Caracas. Venezuela steckt tief in der Krise. Da greift die Regierung auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen – ohne Rücksicht auf Weihnachtsgeschenke.

Zwei Wochen vor Weihnachten hat die venezolanische Regierung bei einem Händler in der Hauptstadt Caracas rund 3,8 Millionen Spielsachen beschlagnahmt. Die Aufsichtsbehörde Sundde, die in dem südamerikanischen Land für gerechte Preise zuständig ist, wirft dem Unternehmen vor, die Spielzeuge gehortet und nun zu überhöhten Preisen angeboten zu haben.

„Wir verurteilen die Verletzung der sozioökonomischen Rechte unserer Jungen und Mädchen“, zitierte die Behörde den Sundde-Chef William Contreras am Wochenende auf Twitter. Die Firma agiere unpatriotisch.

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Land steckt in einer tiefen Krise

Venezuela befindet sich in einer anhaltenden Versorgungskrise. Der niedrige Ölpreis, fehlende Devisen und Misswirtschaft machen dem Land zu schaffen. Die Inflation hat in den vergangenen Wochen noch einmal drastisch angezogen.

Bei der Spielzeug-Aktion wurden auch zwei Manager festgenommen. Die Regierung wolle das Spielzeug jetzt an lokale Versorgungskomitees weitergeben, hieß es. Diese sollten die konfiszierten Sachen zu „gerechten“ Preisen verkaufen.

Der Präsident der venezolanischen Handelskammer, Francisco Fernández, kritisierte die Aktion als „unverantwortlich“. Die Regierung gefährde das Privateigentum und behindere das Schaffen von Jobs. „Das war Plünderung des Inventars“, sagte er dem Sender CNN.

Präsident Nicolás Maduro regiert in Venezuela mit harter Hand.
Präsident Nicolás Maduro regiert in Venezuela mit harter Hand. © dpa | Miraflores / Handout

Die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise hat das eigentlich ölreiche Land in eine anhaltende Krise gestürzt. Die Opposition wirft der Regierung Misswirtschaft und einen diktatorischen Regierungsstil vor. Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro hingegen beschuldigt die Opposition, mit einem Wirtschaftskrieg und ausländischer Unterstützung eine Umsturzstimmung im Land zu provozieren.

Tonnenweise Geldscheine aus dem Verkehr gezogen

Vor diesem Hintergrund hat die Regierung in Caracas am Wochenende den Geldschein im Wert von 100 Bolívares (etwa 15 Euro) aus dem Verkehr gezogen. Der Schritt sei eine Verteidigungsmaßnahme im Wirtschaftskrieg gegen das Land, sagte Präsident Maduro am Sonntag. Ein Tweet der regierenden sozialistischen Partei zeigt stapelweise eingelagerte Geldscheine.

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Vor allem aus Kolumbien, aber auch aus Deutschland, Tschechien und der Ukraine sei in den vergangenen Jahren gezielt Bargeld aus Venezuela abgezogen worden, um der Wirtschaft des sozialistischen Landes zu schaden. Dahinter stecke das US-Finanzministerium.

Streitkräfte sichern die Grenzen

Die Venezolaner sollen nun innerhalb von 72 Stunden ihre 100-Bolívares-Scheine umtauschen oder auf ihre Konten einzahlen. Danach verlieren sie ihren Wert. Er habe die Streitkräfte zudem angewiesen, die Grenzen zu sichern, um zu verhindern, dass aufgekaufte 100-Bolívares-Noten zurück in das Land gelangten, sagte Maduro.

Wegen der galoppierenden Inflation werden in den kommenden Tagen ohnehin größere Geldscheine eingeführt. Es sollen Scheine im Wert von 500, 1000, 2000, 5000, 10.000 und 20.000 Bolívares in Umlauf gebracht werden. Auf dem Schwarzmarkt werden derzeit für einen Dollar bis zu 4400 Bolívares gezahlt. (dpa)