Berlin. In Deutschland sollen nach Erkenntnissen von Holocaust-Forschern mehr als 175.000 Juden gestorben sein. Mehr als bislang angenommen.

Die Zahl der Juden, die in Deutschland lebten und dem Holocaust zum Opfer fielen, ist offenbar deutlich höher, als bislang angenommen. Wie der „Spiegel“ in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe berichtet, zählen Forscher nun 175.191 Opfer. Bisher waren sie von 160.000 Toten ausgegangen.

Fast 90 Prozent der Getöteten seien in Vernichtungslagern im Osten umgekommen. Andere starben auf dem Gebiet des Deutschen Reichs durch Selbstmorde, bei der „Euthanasie“ oder in einem KZ, wie Nicolai M. Zimmermann vom Bundesarchiv berichtet.

Viele Opfer in überfallenen Ländern

Die Datenbank des Bundesarchivs erfasst alle Personen, die in Deutschland lebten und von den Nationalsozialisten als Juden angesehen wurden, sowie zum Judentum Konvertierte. Die Staatsangehörigkeit findet dabei keine Beachtung. Für die Datenbank recherchieren die Archivare in Akten und werten Angaben von Forschern, Angehörigen oder Initiativen wie dem Projekt „Stolpersteine“ aus.

Laut den Auswertungen hatten Juden in Deutschland länger Zeit, sich auf eine Emigration vorzubereiten, als die jüdischen Gemeinden in den überfallenen Ländern. Deshalb zählen diese Länder deutlich höhere Opferzahlen. Während laut Zimmermann rund 73 Prozent der Juden aus Deutschland überlebten, waren es in Griechenland nur 18 Prozent der jüdischen Bevölkerung, zitiert der „Spiegel“ aus der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“.

Insgesamt wurden rund sechs Millionen Menschen Opfer des Holocausts. (jei)