Berlin. Der Bundesverfassungsschutz hat einen mutmaßlichen Islamisten in den eigenen Reihen enttarnt. Der Mann verriet sich selbst im Netz.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat einen mutmaßlichen islamistischen Maulwurf in den eigenen Reihen enttarnt. Der Mann habe sich im Internet unter falschem Namen islamistisch geäußert und Dienstgeheimnisse verraten, sagte ein Sprecher der Behörde dem „Spiegel“ und der „Welt“ am Dienstag. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf war der Mann erst im April 2016 als Quereinsteiger vom Verfassungsschutz eingestellt worden, um die islamistische Szene in Deutschland zu observieren.

Die „Welt“ berichtete, der Verdächtige habe vorgehabt, einen Sprengstoffanschlag auf die Zentrale des BfV in Köln zu verüben. Laut „Spiegel“ hat der Mann inzwischen ein Teilgeständnis abgelegt. Demnach sei sein Ziel gewesen, das Bundesamt zu infiltrieren und Informationen für einen Sprengstoffanschlag auf das Haupthaus im Kölner Stadtteil Chorweiler zu sammeln. Daher werde gegen ihn wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

Noch keine konkreten Vorbereitungen

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat Berichte über einen geplanten Bombenanschlag durch einen Islamisten in den Reihen des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) relativiert. Die Ermittlungen hätten bisher keine Hinweise ergeben, dass eine Gefahr bestanden habe, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Ralf Herrenbrück, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend. Es werde aber weiter ermittelt.

Ein Sprecher des Bundesamtes bestätigte der dpa die Festnahme des Mannes, nicht aber die Anschlagspläne. Bisher gebe es keine Belege für eine konkrete Gefahr für das Amt und seine Mitarbeiter. Der Verdächtige habe in einschlägigen Internet-Chats angeboten, sensible Informationen über das BfV weiterzugeben, die zu einer Gefährdung des Amtes hätten führen können. Er sei erst vor kurzem eingestellt worden und habe sich im Bewerbungsverfahren, bei der Ausbildung und in seinem Einsatzbereich unauffällig verhalten.

Dienstgeheimnisse zusammengetragen

Der Festgenommene – ein 51 Jahre alter Deutscher, laut „Süddeutsche Zeitung“ ein spanischer Familienvater, der inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe – hat laut „Welt“ in einer Vernehmung erklärt, es sei „im Sinne Allahs“, einen solchen Anschlag gegen das BfV zu verüben. Offenbar habe der Mann aber noch nicht mit konkreten Anschlagsvorbereitungen begonnen. Laut „Spiegel“ kamen die Behörden dem Verdächtigen vor rund vier Wochen auf die Spur. Gegen ihn sei Haftbefehl erlassen worden, die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittele.

Die Ermittler fanden nach „Spiegel“-Angaben im Besitz des Mannes Speichermedien mit Informationen, zum Beispiel zu Einsätzen und Einsatzorten. Diese habe er im Internet unter verschiedenen Alias-Konten gegenüber einem Chatpartner verraten, teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf dem Magazin mit.

Im Chat soll sich der Verdächtige demnach als BfV-Mitarbeiter zu erkennen gegeben und angeboten haben, Gleichgesinnte ins Bundesamt einzuschleusen, um einen Anschlag gegen die „Ungläubigen“ verüben zu können. Er habe dabei nicht gewusst, dass sein Chatpartner selbst ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes war. Es gebe bislang zudem keine Hinweise, dass sich der Mann auch anderen Gleichgesinnten gegenüber offenbart haben könnte.

Meldung von V-Mann führte zu Ermittlungen

Nach „Spiegel“-Informationen wusste die Familie des Beschuldigten nichts von dessen Konvertierung zum Islam, die 2014 telefonisch erfolgt sein soll. Seinen Treueeid soll er demnach gegenüber dem salafistischen Prediger und Anwerber Mohamed Mahmoud geleistet haben, einer Szenegröße aus Berlin, die mittlerweile für die Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien kämpft.

Auch die „Welt“ berichtet, mindestens eine der von dem Verdächtigen im Internet angesprochenen Personen habe selbst als V-Mann für das BfV gearbeitet. Aufgrund der Meldung dieses V-Mannes seien die Ermittlungen aufgenommen worden. (dpa)