutschland

Bei den Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen geht es nicht nur um mögliche Terrorpläne in Wien. Der 21-Jährige soll auch über einen Anschlag in Deutschland nachgedacht haben – möglicherweise auf Bundeswehrziele oder Polizisten. Dies müsse nun aufgeklärt werden. Jedenfalls sei eine mögliche Gefahr mit der Festnahme und dem Haftbefehl nun erst mal unterbunden, sagte der Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums.

Ein Polizeiauto in der Innenstadt von Wien. Die österreichischen Behörden hatten einen 17-jährigen Terrorverdächtigen in Wien festgenommen, der im Verdacht steht, einen Terroranschlag in Österreichs Hauptstadt geplant zu haben.
Ein Polizeiauto in der Innenstadt von Wien. Die österreichischen Behörden hatten einen 17-jährigen Terrorverdächtigen in Wien festgenommen, der im Verdacht steht, einen Terroranschlag in Österreichs Hauptstadt geplant zu haben. © dpa | Hans Punz

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte, die österreichischen Sicherheitsbehörden und das Bundeskriminalamt arbeiteten eng zusammen. Minister Thomas de Maizière hatte in der Angelegenheit demnach bereits am Freitag Kontakt mit seinem österreichischen Amtskollegen Wolfgang Sobotka.

Weitere Durchsuchungen in Wien

Die österreichische Polizei hat unterdessen in Wien weitere Wohnungen durchsucht. Es gebe aber keine Hinweise auf einen konkreten Anschlag, sagte Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka am Montag dem ORF-Hörfunk. Der in Wien Festgenommene ist laut Sobotka kein harmloser Tatverdächtiger. „Da steckt schon etwas dahinter, da gibt es ein Kommunikationsnetz, das überprüft wird.“

Der gefasste Terrorverdächtige stand mit einem möglichen Komplizen in Verbindung, der noch keine 14 Jahre alt ist. „Die beiden haben miteinander intensiven Kontakt gehabt“, sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, am Montag. Es sei in Österreich das erste Mal, das praktisch ein Kind im Umfeld eines möglichen Attentäters aufgespürt werde. Es habe eine erste Anhörung des noch Strafunmündigen und seiner Eltern gegeben.

In Vernehmungen habe er zu Protokoll gegeben, dass er sich mit der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) beschäftige und diese unterstützt habe. Der Verdächtige plante nach Angaben der österreichischen Behörden möglicherweise ein Bombenattentat in einer Wiener U-Bahn. Ausländische Geheimdienste hätten Hinweise auf einen etwaigen Anschlag im Januar geliefert. (dpa/rtr)