So reagieren internationale Medien auf Trumps Auftritt
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Lesezeit: 6 Minuten
Berlin. Der erste große Auftritt Trumps nach der Wahl findet ein großes Medienecho. Die Reaktionen reichen von „Mafiafilm“ bis „Donnerschlag“.
Der Auftritt des künftigen US-Präsidenten vor Journalisten wird von der internationalen Presse kritisch kommentiert
„Le Figaro“ spricht von „Donnerschlägen“
Die „Neue Züricher Zeitung“ sieht Amerikas Demokratie herausgefordert
Die internationale Presse blickt überwiegend kritisch auf den ersten Auftritt Donald Trumps vor den Medien nach seiner Wahl zum amerikanischen Präsidenten. Vor allem die Beziehungen Washingtons zu Moskau beschäftigen die Kommentatoren. Ein Überblick:
• „Le Figaro“ (Frankreich): „Trump wird seine Oberbefehlshaber-Mütze mit einem angespannten Verhältnis zu seinen Spionen aufsetzen, was ärgerlich ist. Die vom künftigen Präsidenten gewünschte Annäherung mit Russland verkompliziert sich, er läuft Gefahr, ständig als Lakai (des russischen Präsidenten Wladimir) Putins behandelt zu werden. Wir sind noch weit vom Impeachment entfernt, jenem Amtsenthebungsverfahren, das schon gegen drei amerikanische Präsidenten in Stellung gebracht wurde. Aber die Ära Trump beginnt im Gewitter. Und eine Frage stellt sich immer mehr, je tiefer der Schlamm wird. Bis zu welchem Punkt kann das solide amerikanische System diese unwahrscheinliche Serie an Donnerschlägen einstecken?“
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„Radikale Wende in der Außenpolitik“
• „Times“ (Großbritannien): „Derweil sollten Amerikas Verbündete sich auf zwei Aspekte der anstehenden Präsidentschaft Trumps konzentrieren, die unzweifelhaft real sind. Trump beabsichtigt eine Annäherung an Russland und eine Kampfansage an die militärischen und wirtschaftlichen Ambitionen Chinas. Beides bedeutet eine radikale Abkehr von der bisherigen Außenpolitik der USA. Es wird Zeit für den Westen, sich ernsthaft mit der Vorstellung zu beschäftigen, dass dies eine wohlüberlegte Strategie ist, um Amerika mit Blick auf die Überreste der letzten kommunistischen Supermacht sowie die rapide wachsenden Interessen der aufstrebenden anderen Supermacht neu zu positionieren.“
• „Corriere della Sera“ (Italien): „Der, der heute das Weiße Haus verlässt, ist ein geschlagener Präsident. Der Sieg von Donald Trump im November ist eine Gefahr für Obamas politische Hinterlassenschaft. Aber es gibt etwas Schwerwiegenderes in dem Sieg von Trump und in seinem post-faktischen Universum. Der Wind hat sich gedreht. Die Medienlandschaft hat sich verändert. Es ist, als würde die gesamte Herangehensweise Obamas verstoßen. An die Stelle eines Mannes, der überzeugt davon ist, dass es die Vernunft ist, die das Handeln der Menschen regiert, dass die Kraft eines Landes in der ständigen Suche nach einem Konsens liegt, tritt im Oval Office nun ein Mann an, der seinen eigenen Erfolg auf den eigenen Befindlichkeiten, Ressentiments und der ständigen Mobilmachung gegen jemanden aufgebaut hat.“
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„Amerikas Demokratie ist herausgefordert“
• „El País“ (Spanien): „Die Drohungen gegen die Pharma-Industrie, die Anspielung auf ,gefährliche Lobbys’ und die direkte Erwähnung eines Autoherstellers, von dem er sagte, das Unternehmen werde wie bereits andere Firmen Millioneninvestitionen in den USA und den Abbau von Anlagen im Ausland ankündigen, passen eher zu einem Drehbuch eines Mafiafilms als zu einer Präsidentenrede. Gar nicht zu reden von der absurden Inszenierung mit Dutzenden von Mappen mit Dokumenten zu den Firmen, auf deren Verwaltung Trump nach eigenen Worten angeblich verzichten will. Je näher Trump dem Weißen Haus kommt, desto berechtigter wird die Sorge über die Zukunft.“
• „Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz): „Amerikas Demokratie ist herausgefordert, aber zweifellos stark genug, um diese Krise zu meistern. Zu den berühmten ,checks and balances’ des Landes gehört, dass der Chef der Bundespolizei und Spionageabwehr vom Präsidenten nicht abgesetzt werden kann; er sollte diese Stellung nutzen, um seine Untersuchung fortzusetzen und die Vorwürfe zu Trumps Verflechtungen mit Russland lückenlos aufzuklären.“
• „De Telegraaf“ (Niederlande): „Donald Trump hat sich in den letzten Wochen regelmäßig abschätzig über die amerikanischen Geheimdienste ausgelassen. Der künftige Präsident wehrte sich anfänglich gegen Schlussfolgerungen, dass die Russen hinter dem Hacken der Demokraten steckten. Die Art, in der er die Dienste disqualifizierte, hat zweifellos für böses Blut gesorgt. Ob dies jedoch bei der jüngsten Trump-Verstimmung eine Rolle gespielt hat, ist nicht sicher. Es ist zumindest recht bemerkenswert, dass die Geheimdienste es für nötig befanden, sowohl Präsident Obama, als auch seinen Nachfolger Trump über einen obskuren Bericht eines ehemaligen MI6-Agenten voller unbestätigter Anschuldigungen zu informieren.“
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„Trump wird Opfer seiner eigenen Waffe“
• „Kommersant“ (Russland): „Der künftige US-Präsident Donald Trump hat die Rede von einem „Neustart“ in den Beziehungen zu Russland für unangebracht erklärt: ,Entweder wir kommen miteinander aus oder nicht.’ Moskau hofft auf ein besseres Verhältnis zu einem erneuerten Washington. Doch der Sanktionsvorstoß einer Reihe von US-Senatoren engt den Spielraum für Trump ein und macht das Miteinanderauskommen fast unmöglich. Es wird ein umfassendes und sehr konkretes Programm der Außen- und Innenpolitik der USA vorgeschlagen, in dem Russland den Platz des Irans zugewiesen wird.“
• „Gazeta Wyborcza“ (Polen): „Trump wird nun Opfer der gleichen Waffe, zu der er selbst so gerne griff. Das von BuzzFeed veröffentlichte Material gehört eher einer anderen Kategorie von ,Postfaktismus’ an, wenn der US-Geheimdienst es für richtig hielt, es dem scheidenden Präsidenten Obama und Trump selbst zu zeigen. Leider deutet nichts darauf hin, dass Trump daraus eine Lehre ziehen würde. Dass er anerkennen würde, dass Postfaktismus eine fragwürdige Waffe ist und aufhört, sie gegen seine Gegner einzusetzen.“ (dpa)
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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