Liebesgrüße an Moskau: Trump will Putin-Freund als Minister
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Trump und sein reicher, Russland-freundlicher Außenminister-Kandidat Rex Tillerson sorgen für Irritationen. Gegenwind im Parlament.
Wenn Donald Trump in die Bredouille gerät, wenn seine weltweiten Geschäftsbeziehungen in die Schlagzeilen geraten, lenkt der künftige Präsident Amerikas gern mit neuen Personalien ab. So auch am Dienstag, als er erst den Chef des Öl-Riesen Exxon-Mobil, Rex Tillerson (64), offiziell als Außenminister nominierte. Und später mit Rick Perry, Ex-Gouverneur und im Wahlkampf noch Trump-Gegner, einen weiteren Texaner mit der Position des Energie-Ministers betraute.
Plötzlich redete kaum mehr jemand darüber, dass Trump eine lange versprochene Pressekonferenz stickum auf Januar verschob. Trump wollte am Donnerstag Auskunft darüber geben, wie er sein milliardenschweres Firmen-Geflecht rechtlich so unbedenklich von sich abtrennen will, auf dass ihm im Oval Office nicht fortlaufend Interessenkonflikte vorgeworfen werden können.
Vermögenswerte von Trumps Kabinett: rund 20 Milliarden
Da haben Trump und Tillerson nach Ansicht führender Republikaner manches gemein. Beide sind schwer reich. Tillersons Abschiedspaket bei Exxon-Mobil wird auf über 300 Millionen Dollar geschätzt. Er reiht sich damit nahtlos ein ins Gefüge der auffällig vielen Milliardäre und Multi-Millionäre im künftigen Kabinett Trumps. Vermögenwerte: um die 20 Milliarden Dollar. Und der nächste Kandidat der Wall Street steht schon im Wartestand. Der Präsident der Großbank Goldman Sachs, Gary Cohn, wird oberster Wirtschaftsberater.
Während Trump Tillerson als „Weltklasse-Spieler“ bezeichnet („Seine Hartnäckigkeit, große Erfahrung und profunde Kenntnis der Geopolitik machen ihn zu einer ausgezeichneten Wahl“), sehen Wortführer im Parlament wie Republikaner John McCain in den engen Geschäftskontakten Tillersons zu Russlands Präsident Wladimir Putin ein „ernstes Problem“. Der frühere Präsidentschaftskandidat aus Arizona kündigte für die anstehenden Anhörungen im Senat Sperrfeuer an. Dort ist die erforderliche Zustimmung nicht sicher. Vier Senatoren von republikanischer Seite dagegen – schon wäre der Kandidat gekippt.
Nicht mehr nutzen
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Tillerson lehnt Russland-Sanktionen wegen Ukraine ab
Unter Tillersons Führung hat der weltgrößte private Öl-Produzent seine Geschäfte in Russland massiv ausgebaut. Putin schätzt die auf Berechenbarkeit setzende Ein-Mann-ein-Ehrenwort-Haltung Tillersons. Er belohnte den leidenschaftlichen Pferdezüchter, der die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen Krim und Ukraine ablehnt, 2013 mit dem Orden der Freundschaft. Moskau zeigte sich erfreut über die Nachricht vom Klassenfeind. Tillerson sei „pragmatisch“, ein „solider Profi“.
Vielen Kongress-Abgeordneten kommen solche Attribute so gar nicht in den Sinn. Seit durch US-Geheimdienst-Berichte bekannt ist, dass Putin-hörige Computer-Hacker sich pro Trump massiv in die Präsidentschaftswahl eingeschaltet haben sollen, herrscht Alarmstimmung. Von Untersuchungs-Ausschüssen ist die Rede. Wird Tillerson für Putin Partei ergreifen? EU-Abgesandte in Washington sehen bang in die Zukunft: „Die Sanktionen gegen Russland werden nicht mehr lange Bestand haben.“
Keine Regierungserfahrung – „Grund zur Beunruhigung“
Dass Trump am Ende des an eine TV-Casting-Show erinnernden Auswahlverfahrens auf Tillerson verfiel, geht auf etablierte Republikaner-Kreise zurück, die Trump im Wahlkampf noch als Wurzel allen Übels bezeichnet hatte. Die früheren Außenminister James Baker und Condoleeza Rice wie auch der ehemalige Verteidigungsminister Bob Gates warfen sich für den ruppig wirkenden Ingenieur ins Zeug. Denn Rest besorgte das Bauchgefühl.
Trump, selbst Alpha-Männchen, ließ sich von dem polyglotten Manager, der mit Staats- und Regierungschefs in mindestens 50 Ländern persönlich bekannt ist, am Wochenende bei einem Essen in New York beeindrucken. Der frühere Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, der sich bis zur Selbstverleugnung Hoffnungen auf den Chefposten im State Departement gemacht hatte, ging leer aus.
US-Medien loben die erwiesene Weltgewandheit Tillersons, der anders als Trump kein Klimawandel-Zweifler ist. Gleichwohl bestünden „große Angriffsflächen“, weil seine Putin-Öl-Connection die Glaubwürdigkeit auf diplomatischem Parkett verschatten könne. Dass nach dem Greenhorn Trump ein ebenso regierungsunerfahrener Mann das Außenministerium übernimmt, sei ein „Grund zur Beunruhigung“.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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