Berlin. Die Kinderarmut in Deutschland ist laut einer neuen EU-Statistik deutlich gewachsen. Auch der Mindestlohn brachte keine Verbesserung.

Die Zahl der Kinder in Armut ist Deutschland in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Waren im Jahr 2006 hierzulande noch 1,521 Millionen Kinder unter 16 Jahren von Armut betroffen, stieg ihre Zahl bis 2015 um knapp 200.000 auf 1,715 Millionen. Das geht aus aktuellen Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Die Armutsquote in dieser Altersgruppe nahm von zwölf auf 14,6 Prozent zu, trotz guter Konjunktur.

Die Daten hatte die Fraktionsvize der Linken im Bundestag, Sabine Zimmermann, bei der EU-Behörde abgefragt. Sie sagte unserer Redaktion: „Besonders zu Weihnachten spüren viele Kinder, dass sie in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen müssen.“ Für arme Eltern sei es ungleich schwerer, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren.

Höhere Hartz-IV-Sätze gefordert

Die Daten zeigen, dass auch die Einführung des Mindestlohns 2015 keine Verbesserung brachte. Im Jahr 2013 galten laut EU-Statistik in Deutschland 1,701 Millionen Kinder als arm, 14.000 weniger als 2015 registriert wurden. Die Armutsquote lag 2013 bei 14,4 Prozent.

Zimmermann nannte Kinderarmut „einen der größten Skandale in einem der reichsten Länder der Erde“. Sie forderte eine Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und eine Kindergrundsicherung. Zur Bekämpfung der Elternarmut müssten prekäre Beschäftigungen zurückgedrängt und der Mindestlohn auf zwölf Euro erhöht werden.

Im Sommer waren Daten der europäischen Statistikbehörde bekannt geworden, nach denen in Deutschland sogar 2,27 Millionen Kinder betroffen sind. Damals wurde allerdings nicht nur Armut aufgrund des Einkommens erfasst, sondern auch nach Hinweisen auf soziale Ausgrenzung gefragt.