Berlin. Donald Trump ist nicht der erste, der mit einem Nazi-Vergleich für Aufregung sorgt. Selbst Kanzler griffen zu gewagten Anspielungen.

„Leben wir denn in Nazi-Deutschland?“, fragte Donald Trump per Twitter in die Welt der sozialen Medien hinaus. Offenbar hatten ihn Medienberichte, wonach Moskau kompromittierendes Material über den angehenden US-Präsidenten gesammelt habe, derart in Rage gebracht, dass er die Veröffentlichung mit den Methoden unter Adolf Hitler verglich.

Trump reiht sich damit ein in eine lange Kette von Aufregern durch gewagte Vergleiche mit den Zuständen in Deutschland während der NS-Zeit. Hier einige der drastischsten Beispiele:

Angela Merkel in Nazi-Unform – so protestierten Griechen im Oktober 2012 vor der deutschen Botschaft in Athen.
Angela Merkel in Nazi-Unform – so protestierten Griechen im Oktober 2012 vor der deutschen Botschaft in Athen. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Hannibal Hanschke

Die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel sah sich dagegen selbst mit Nazi-Vergleichen konfrontiert. Während der Euro-Krise, als es um europäische Milliardenhilfen für die Griechen ging, trugen Demonstranten in Athen mit Plakaten durch die Straßen, die die Kanzlerin in Nazi-Montur und mit Hitler-Bärtchen zeigten. Merkel hatte die Wut der Griechen auf sicht gezogen, weil sie stur auf eine rigide Sparpolitik beharrte.

Helmut Schmidt gegen Oskar Lafontaine

1982 zog Oskar Lafontaine – damals noch SPD-Mitglied – in einem Interview über den sozialdemokratischen Bundeskanzler Helmut Schmidt her. Wörtlich: „Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzise gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.“ Der Ärger in der Partei war mal wieder groß.

Schmidt schwieg lange dazu. Erst im Jahr 2008 ließ er sich zu einer Äußerung hinreißen, die man getrost als späte Antwort auf den inzwischen bei der Linkspartei gelandeten Lafontaine verstehen durfte. Charisma allein mache noch keinen guten Politiker aus, urteilte Schmidt. Und weiter: „Auch ,Adolf Nazi’ war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine ist es auch.“

Helmut Kohls brisanter Goebbels-Vergleich

Schmidts Vorgänger im Kanzleramt, Helmut Kohl, beschwor mit einem misslungenen Vergleich einmal sogar eine diplomatische Krise herauf. Kohl verglich in einem Interview mit dem US-Magazin „Newsweek“ die PR-Begabung des sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow mit der des Nazi-Propagandachefs Joseph Goebbels. Das deutsch-sowjetische Verhältnis war nachhaltig getrübt.

Das Titelbild des polnischen Magazins „Wprost
Das Titelbild des polnischen Magazins „Wprost". © picture-alliance / dpa | dpa Fotoreport

Eine ähnlichen Fall gab es in Polen. Dort traf es die CDU-Politikerin und Vertriebenen-Funktionärin Erick Steinbach. Das polnische Magazin „Wprost“ zeigte die streitbare Christdemokratin als SS-Domina auf dem Titelblatt – auf dem Rücken des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder.

Berlusconi wetterte gegen „Kapo“ Schulz

Hoch her ging es 2003 im Europäischen Parlament. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi reagierte zunehmend genervt auf die Kritik des deutschen Europapolitikers Martin Schulz (SPD) an Rom – bis dem Italiener der Kragen platzte. „In Italien wird gerade ein Film über die Nazi-Konzentrationslager gedreht, ich schlage Sie für die Rolle des Kapo (Lagerchef) vor“, sagte er zu Schulz. „Sie wären dafür perfekt.“ Der Disput führte zu einer nachhaltigen Verstimmung zwischen Rom und Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte sogar seinen Italien-Urlaub ab.

Eine deutsche Ministerin kostete ein umstrittener Nazi-Vergleich sogar den Job im Kabinett. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) sagte 2002 kurz vor der Bundestagswahl in einem Interview des „Schwäbische Tagblatts“ über den damaligen US-Präsidenten George W. Bush und seine Irak-Politik: „Bush will von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken. Das ist eine beliebte Methode. Das hat auch Hitler schon gemacht.“ Nach scharfer Kritik von allen Seiten ließ Däubler-Gmelin wissen, sie stehe nicht weiter für ein Ministeramt zur Verfügung.