Berlin. Fidel Castro hat stets polarisiert, das zeigen auch die Reaktionen auf seinen Tod: Erfolgreicher Sozialrevolutionär oder Unterdrücker?

Der Tod des früheren kubanischen Staatschefs Fidel Castro hat international gemischte Reaktionen ausgelöst. Viele Politiker würdigten Castro als prägende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts, erinnerten aber auch an die diktatorischen Züge seines Regimes. In den USA feierten dagegen Exil-Kubaner das Ende der Ära Castro.

Die Gegner Castros und seiner kommunistischen Politik versammelten sich noch am Freitagabend auf den Straßen von Miami im US-Bundesstaat Florida. Sie schwenkten kubanische Flaggen, skandierten „Er ist gestorben, er ist gestorben“ und fuhren in hupenden Autokorsos durch die Straßen, wie auf einem Video der US-Zeitung „Miami Herald“ zu sehen ist.

„Wir feiern nicht den Tod eines Mannes, sondern den Tod einer Ideologie“, sagte Carlos López (40), der seine zwölfjährige Tochter mitgenommen hatte, damit sie später ihren Enkelkindern von dem historischen Ereignis erzählen könne. Im US-Bundesstaat Florida leben rund 1,4 Millionen Kubaner.

Neun Tage Staatstrauer in Kuba

Auch in der kubanischen Hauptstadt Havanna gab es einige Leute, die sich über den Tod des Revolutionsführers freuen. „Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder“, zitiert dpa Jorge Gonzalez. Der 22-Jährige sagt, er müsse sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. „Was wir brauchen, sind Jobs.“

In Kuba ist eine neuntägige Staatstrauer ausgerufen worden. Der kubanische Staatsrat ordnete die Staatstrauer bis zum 4. Dezember an, wie die Zeitung „Juventud Rebelde“ berichtete. Während der Trauerperiode sollen die Fahnen auf halbmast gesetzt werden, Rundfunk und Fernsehen auf eine „informative, patriotische und historische“ Programmgestaltung achten und alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt werden.

Die internationale Linke hat mit Castro hingegen eine Ikone verloren. Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolás Maduro schrieb auf Twitter: „Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzen Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg.“

Obama kondoliert Castros Familie

Ecuadors Staatschef Rafael Correa sagte: „Ein Großer ist von uns gegangen. Es lebe Kuba. Es lebe Lateinamerika.“ Der salvadorianische Präsident und ehemalige Guerilla-Kommandeur Salvador Sánchez Cerén schrieb: „Fidel wird für immer im Herzen der solidarischen Völker leben, die wir für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen.“

Barack Obama hat der Familie von Fidel Castro sein Beileid ausgesprochen. Die USA würden der kubanischen Nation immer „Freund und Partner“ sein, versicherte der scheidende US-Präsident am Samstag. Beinahe sechs Jahrzehnte lang hätten „Streit und schwerwiegende politische Differenzen“ die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba geprägt. Er habe sich bemüht um eine neue Zukunft, die sich auf Gemeinsamkeiten konzentriere, so Obama.

Trump nennt Castro „brutalen Diktator“

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den gestorbenen Fidel Castro als einen „brutalen Diktator“ bezeichnet. Sein „Vermächtnis ist eines von Schießkommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Verweigerung fundamentaler Menschenrechte“, hieß es am Samstag in einer schriftlichen Mitteilung.

„Wenn Kuba auch eine totalitäre Insel bleibt, hoffe ich, dass der heutige Tag eine Bewegung weg von dem Horror bedeutet, der zu lange erduldet werden musste, und hin zu einer Zukunft, in das wunderbare kubanische Volk endlich in der Freiheit leben kann, die es so sehr verdient“, fährt der Republikaner fort. Die neue Regierung werde alles dafür tun, dass die Bevölkerung endlich ihre Reise in Richtung Wohlstand und Freiheit beginnen könne.

Zunächst hatte Trump mit einer einfachen Feststellung auf die Nachricht von Castros Tod reagiert: „Fidel Castro ist tot!“, hatte Trump bei Twitter geschrieben.

UN-Generalsekretär Ban würdigt Castro

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Kubanern sein Beileid aus. „In diesem Moment der nationalen Trauer biete ich die Unterstützung der Vereinten Nationen an, um mit den Menschen der Insel zusammenzuarbeiten“, sagte er am Samstag in der turkmenischen Hauptstadt Aschchabat. „Unter Präsident Castro hat Kuba Fortschritte in den Bereichen Bildung, Alphabetisierung und Gesundheit gemacht“, sagte Ban. „Ich hoffe, dass Kuba den Weg zu mehr Reformen und Wohlstand fortsetzen wird.“

Der französische Staatspräsident François Hollande hat Castro als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, erklärte Hollande am Samstag in Paris. Castro gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der damaligen Sowjetunion geendet habe.

Frankreich habe die Verletzung von Menschenrechten angeprangert, sich aber immer gegen das US-Embargo gegen Kuba ausgesprochen. Deswegen habe Paris den neuen Dialog zwischen den beiden Ländern begrüßt. Hollande erinnerte daran, dass er im Mai vergangenen Jahres als erster Staatschef seines Landes das nachrevolutionäre Kuba besuchte.

EU-Vertreter würdigen Castro als historische Persönlichkeit

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini würdigte Fidel Castro als „historische Figur“. Er sei ein Mann von großer Entschlossenheit gewesen, erklärte Mogherini am Samstag in Brüssel. Castros Tod falle in eine „Zeit großer Herausforderungen und Unsicherheiten“. Auch seine Heimat Kuba erfahre zurzeit einen großen Wandel.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker würdigte Castro als große Person der Zeitgeschichte gewürdigt. „Fidel Castro war eine der historischen Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution“, erklärte Juncker am Samstag in Brüssel. Mit seinem Tod habe die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held gewesen sei: „Er änderte den Kurs seines Landes und sein politischer Einfluss ging weit darüber hinaus.“

Fidel Castro bleibe eine der großen revolutionären Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. „Über sein Vermächtnis wird die Geschichte urteilen“, so Juncker. Der EU-Kommissionspräsident sprach dem kubanischen Volk und Fidel Castros jüngerem Bruder Raúl, dem amtierenden kubanischen Präsidenten, sein Beileid aus.

Anerkennung Putin, Gorbatschow und Linken-Chef Riexinger

Russlands Präsident Wladimir Putin würdigte Castro als herausragenden Staatsmann. „Er gilt zurecht als Symbol einer ganzen Ära der Zeitgeschichte“, schrieb Putin am Samstag in einem Beileidstelegramm. „Fidel Castro war ein aufrechter und zuverlässiger Freund Russlands“, erklärte er nach Angaben des Kremls in Moskau.

Castro habe sich das Scheitern der Reformen in der Sowjetunion, der Perestroika, sehr zu Herzen genommen, sagte der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow. „Wir sind gute Freunde geworden und sind es immer geblieben“, sagte der 85-Jährige der Agentur Tass zufolge.

In Deutschland würdigte Linkspartei-Chef Bernd Riexinger Castro als einen der größten Revolutionäre. Auch in schwierigen Zeiten habe Kuba vorbildliche Sozialsysteme gehabt, sagte Riexinger am Samstag im brandenburgischen Falkensee. Am besten könne man Castro ehren, indem man weiter mit dem kubanischen Volk solidarisch sei.

Altmaier: „Was für eine traurige Bilanz!“

Die Vorsitzende der Linken-Fraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, zitierte auf Twitter Castro selbst: „,Ein Kämpfer kann sterben – nicht aber seine Ideen.’ Adios, Fidel!“

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CDU-Kanzleramtschef Peter Altmaier dagegen kritisierte Castro. Bei Twitter schrieb er: „Für SEINE Ideale hat Fidel Castro Millionen Kubanern die Chance auf Glück, Freiheit, Wohlstand zerstört. Was für eine traurige Bilanz!“

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Auch spanische Exil-Kubaner feiern Castros Tod

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat Castro als „eine Figur von historischer Bedeutung“ gewürdigt. Der konservative Politiker übermittelte am Samstag auf Twitter der Regierung und den Behörden Kubas sein Beileid.

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Die große kubanische Exilgemeinde in Spanien feierte dagegen den Tod des 90-Jährigen. Man habe die Nachricht mit „tiefer Freude“ zur Kenntnis genommen, sagte der Sprecher der „Plattform Kuba Demokratie Sofort“, Rigoberto Carceller, der Nachrichtenagentur efe. Die Organisation rufe für Samstag zu einer „Feierkundgebung“ vor der kubanischen Botschaft in Madrid auf. „Man kann wegen des Todes eines Diktators nicht traurig sein, das ist ein großer Moment für Kuba“, betonte er. Castro habe Oppositionelle ins Gefängnis stecken und erschießen lassen. Nun sei auf der Insel ein friedlicher Übergang zur Demokratie möglich.

Papst betet für Fidel Castro

Papst Franziskus hat sich betroffen über den Tod des im Alter von 90 Jahren gestorbenen Fidel Castro gezeigt. In einem am Samstag vom Vatikan veröffentlichten Beileidstelegramm an den Bruder, den kubanischen Präsidenten Raúl Castro, äußerte er seine „Gefühle des Schmerzes“. Er bete für den „lieben Bruder“.

Unter Vermittlung von Papst Franziskus und dem Heiligen Stuhl hatten Kuba und die USA Ende 2014 die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Franziskus kam zuletzt bei einem Besuch auf Kuba im vergangenen Februar mit Fidel Castro zusammen. Auch Franziskus Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. trafen sich bei Besuchen auf Kuba mit Castro. (dpa/epd/küp)