Berlin/Straßburg. Es war ein emotionaler Abschied: Martin Schulz hielt am Mittwoch seine letzte Rede als EU-Parlamentspräsident. Dabei gab’s auch Kritik.

Es war seine letzte Rede als Präsident des Europäischen Parlaments in Straßburg. Vor seinem Wechsel in die Bundespolitik hielt der SPD-Politiker Martin Schulz ein kurzes, aber flammendes Plädoyer für Europa. Hier seine stärksten Aussagen:

Als Schulz zu Beginn sagte, dass dies seine letzte Rede als Parlamentspräsident sei, gab es höhnischen Beifall aus den Reihen der Rechtsextremen. Schulz konterte: „Die Attacken von Ihrer Seite sind der Stolz eines jeden europäischen Demokraten.“

Zur Institution des EU-Parlaments: „Das Europäische Parlament ist heute einflussreicher als je zuvor. Es ist uns gelungen, das Parlament zum Hort der europäischen Demokratie zu machen. Dies ist eine einzigartige Institution.“

Zu nationalistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen in den EU-Mitgliedsländern: „Mit aller Kraft werde ich mich gegen diesen Hass auch künftig stellen, egal von welcher Stelle aus.“

Zu seinem Abschied als Präsident: „Dies ist ein bewegender Moment für mich. Voller Demut danke ich Ihnen für die gemeinsame Arbeit in den letzten fünf Jahren.“

„Mister Europa“ Martin Schulz in Fotos

Er steht für das Projekt Europa, nun zieht es ihn nach Berlin. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) kandidiert für den Bundestag. Das Foto zeigt Schulz an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt.
Er steht für das Projekt Europa, nun zieht es ihn nach Berlin. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) kandidiert für den Bundestag. Das Foto zeigt Schulz an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt. © REUTERS | REUTERS / NTB SCANPIX
Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen.
Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen. © dpa | Stephanie Lecocq
Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU.
Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU. © dpa | Axel Heimken
SPD-Mitglied Schulz wechselt nun in die Bundespolitik – doch welche Ämter er in Berlin anstrebt, ist noch offen.
SPD-Mitglied Schulz wechselt nun in die Bundespolitik – doch welche Ämter er in Berlin anstrebt, ist noch offen. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Es wurde spekuliert, Schulz solle als Kanzlerkandidat der SPD für die Wahl 2017 in Stellung gebracht werden.
Es wurde spekuliert, Schulz solle als Kanzlerkandidat der SPD für die Wahl 2017 in Stellung gebracht werden. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft.
In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft. © imago | ZUMA Press
2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“.
2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“. © imago | Agentur Baganz
Im September 2015 empfing Martin Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg.
Im September 2015 empfing Martin Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt von Hausherr Martin Schulz.
Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt von Hausherr Martin Schulz. © REUTERS | REUTERS / POOL
2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments.
2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017.
Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017. © dpa | Michael Kappeler
Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London.
Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London. © REUTERS | REUTERS / STEFAN WERMUTH
Die drei von der SPD: Parteichef Sigmar Gabriel, Noch-Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz – wird Schulz Nachfolger von einem der beiden?
Die drei von der SPD: Parteichef Sigmar Gabriel, Noch-Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz – wird Schulz Nachfolger von einem der beiden? © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Das „Projekt Europa“ will Schulz künftig von Berlin aus begleiten, kündigte er in Brüssel an.
Das „Projekt Europa“ will Schulz künftig von Berlin aus begleiten, kündigte er in Brüssel an. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
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Martin Schulz hatte im November angekündigt, in die Bundespolitik zu wechseln. Welchen Posten er dort anstrebt, ist noch unklar.

Nachfolger wird im Januar gewählt

Die Wahl seines Nachfolgers ist für den 17. Januar geplant, der Ausgang offen – denn keine Partei kann ohne die Unterstützung von anderen Parteien ihren Kandidaten sicher durchsetzen. Die konservative Europäische Volkspartei (EVP), der unter anderem CDU und CSU angehören, ist derzeit die stärkste Gruppe.

Die EVP hatte am Montag den Italiener Antonio Tajani als Kandidaten für die Wahl des nächsten EU-Parlamentspräsidenten aufgestellt. Der 63 Jahre alte Jurist gehört in seinem Heimatland der konservativen Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi an. Er sitzt seit 1994 im Europaparlament und war zwischendurch zweimal EU-Kommissar. (W.B./dpa)