Brüssel. SPD-Politiker Martin Schulz gibt den Vorsitz des EU-Parlaments ab und wechselt in die Bundespolitik. Wohin genau, bleibt aber offen.

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (60), legt seinen Posten nieder und will künftig in der Bundespolitik mitmischen. „Ich werde nicht für eine weitere Amtszeit als Parlamentspräsident kandidieren. Ich werde im nächsten Jahr auf Platz eins der Liste der SPD in Nordrhein-Westfalen für den Bundestag antreten“, erklärte der SPD-Politiker am Donnerstagmorgen bei einem kurzfristig angekündigten Statement in Brüssel.

„Ich werde mich nun von der nationalen Ebene aus für das europäische Projekt engagieren“, so Schulz weiter. Die Entscheidung, Brüssel zu verlassen, sei ihm nicht leichtgefallen. Schulz gilt in Brüssel als „Minister Europa“.

„Ich freue mich, dass er nach den Bundestagswahlen Mitglied der NRW-Landesgruppe im Bundestag wird“, sagte deren Vorsitzender Achim Post. „Er ist ein Gewinn für Berlin.“ SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann begrüßte von Berlin aus per Twitter Schulz’ Erklärung. Auch NRW-Ministerpräsidentin und Landesparteichefin Hannelore Kraft schickte Grüße per Twitter:

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Kritik von der Basis an Schulz’ Vorpreschen

Das EU-Parlament wählt voraussichtlich am 17. Januar einen neuen Präsidenten. Sozialdemokraten und Europäische Volkspartei im EU-Parlament hatten nach der Europawahl 2014 vereinbart, dass Schulz nur die Hälfte der Amtszeit ausübt und dann ein Mitglied der EVP übernimmt. Wen die EVP ins Rennen schickt, steht noch nicht fest.

Schulz’ Ankündigung, er werde bei der Bundestagswahl 2017 Platz eins der NRW-Landesliste „einnehmen“, löste bei einigen Irritationen aus. Tatsächlich bestimmt ein Parteitag der NRW-SPD über die Zusammensetzung der Liste. Auf den spitzen Kommentar des hessischen Grünen Jürgen Frömmrich bei Twitter reagierte der Münsteraner SPD-Kommunalpolitiker Marius Herwig :

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Umfrage: SPD-Mitglieder favorisieren Schulz statt Gabriel

Schulz ließ am Donnerstag offen, ob er in Berlin den Posten des Kanzlerkandidaten der SPD anstrebt oder ob er Nachfolger von Frank-Walter Steinmeier als Bundesaußenminister werden will – möglicherweise auch in Personalunion. Steinmeier ist gemeinsamer Kandidat von Union und SPD für die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck.

SPD sieht sich bei K-Frage nicht unter Zugzwang

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    Laut einer aktuellen Umfrage von TNS Emnid, die von unserer Redaktion in Auftrag gegeben wurde, hätte Schulz als SPD-Kanzlerkandidat bessere Chancen gegen Amtsinhaberin Angela Merkel als SPD-Chef Sigmar Gabriel. Der Erhebung zufolge glauben 42 Prozent, der scheidende Präsident des Europäischen Parlaments könnte sich bei der Bundestagswahl im September 2017 gegen die CDU-Vorsitzende Merkel durchsetzen. 35 Prozent halten den gegenwärtigen Vize-Kanzler Gabriel für aussichtsreicher. Deutlicher ist das Ergebnis unter den SPD-Anhängern: Hier sprachen sich 54 Prozent für Schulz aus und 41 Prozent für Gabriel.

    Die SPD hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, ihren Kanzlerkandidaten Ende Januar 2017 zu bestimmen. Den ersten Zugriff hat SPD-Chef Sigmar Gabriel. Er hat bislang jedoch offen gelassen, ob er gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) antreten will. Es gibt aber erste Hinweise.

    „Mister Europa“ Martin Schulz in Fotos

    Er steht für das Projekt Europa, nun zieht es ihn nach Berlin. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) kandidiert für den Bundestag. Das Foto zeigt Schulz an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt.
    Er steht für das Projekt Europa, nun zieht es ihn nach Berlin. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) kandidiert für den Bundestag. Das Foto zeigt Schulz an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt. © REUTERS | REUTERS / NTB SCANPIX
    Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen.
    Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen. © dpa | Stephanie Lecocq
    Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU.
    Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU. © dpa | Axel Heimken
    SPD-Mitglied Schulz wechselt nun in die Bundespolitik – doch welche Ämter er in Berlin anstrebt, ist noch offen.
    SPD-Mitglied Schulz wechselt nun in die Bundespolitik – doch welche Ämter er in Berlin anstrebt, ist noch offen. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
    Es wurde spekuliert, Schulz solle als Kanzlerkandidat der SPD für die Wahl 2017 in Stellung gebracht werden.
    Es wurde spekuliert, Schulz solle als Kanzlerkandidat der SPD für die Wahl 2017 in Stellung gebracht werden. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
    In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft.
    In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft. © imago | ZUMA Press
    2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“.
    2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“. © imago | Agentur Baganz
    Im September 2015 empfing Martin Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg.
    Im September 2015 empfing Martin Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
    Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt von Hausherr Martin Schulz.
    Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt von Hausherr Martin Schulz. © REUTERS | REUTERS / POOL
    2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments.
    2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
    Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017.
    Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017. © dpa | Michael Kappeler
    Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London.
    Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London. © REUTERS | REUTERS / STEFAN WERMUTH
    Die drei von der SPD: Parteichef Sigmar Gabriel, Noch-Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz – wird Schulz Nachfolger von einem der beiden?
    Die drei von der SPD: Parteichef Sigmar Gabriel, Noch-Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz – wird Schulz Nachfolger von einem der beiden? © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
    Das „Projekt Europa“ will Schulz künftig von Berlin aus begleiten, kündigte er in Brüssel an.
    Das „Projekt Europa“ will Schulz künftig von Berlin aus begleiten, kündigte er in Brüssel an. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
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    SPD-Linke sieht Schulz schon als Außenminister

    So sagte der Sprecher des einflussreichen linken Flügels in der SPD-Fraktion, Matthias Miersch, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: „Die Dinge fügen sich: Deutschland bekommt mit Frank-Walter Steinmeier einen tollen neuen Bundespräsidenten und mit Martin Schulz die Möglichkeit eines kompetenten und international anerkannten Nachfolgers als Außenminister“. (dpa/W.B.)