Straßburg. Der IS verschleppte Nadia Murad und Lamia Baschar. Die Jesidinnen kämpfen gegen Menschenhandel und erhalten dafür den Sacharow-Preis.

Zwei Jesidinnen aus dem Irak erhalten am Dienstag den Sacharow-Preis des Europaparlaments. Nadia Murad und Lamia Adschi Baschar waren von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) als Sexsklavinnen verschleppt worden und entkamen.

Seither setzen sie sich für die Menschenrechte ihrer Glaubensgemeinschaft ein. Die beiden Frauen verbinde eine „schmerzliche und tragische Geschichte“, sagte Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) bei der Bekanntgabe im Oktober. Der Menschenrechtspreis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.

Massaker im Heimatort

Die beiden Frauen kämpften laut Schulz um ihr Überleben, um später gegen die Straflosigkeit der Täter anzugehen. Ihr Mut und ihre Würde seien unbeschreiblich. Heute setzen sie sich für Opfer von sexueller Gewalt und gegen die Versklavung von Menschen durch den IS ein.

Die Terrororganisation überfiel im August 2014 Murads und Baschars Heimatort und massakrierte nach Angaben des EU-Parlaments die männlichen Bewohner. Die Frauen und Kinder des Ortes wurden versklavt, wiederholt verkauft und als Sexsklavinnen ausgebeutet und missbraucht.

Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen

Murad gelang Ende 2014 die Flucht. Mit einem Sonderprogramm für IS-Opfer kam sie nach Deutschland. Im September 2016 wurde sie zur Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen für die Würde der Überlebenden des Menschenhandels ernannt. Baschar unternahm mehrere Fluchtversuche, bevor sie entkommen konnte, wie das Parlament erklärte. Auf der Flucht sei sie durch eine Tretmine verletzt worden und nahezu erblindet.

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 jährlich verliehen. Benannt ist er nach dem 1989 verstorbenen sowjetischen Physiker, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow. Dieser hatte 1970 in der Sowjetunion ein Komitee zur Durchsetzung der Menschenrechte und Verteidigung politisch Verfolgter gegründet. Preisträger 2015 war der saudi-arabische Blogger Raif Badawi. (epd)