Darum sorgt die Nominierung von Dan Coats für Verwunderung
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Donald Trump will Dan Coats zum Geheimdienst-Chef machen. Eine Überraschung. Coats gilt im Gegensatz zu Trump nicht als Russland-Fan.
Dan Coats weiß wie nur wenige, wie es ist, wenn sich amerikanische Sicherheitsdienste kolossal irren. Ob der künftige US-Präsident Donald Trump, der just mit CIA & Co. wegen der russischen Einmischung in die wenige Wochen zurückliegende Wahl im Clinch liegt, den 73-Jährigen auch deshalb zu seinem obersten Geheimdienst-Koordinator machen will, ist nicht überliefert. Völlig ausschließen kann man es nicht.
In seiner Funktion als Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland, musste der tiefgläubige Republikaner aus Michigan 2004 auf Geheiß der Regierung von George W. Bush dem damaligen Bundesinnenminister Otto Schily unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein heikles Geständnis machen, das noch lange die Bundespolitik beschäftigen sollte: Der Auslandsgeheimdienst CIA hatte den deutschen Staatsbürger Khaled el-Masri zu unrecht unter Terrorverdacht gestellt, entführt und gefoltert.
Coats, der seinen diplomatischen Dienst in Berlin, nur wenige Tage vor den Al-Kaida-Attentaten vom 11. September 2001 angetreten hatte, wurde das Terror-Thema bis zu seiner Rückkehr in die USA 2005 nicht mehr los. In diversen Ausschüssen beschäftigte sich der für den Bundesstaat Indiana zweimal als Senator tätig gewesene Politiker bis zuletzt mit der Frage, wie die nationale Sicherheit Amerikas am besten zu gewährleisten ist.
Dan Coats hatte sich auf Ruhestand eingestellt
Sollte der Kongress seine Ernennung bestätigen, wird der Jurist, der sich gemeinsam mit Gattin Marsha bereits auf den Ruhestand eingestellt hatte, die Position des Koordinators für sämtliche 16 US-Geheimdienste übernehmen. Amtsinhaber James Clapper hatte nach der Wahl von Donald Trump seinen Rücktritt eingereicht.
Coats Nominierung, über die gestern diverse US-Medien unter Berufung auf Trump-Vertraute berichteten, hat in Washington teilweise Verwunderung ausgelöst. Der umgängliche Anwalt, der einst für Bush die Strategie des „compassionate conservatism“, des mitfühlenden Konservatismus, prägte, hat sich im Laufe der Jahre den Ruf eines profilierten und hartnäckigen Russland-Kritikers erworben.
2014 wurde er zu zusammen mit anderen Politikern und Mitarbeitern des Weißen Hauses im Zuge der US-Sanktionen gegen Russland wegen der Annektion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim von Moskau mit einem Einreiseverbot belegt. Coats, bis zuletzt ein Befürworter harter Strafmaßnahmen gegen Russland, bezeichnete die Strafe als Auszeichnung.
Donald Trump verehrt Putin
Wie sich diese Grundkoordinaten mit Trumps starker Putin-Verehrung vertragen, zumal in der zurzeit in Washington hohe Wellen schlagenden Debatte über die angeblich gut dokumentierte Intervention des Kreml in die zurückliegende Präsidentschaftswahl, ist vielen US-Beobachtern nicht ganz klar. Anders als die komplette Geheimdienste-Elite und weite Teile der republikanischen Sicherheits-Experten im Kongress hielt Trump es bis zuletzt für nicht erwiesen, dass Moskau hinter erwiesenen Cyber-Angriffen auf die Parteizentrale der Demokraten und anderweitigen Versuchen steckt und den Wahlprozess zu Lasten von Hillary Clinton beeinflusste.
Als „Direktor für nationale Nachrichtendienste“ (DNI), einer Schaltstelle für knapp 900.000 Beschäftigte in 16 Diensten mit einem Gesamt-Jahresbudget von rund 80 Milliarden Dollar, genießt Coats demnächst das Privileg, dem Präsidenten jeden Morgen Lage-Bericht zu erstatten über die Gefahren in der Welt. Dabei kommt es auf eines besonders an: Dem Commander-in-Chief das zu sagen, was er wissen muss. Und nicht das, was er hören will.
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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