Berlin. Das Netz eröffnet viele Möglichkeiten – aber auch Platz für Kriminelle. Verbraucher müssen sich besser selbst schützen. Ein Kommentar.

Es ist eine wunderbare Erzählung, mit der die Industrie und die Digitalwirtschaft die Begeisterung der Kunden für unzählige neue Geräte wecken wollten: Die Erzählung vom intelligenten Zuhause, dem „Smart Home“, in dem vom Fernseher über den Kühlschrank bis zum Garagentor alles miteinander vernetzt ist und selbstverständlich über das Internet mit uns und mit den anderen Geräten kommuniziert.

Und tatsächlich eröffnet das Internet der Dinge neue, ungeahnte Möglichkeiten. Manches wirkt noch etwas skurril, vieles ungeheuer praktisch: Wir können zum Beispiel die Heizung wärmer stellen, bevor wir nach Hause kommen, das Licht, die Stereoanlage und den Fernseher fernsteuern und an unsere Stimmungslage anpassen, bevor wir das Haus überhaupt betreten – oder es würde unsere Anwesenheit bis hin zur Toilettenspülung nur simulieren, um Einbrecher fernzuhalten.

Das schlaue Haus würde den Stromverbrauch selbst überwachen, vor Wettergefahren warnen und Wasserschäden bemerken. Und der Putzroboter hätte natürlich längst alles sauber gemacht, bevor wir, die Menschen, die Tür aufmachen. Auch der Kühlschrank könnte in Zukunft in unserer Abwesenheit schon mal unsere Lieblingsspeisen vorbestellen, während der Backofen punktgenau die Pizza knusprig grillt.

Intelligente Geräte kommunizieren online mit anderen Geräten

Möglich macht all dies das Internet der Dinge. Gemeint sind damit intelligente Geräte, die online mit anderen Geräten kommunizieren und dadurch Probleme lösen und Prozesse beschleunigen können.

Auch in der Industrie erhoffen sich Manager mehr Effizienz von Maschinen, die mit anderen Maschinen kommunizieren. Die Auslastung von Fuhrparks kann zum Beispiel erhöht werden, wenn alle Fahrzeuge permanent ihre Position und ihren Ladezustand über das Internet mitteilen. Und in manchen Fabriken bestellen Maschinen am Fließband schon heute selbst ihren Nachschub bei anderen Maschinen, während intelligente Lagerroboter den Vorrat verwalten und permanent Nachbestellungen auslösen – der Mensch schaut nur noch zu.

Ob zu Hause oder in der Fabrik, ohne den Datentransfer über das Internet läuft nichts. Und das ist, wie sich dieser Tage am Fall Telekom wieder einmal zeigt, ein großes Problem, an dem der schöne Traum der intelligenter Vernetzung krachend scheitern könnte. Denn das Internet ist leider kein Ponyhof. Es ist eben auch ein Tummelplatz von zwielichtigen Firmen, Kriminellen, Betrügern und Geheimdiensten aller Herren Länder, die aus jeweils unterschiedlichen Interessen an die Daten von Privatleuten und Unternehmern kommen wollen.

Je vernetzter wir leben, desto mehr Kontrolle ist möglich

Das Internet der Dinge zeigt hier seine Kehrseite: Je vernetzter, desto kontrollierbarer, desto umfassender zu überwachen sind wir auch. Und je näher die intelligenten Geräte an unser Privatleben herankommen, je mehr sie uns wie im Fall der Wearables, der intelligenten Kleidung sogar auf den Leib rücken, desto schutzloser und erpressbarer werden wir sein.

Denn die Hoffnung, dass, wer nichts zu verbergen habe, auch nichts zu befürchten habe, war von jeher ein gefährlicher Trugschluss. Jeder hat etwas zu verbergen und jeder kann schuldlos zum Ziel werden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Verbraucher wachsamer werden und ihre Privatsphäre aktiv schützen.

Aber auch die Digitalwirtschaft muss Sicherheitslösungen anbieten, die ihr Versprechen halten. Nur wer seine Kunden schützen kann, verdient Vertrauen. Sonst wird aus der schönen Erzählung von intelligenten Maschinen bald die gruselige Geschichte vom Internet der bösen Dinge.