Washington. Seine Leitlinie überrascht nicht: „America first“, rief der neue US-Präsident Trump in die Menge. Nicht jeder war davon begeistert.

Wenn das Wetter schlechte Laune hat, ist aller Anfang trübe. Aber Donald Trump wäre nicht Donald Trump, würde er den nasskalten Nieselregen, der gestern Mittag über Washingtons niedergehen sollte, nicht zur Selbstvermarktung nutzen. „Dann sehen die Leute, dass das meine echten Haare sind“, sagte der 70-Jährige bereits am Vorabend seiner von bangen Erwartungen begleiteten Einführung in das Amt des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Es kam zum Glück anders.

Im Schlüsselmoment, als Trump um 11.59 Uhr Ortszeit, also kurz vor 18 Uhr deutscher Zeit, auf den Treppen des majestätischen Parlamentsgebäudes der Hauptstadt vor Supreme-Court-Richter John Roberts den Amtseid ableistete, blieb die sorgsam zusammengekämmte Frisur des 70-Jährigen, der mit roter Krawatte und Daumen hoch auf die Bühne kam, weitgehend trocken.

Donald Trump legt seinen Amtseid ab

Er ist der 45. US-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: Donald Trump erscheint unter Applaus zu seiner Amtseinführung.
Er ist der 45. US-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: Donald Trump erscheint unter Applaus zu seiner Amtseinführung. © REUTERS | LUCY NICHOLSON
Er ist der neue US-Vizepräsident: Mike Pence lässt sich von den Zuschauern feiern.
Er ist der neue US-Vizepräsident: Mike Pence lässt sich von den Zuschauern feiern. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Das Kaiptol ist festlich geschmückt.
Das Kaiptol ist festlich geschmückt. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Ein historischer Moment: Der 44. US-Präsident Barack Obama begrüßt den 45. US-Präsidenten Donald Trump.
Ein historischer Moment: Der 44. US-Präsident Barack Obama begrüßt den 45. US-Präsidenten Donald Trump. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Hunderttausende Menschen verfolgen die Zeremonie.
Hunderttausende Menschen verfolgen die Zeremonie. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Die Familie von Donald Trump ist bei den Feierlichkeiten natürlich dabei. Trumps Ehefrau Melania wird zu ihrem Platz begleitet.
Die Familie von Donald Trump ist bei den Feierlichkeiten natürlich dabei. Trumps Ehefrau Melania wird zu ihrem Platz begleitet. © REUTERS | RICK WILKING
Auch der gemeinsame Sohn Barron Trump (l.) lässt sich den besonderen Moment seines Vaters nicht entgehen.
Auch der gemeinsame Sohn Barron Trump (l.) lässt sich den besonderen Moment seines Vaters nicht entgehen. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Ivanka Trump erscheint mit ihrem Bruder Donald Trump Jr. zur Amtseinführung.
Ivanka Trump erscheint mit ihrem Bruder Donald Trump Jr. zur Amtseinführung. © REUTERS | POOL
Die bereits erwachsenen Kinder von Donald Trump: Tiffany Trump, Donald Trump Jr. und Ivanka Trump (v.l.). Im Hintergrund stehen die Ehepartner von Donald Trump Jr. und Ivanka.
Die bereits erwachsenen Kinder von Donald Trump: Tiffany Trump, Donald Trump Jr. und Ivanka Trump (v.l.). Im Hintergrund stehen die Ehepartner von Donald Trump Jr. und Ivanka. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Sie werden von ihrem Vater Donald Trump begrüßt.
Sie werden von ihrem Vater Donald Trump begrüßt. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Für die neue First Lady Melania gibt es einen Kuss auf die Wange.
Für die neue First Lady Melania gibt es einen Kuss auf die Wange. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Es ist ein Triumph für ihn: Zu Beginn des Wahlkampfs hatte kaum einer damit gerechnet, dass es Donald Trump zum US-Präsidenten schafffen würde.
Es ist ein Triumph für ihn: Zu Beginn des Wahlkampfs hatte kaum einer damit gerechnet, dass es Donald Trump zum US-Präsidenten schafffen würde. © REUTERS | LUCY NICHOLSON
Das ist der wichtigste Augenblick in seinem Leben: Donald Trump wird als US-Präsident vereidigt.
Das ist der wichtigste Augenblick in seinem Leben: Donald Trump wird als US-Präsident vereidigt. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Melania Trump hält die zwei Bibeln, auf die Trump schwor. Eine ist seine eigene, die andere ist die des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln.
Melania Trump hält die zwei Bibeln, auf die Trump schwor. Eine ist seine eigene, die andere ist die des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs gratuliert Trump als Erster.
Der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs gratuliert Trump als Erster. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Danach hält Trump eine Rede. Darin kündigt er einschneidende Veränderungen in Washington an. Zu lange hätten Politiker profitiert, aber nicht die einfachen Leute, die ihre Arbeit verloren hätten. „Das ändert sich alles, jetzt beginnt es, genau hier“, sagt Trump. „Das ist Euer Moment, das ist Euer Tag. Die USA sind Euer Land.“
Danach hält Trump eine Rede. Darin kündigt er einschneidende Veränderungen in Washington an. Zu lange hätten Politiker profitiert, aber nicht die einfachen Leute, die ihre Arbeit verloren hätten. „Das ändert sich alles, jetzt beginnt es, genau hier“, sagt Trump. „Das ist Euer Moment, das ist Euer Tag. Die USA sind Euer Land.“ © REUTERS | CARLOS BARRIA
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Mehr Fans bei Obamas Amtseinführung

Von dort oben sahen die Ehrengäste, darunter fast alle noch lebenden Alt-Präsidenten, was sich von unten nicht auf Anhieb erschloss. Die parkähnliche Achse zwischen Obelisk und Kapitol, traditionell das Open-Air-Wohnzimmer Amerikas am Tag der Amtseinführung, war gut gefüllt. Aber bei weitem nicht so dicht wie 2009, als Obama ins Amt kam. Endgültige Zahlen wollte die Polizei erst am späten Abend bekanntgeben. Einstweilen galt die Richtschnur: „deutlich weniger als eine Million“.

Für Shari Miller sahen die Prioritäten beim feierlichen Machtwechsel der Weltmacht anders aus. Die 27-jährige Studentin aus Oregon brachte sich an der Hochsicherheitszone für geladene Besucher an der „Mall“ mit Plakaten in Stellung. „Trump bekämpfen – jeden Tag bekämpfen“, hieß es da.

Tumulte mit Verletzten

Miller ist überzeugt, dass Trump „das Land mit seinen spalterischen Attacken in den Abgrund führen wird, wenn man ihm nichts entgegensetzt.“ Friedlich, wohlgemerkt. Während der Zeremonie warfen später Vermummte wenige Kilometer entfernt vom Kapitol Autofenster und Scheiben von Niederlassungen Filialen von McDonald’s und der Bank of America ein. Zwei Polizisten wurden verletzt.

Donald Trump lässt sich feiern

Die Feierlichkeiten zur Vereidigung des 45. US-Präsidenten starteten traditionell am Donnerstagabend mit einem Konzert in Washington. Trump-Anhänger strömten zum Lincoln Memorial.
Die Feierlichkeiten zur Vereidigung des 45. US-Präsidenten starteten traditionell am Donnerstagabend mit einem Konzert in Washington. Trump-Anhänger strömten zum Lincoln Memorial. © REUTERS | JONATHAN ERNST
„Make America Great Again“ steht auf der Kappe dieses Trump-Fans.
„Make America Great Again“ steht auf der Kappe dieses Trump-Fans. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Ganz in rot kam diese Frau.
Ganz in rot kam diese Frau. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Zur Feier kamen auch die Trump Töchter Tiffany und Ivanka. Jared Kushner, Ivankas Ehemann, begleitet seine Frau zum Platz.
Zur Feier kamen auch die Trump Töchter Tiffany und Ivanka. Jared Kushner, Ivankas Ehemann, begleitet seine Frau zum Platz. © REUTERS | MIKE SEGAR
Donald Trump und seine Frau Melania begrüßten die angereisten Anhänger.
Donald Trump und seine Frau Melania begrüßten die angereisten Anhänger. © REUTERS | MIKE SEGAR
Das Motto des Konzerts: „Make America Great Again! Welcome Celebration“. Tobi Keith performte auf der Bühne.
Das Motto des Konzerts: „Make America Great Again! Welcome Celebration“. Tobi Keith performte auf der Bühne. © REUTERS | MIKE SEGAR
Auch die Band 3 Doors Down trat vor historischer Kulisse auf.
Auch die Band 3 Doors Down trat vor historischer Kulisse auf. © REUTERS | MIKE SEGAR
Country-Sänger Lee Greenwood sang für Trump.
Country-Sänger Lee Greenwood sang für Trump. © REUTERS | MIKE SEGAR
Donald Trump hielt zum Abschluss des Konzerts eine Ansprache. Er kündigt an, als Präsident die vielfältig gespaltenen USA zusammenbringen zu wollen. „Wir werden Amerika für alle Amerikaner groß machen, für jedermann“, sagte er vor dem Lincoln-Memorial.
Donald Trump hielt zum Abschluss des Konzerts eine Ansprache. Er kündigt an, als Präsident die vielfältig gespaltenen USA zusammenbringen zu wollen. „Wir werden Amerika für alle Amerikaner groß machen, für jedermann“, sagte er vor dem Lincoln-Memorial. © REUTERS | MIKE SEGAR
Die gesamte Trump-Familie zeigte sich auf der Bühne.
Die gesamte Trump-Familie zeigte sich auf der Bühne. © REUTERS | MIKE SEGAR
Zum Abschluss gab es ein großes Feuerwerk.
Zum Abschluss gab es ein großes Feuerwerk. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Eine beeindruckende Szenerie.
Eine beeindruckende Szenerie. © REUTERS | MIKE SEGAR
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Fernseh-Reporter, die entlang der Strecke berichteten, wiesen darauf hin, dass mit Ausnahme der Nixon-Vietnam-Ära in den 70er Jahren Proteste am „Inauguration-Tag“ in der mehr als 240-jährigen amerikanischen Geschichte höchst selten waren. „Die Wunden des bitteren Wahlkampfes sind eben noch nicht verheilt“, sagte an der Independence Avenue ein mit seiner Familie aus Texas angereister Soldat, „hoffentlich wird Donald Trump das berücksichtigen.“

„Kauft amerikanisch und stellt Amerikaner ein“

Ob er es in seiner Rede tat, darüber gingen die Meinungen auseinander. Darin verkündete der neue Amtsinhaber eine rigorose Hinwendung aufs Nationale. Amerika first – Amerika zuerst, diesem Prinzip würden sich alle Entscheidungen künftig unterordnen. Regel Nr. 1: “Kauft amerikanisch“. Regel Nr 2: „Stellt Amerikaner ein.“

Trump ging die politischen Verantwortlichen vor seiner Zeit massiv und unversöhnlich an. Sie hätten sich bereichert, das Ausland stark gemacht, Jobvernichtung betrieben und viel zu lange Verbrechen, Drogen und Bandenkriminalität geduldet. „Dieses amerikanische Gemetzel hört hier und heute auf.“ Ohne konkret zu werden, versprach Trump, dass Amerika „wieder zu siegen beginnen wird“. Dabei warb er für Heimatliebe. „Wenn ihr euer Herz für den Patriotismus öffnet, ist kein Platz für Vorurteile.“

„Nicht begeistert“

Nach dem offiziellen Teil zog sich der neue Commander-in-Chief mit 200 handverlesenen Gästen zum Mittagessen ins Kapitol zurück. Lobster aus Maine. Angus-Steak. Korbel-Champagner aus Kalifornien. Dazu spielte das „Smithonian“-Kammerorchester. Später dann die traditionelle Parade entlang der Pennsylvania Avenue bis zum Weißen Haus.

Unterdessen ging auf der Straße die Diskussion erst richtig los. Viele Besucher, die sich wegen des Verbots von Regenschirmen mit Langstiel in Plastik-Ponchos hüllten, reagierten „zufrieden“ aber „nicht begeistert“ auf die knapp 20 Minuten langen Ausführungen Trumps.

„Bald wissen wir mehr“

„Ich hätte mir mehr Zukunftsgewandtes gewünscht und weniger Generalabrechnung. Am Ende ist aber nicht die Rede entscheidend, sondern das, was wirklich geschieht in diesem Land“, sagte die aus Boston angereiste Architektin Madeleine Showers. Wie sie, so hielten es viele mit dem Plädoyer von Trumps Lieblingstochter Ivanka. „Lassen Sie meinen Vater doch erst ins Amt kommen, lassen Sie ihn beweisen, dass sich die Kritiker geirrt haben.“

Joe Gleisenhuber, ein aus Wisconsin stammender Ingenieur, warb für Pragmatismus: „In einem halben Jahr wissen wir mehr, ob wir mit Donald Trump auf das richtige Pferd gesetzt haben.“

Wir begleiten die Feierlichkeiten in Washington mit einem Live-Blog . Alle Einzelheiten zur Amtseinführung von Donald Trump bekommen Sie hier.