Wien/Berlin. Ein Video sorgt vor der Präsidentenwahl in Österreich für Gesprächsstoff. Es ist der dramatische Appell einer Holocaust-Überlebenden.

Sie spricht ruhig, fast ohne die Stimme zu erheben. Doch diese scheinbare äußerliche Ruhe macht ihre Worte eher noch eindringlicher: „Es wird das Niedrigste aus den Leuten herausgeholt, nicht das Anständige.“ Da sei „keine Achtung vor den anderen“, stattdessen gehe es um „das Runtermachen“ von Menschen.

Es sind die Sätze von „Gertrude, 89, Pensionistin aus Wien“, wie zu Beginn des Videos zu lesen ist. Der fünfminütige Film wurde vom Grünen-Kandidaten für die österreichische Bundespräsidentenwahl, Alexander van der Bellen, via Facebook ins Netz gestellt. Er wurde inzwischen weit über eine Million Mal angesehen.

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„Bürgerkrieg? Das darf doch nicht sein“

Die Rentnerin wendet sich in den Video vor allem gegen Äußerungen von Heinz-Christian Strache. Strache ist Vorsitzender der rechtspopulistischen FPÖ, gegen deren Kandidat Norbert Hofer der Grüne Van der Bellens der Stichwahl am 4. Dezember antritt. Strache hatte kürzlich in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise von „Arbeitsmigranten“ und einem drohenden „Bürgerkrieg“ gesprochen.

„Ich habe als Siebenjährige einen Bürgerkrieg erlebt“, antwortet Gertrude in dem Video auf Strache. „Da hab’ ich meine ersten Toten gesehen, leider nicht die letzten. Und dann sagt ein Politiker, ein Bürgerkrieg sei möglich. Das darf doch nicht sein.“

Gertrude überlebte die Deportation nach Auschwitz

Die 89-jährige Wienerin, so heißt es in dem kurzen Abspann des Videos, wurde als 16-jährige gemeinsam mit ihren Eltern und zwei jüngeren Brüdern nach Auschwitz deportiert. Als einzige der Familie überlebte sie das Todeslager der Nazis.

„Für mich ist es wahrscheinlich die letzte Wahl“, sagt die Frau über die Stichwahl am 4.Dezember. Es sei ihr wichtig, dass „die Jungen“ zur Wahl gingen, schließlich gehe es um ihre Zukunft. Und die jungen Menschen müssten „vernünftig wählen“. Sie selbst macht deutlich, dass sie Alexander Van der Bellen für den besseren Kandidaten hält.