Berlin. Das gescheiterte Referendum in Italien ist ein herber Schlag für die EU und den Euro. Die Folgen der Wahl sind kaum kalkulierbar.

Gut möglich, dass dieser Wahlsonntag einmal als Wendepunkt in die politische Geschichte Europas eingehen wird. In Italien steht die Regierung von Matteo Renzi vor dem Aus, die Populisten von Beppe Grillo bis Silvio Berlusconi setzen bereits zum Sprung an die Macht an.

Sicher ist schon jetzt: nach dem Wahlabend von Rom wird die europäische Politik ab sofort noch schwerer kalkulierbar als sie es zuletzt ohnehin schon war.

Renzi galt, bei aller Kritik an seiner Politik, als Europäer. Was nun in Italien droht, ist dagegen unkalkulierbar. Sowohl die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung Grillos als auch die ausländerfeindliche Lega Nord dürften neuen Aufwind bekommen. Aus dem europäischen Gründungsmitglied Italien ist ein Wackelkandidat geworden.

Wie reagieren nun die Finanzmärkte?

Denn was etwa in Italien geschieht, wenn dort das desolate Bankensystem kollabieren sollte und sich die internationalen Finanzmärkte gegen das Land positionieren, ist unabsehbar. Ein Ausstieg aus dem Euro ist nicht ausgeschlossen. Kippt aber Italien, ist ein Auseinanderbrechen des Euroraums oder gar der EU nicht mehr ausgeschlossen.

Das Referendumergebnis dürfte zudem die Populisten in anderen EU-Ländern weiter stärken. Etwa in Frankreich, wo ein komplett abgewirtschafteter Präsident Hollande das ohnehin angeschlagene Vertrauen die politische Elite durch seine dilettantische Amtsführung noch weiter beschädigt hat. Was geschieht, wenn im nächsten Frühjahr die Franzosen eine Marine Le Pen zur Präsidentin wählen? Die Stimmen der Abwiegler sind jedenfalls merklich leiser geworden, seit dem von vielen für unvorstellbar gehaltenen Sieg des Populisten Donald Trump in den USA.

Und wohin die Wahlsiege die deutsche AfD noch tragen werden, ist auch noch längst nicht ausgemacht.

Schulden- und Flüchtlingskrise drücken

Es steht nicht gut um Europa. Die Großthemen Schuldenkrise und Flüchtlinge sind längst nicht abgehakt, der Brexit-Schock ist nicht verdaut - und nun wackelt mit Italien ein Kernland der Union. Dass die Österreicher dem FPÖ-Mann Norbert Hofer den Sieg bei der Bundespräsidentenwahlen am Sonntag verwehrten, ist da nur ein kleiner Trost.

2017 wird zum Schicksalsjahr der EU. Schaffen es die besonnenen Kräfte nicht, den scheinbar einfachen Lösungen der Populisten einen seriösen, für die Menschen nachvollziehbaren Gegenentwurf entgegenzustellen, wird dieser Wahlsonntag später nicht nur einen Wendepunkt, sondern den Anfang vom Ende der EU markieren.