Berlin. Derzeit befinden sich 348 Journalisten in Haft, 52 gelten als enführt. Das berichtet Reporter ohne Grenzen in ihrem Jahresbericht 2016.

Die Repressionswelle in der Türkei treibt Journalisten in dei Gefängnisse. Weltweit befinden sich 348 Medienschaffende in Haft. Das berichtet die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), die am Dienstag ihren Jahresbericht 2016 veröffentlichte.

Die meisten Journalisten sind aufgrund ihrer Arbeit in den Staaten Türkei, China, Syrien, Ägypten und Iran inhaftiert. Bei den 348 Inhaftierten handelt es sich um 187 professionelle Journalisten, 146 Blogger und Bürgerjournalisten sowie 15 sonstige Medienmitarbeiter. Als entführt gelten derzeit 52 Medienschaffende, und zwar ausnahmslos in Syrien, Jemen und Irak. 21 von ihnen befinden sich in der Gewalt des sogenannten „Islamischen Staat“.

Hexenjagd in der Türkei

Starke sorgen macht ROG-Vorstandssprecherin Britta Hilpert unter anderem die Situation in der Türkei: „Die Hexenjagd gegen Journalisten in der Türkei sprengt alle bekannten Dimensionen.“ In den türkischen Gefängnissen säßen derzeit weit über 100 Journalisten. Bei 41 von ihnen besteht nach Angaben der Organisation ein klarer Zusammenhang der Haft mit ihrer journalistischen Tätigkeit.

Bei Dutzenden weiteren sei der Zusammenhang nicht auszuschließen, habe sich bislang aber nicht mit Sicherheit feststellen lassen. Oft erführen selbst die Verhafteten und ihre Anwälte über längere Zeit nicht, was genau die Justiz ihnen zur Last legt.

Forderung nach einem Sonderbeauftragten

In China sind derzeit 103 Medienschaffende im Gefängnis, so ROG. In Ägypten seien mindestens 27 Journalisten wegen ihrer Arbeit in Haft. Das Regime von Präsident al-Sisi gehe „gnadenlos“ gegen jeden vor, der im Verdacht steht, Kontakt zur Muslimbruderschaft zu unterhalten. Häufig sei die Grundlage für diesen Verdacht äußerst zweifelhaft.

Um die Situation von Journalisten weltweit zu verbessern, fordert ROG die Einsetzung eines Sonderbeauftragen bei den Vereinten Nationen. Dieser solle sich für den Schutz von Reportern einsetzen und diesbezügliche Bemühungen verschiedener Institutionen koordinieren. (ots/JS)