Berlin. Die Bundesregierung hat von der belgischen Atomaufsicht Daten für das AKW Tihange gefordert. Damit soll ein Gutachten erstellt werden.

Die Bundesregierung will mögliche Auswirkungen eines Unfalls im umstrittenen belgischen Atomkraftwerk Tihange 2 für die grenznahe Region in Deutschland jetzt doch selbst untersuchen lassen. Die Regierung habe die belgische Atomaufsicht gebeten, Daten für das AKW zur Verfügung zu stellen, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die unserer Redaktion vorliegt.

Auf Grundlage dieser Daten solle dann das Bundesamt für Strahlenschutz beauftragt werden, eigene Ausbreitungsrechnungen durchzuführen. Die Ergebnisse sollten dann in bilateralen Gremien mit Belgien diskutiert werden, beteiligt würden auch die Bundesländer NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Kraftwerk sei eine „Zeitbombe“

Dabei geht es etwa um die Frage, ob die Planungszonen für Notfallmaßnahmen und die Evakuierung nach einem schweren AKW-Unfall ausreichen. Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, sagte, das Kraftwerk sei eine „Zeitbombe“ an der Grenze zu Deutschland.

„Vom zuständigen Bundesumweltministerium gerade jenes Landes, das wegen des Risikos den Atomausstieg beschlossen hat, erwarte ich, dass es den Gefahren dieser Zeitbombe auf den Grund geht“, erklärte Kotting-Uhl.

Schwerwiegende Strahlung befürchtet

Sie kritisierte zugleich, dass die Bundesregierung eine von der Städteregion Aachen in Auftrag gegebene Studie als unzureichend bezeichnet hatte. Die Studie der Universität für Bodenkultur in Wien kommt zum Ergebnis, dass ein von Kritikern befürchtetes Versagen des Reaktordruckbehälters in Tihange zu einer großräumigen und schweren Strahlenbelastung in der deutschen Grenzregion führen würde.

Bei bestimmten Wetterlagen sei mit einer vergleichbaren Situation wie in der 20-Kilometer-Sperrzone rund um das japanische Atomkraftwerk Fukushima zu rechnen. (ck)