Berlin. Lieber freiwillig mit Zuschuss gehen als unter Zwang ohne: 2016 kamen auf jeden abgeschobenen Migranten zwei, die freiwillig abreisten.

In diesem Jahr haben nach Schätzungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 55.000 Migranten Deutschland freiwillig in Richtung ihrer Herkunftsländer verlassen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Die Zahl liegt so hoch wie seit Jahren nicht mehr und übersteigt die Zahl der Abschiebung deutlich. Nach BAMF-Schätzungen mussten 25.000 Menschen Deutschland zwangsweise verlassen.

Für eine freiwillige Ausreise gibt es auch von den Bundesländern abhängig verschiedene Förderprogramme. Bei einer aussichtsreichen Existenzgründung können sie bei mehreren Tausend Euro liegen zusätzlich zu Reisekostenerstattung, Reisetaschengeld und einer einfachen Starthilfe. Zum Vergleich: Die Kosten für die Sammelabschiebung von 34 Afghanen Mitte September lagen bei etwa 350.000 Euro, Personalkosten der Bundespolizei nicht eingerechnet.

Plan: Wer früher geht, bekommt mehr

Im Februar soll ein weiteres Lockmittel des Bundes hinzukommen. Laut Innenministerium ist ein Programm namens „Starthilfe Plus“ zusätzlich zur Standardfinanzierung geplant. Je früher sich Migranten für die Heimreise entscheiden, desto höher ist das Startgeld. Momentan gibt es in Deutschland etwas mehr als 200.000 Ausreisepflichtige. Darunter sind viele Geduldete, die wegen einer schweren Krankheit oder fehlender Papiere vorerst in Deutschland bleiben dürfen.

Der Großteil der freiwillig ausgereisten Menschen kehrte dem Bericht zufolge nach Albanien zurück – etwa 15.000. Jeweils rund 5000 Menschen reisten nach Serbien, in den Iran und den Irak aus. Die Zahl von Rückkehrern nach Afghanistan habe sich auf 3800 verzehnfacht. Neben den finanziellen Vorteilen einer freiwilligen Rückkehr gilt dann auch keine mehrjährige Sperre für eine legale Wiedereinreise, die bei abgeschobenen Asylbewerbern in Kraft tritt. (law)