Berlin. Die CDU-Basis stärkt der Parteichefin den Rücken – aber nur ein bisschen. Das Ergebnis für Merkel ist nicht überragend. Ein Kommentar.

„Ihr müsst mir helfen! Es geht nur Hand in Hand“, hatte Angela Merkel am Ende ihrer Rede auf dem CDU-Parteitag die Delegierten direkt angesprochen. Das Ergebnis von 89,5 Prozent, das die Parteichefin am Dienstnachmittag bei ihrer Wiederwahl einfuhr, zeigt: Die Basis hat den ganz engen Schulterschluss mit der Vorsitzenden verweigert.

Es ist das zweitschlechteste Parteitags-Ergebnis Merkels, seit sie im Jahr 2000 an die Spitze der CDU gewählt wurde.

Schon die kritischen Stimmen in der Aussprache nach Merkels Essener Rede hatten angedeutet, dass der Unmut über den Kurs der Kanzlerin in den Reihen der Christdemokraten nicht ohne Folgen bleiben würden. Merkels Flüchtlingspolitik des „Wir schaffen das“, ihre Sozialdemokratisierung der CDU, das unscharf gewordene Profil der Partei – all das hatte in den letzten Jahren viele CDU-Mitglieder geärgert.

Merkel kann mit dem Ergebnis leben

Insofern sind die 89,5 Prozent ein ehrliches Ergebnis, mit dem die Parteichefin aber auch leben kann. Das Votum ist jedenfalls weit entfernt von den desaströsen 74,3 Prozent, die ihr Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel im vergangenen Jahr beim SPD-Parteitag hatte einstecken müssen.

Merkel selbst war es, die in Essen auf den schwierigen Wahlkampf hingewiesen hat, der der CDU im nächsten Jahr ins Haus stehe. Für die CDU wird es nun darauf ankommen, in diesen Wahlkampf mit größtmöglicher Geschlossenheit zu ziehen. Der Zusammenhalt war in den vergangenen Jahrzehnten oft ein Bonus, der die Union von der SPD unterschied. Und eine Alternative zu Merkel hat die CDU nicht parat.

Angela Merkel hat in Essen ihren Kritikern die Hand gereicht. Ob diese sie ergreifen, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Das macht den Wahlkampf für die Kanzlerin nicht leichter.