Borken. Viele Politiker klagen über Drohungen und Beschimpfungen per E-Mail. Einem SPD-Chef aus dem Münsterland wurde dies zuviel – er geht.

Der Bocholter SPD-Vorsitzende Thomas Purwin ist nach Hassmails gegen seine Familie von seinem Amt zurückgetreten. „In den letzten Mails ging es nicht nur gegen mich, sondern auch gegen meine Lebensgefährtin und insbesondere gegen meine Tochter“, teilte Purwin (35) am Dienstag mit.

Er habe gelernt, mit den gegen ihn gerichteten Mails umzugehen. Jetzt sei aber eine Grenze überschritten. Deshalb ziehe er sich „schweren Herzens aktuell aus der Bocholter Lokalpolitik“ zurück. Purwin leitet das Standesamt der Stadt im Münsterland. Er war seit dreieinhalb Jahren Chef des Ortsvereins.

Der Staatsschutz ermittelt

Er und andere Kommunalpolitiker hatten in den vergangenen Monaten immer wieder Hassmails vor allem mit fremdenfeindlichem Charakter erhalten. Im Oktober hatte die Bocholter SPD wegen der Drohungen gegen Purwin einen Parteitag abgesagt.

Der Staatsschutz der Polizei Münster ermittelt in dem Fall. Ende Oktober war die Wohnung eines 46-Jährigen in Bocholt durchsucht worden. Der Mann habe bestritten, Hassmails verfasst zu haben. Nach der Befragung sei der Mann wieder entlassen worden, hatte die Polizei damals mitgeteilt.

Seitdem hatte Purwin innerhalb und außerhalb seiner Partei viel Zuspruch und Unterstützung erhalten. So hatte auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei Facebook unter anderem erklärt: „Thomas, du hast meine absolute Solidarität!“

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Viel Rückhalt für Purwin im Netz

Auch nach seinem Rücktritt an diesem Dienstag gab es auf Facebook sofort Unterstützung für Purwin. „Wir alle haben als Bürger dieser Republik die Verpflichtung uns den Feinden der Demokratie in den Weg zu stellen. Ich bin zutiefst erschüttert und hoffe auf starke politische Zeichen über Parteigrenzen hinweg!“, hieß es dort beispielsweise.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Coße aus dem Münsterland schrieb unter anderem: „Das macht mich wütend! Mich erinnert das sehr an dunkele Zeiten in unserer Geschichte.“

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SPD: Drohungen sind beschämend

Der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen SPD, André Stinka, nannte die Drohungen und Hassmails beschämend. „Sie richten sich gegen alle Demokratinnen und Demokraten.“ Purwins „sehr persönliche Entscheidung respektieren wir, auch wenn wir seinen Schritt sehr bedauern“. Die Täter müssten schnell identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden.

Auch FDP-Chef Christian Lindner verurteilte die Attacken gegen Purwin scharf. „Es ist schrecklich, dass wir so weit sind, dass Politiker, die für die Demokratie tätig sein wollen, sich nicht nur mit Herabwürdigung konfrontiert sehen, sondern sogar um ihr Leben fürchten müssen“, sagte er am Dienstag in Düsseldorf. (dpa/W.B.)