Beirut/Berlin. Wegen Luftangriffen sind nun auch die letzten Kliniken im Ostteil Aleppos außer Betrieb – mit katastrophalen Folgen für die Menschen.

Nach tagelangen Luftangriffen auf Aleppo ist den Behörden zufolge im Osten der syrischen Stadt kein Krankenhaus mehr funktionstüchtig. Die Zerstörung gehe soweit, dass die Bevölkerung keinen Zugang mehr zu lebensrettenden Maßnahmen habe, teilte das Gesundheitsamt der einstigen Handelsmetropole mit.

Die Erklärung wurde Reuters von Oppositionsvertretern übermittelt. Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (UN) bestätigte die Angaben und berief sich selbst auf UN-Hilfsorganisationen in der benachbarten Türkei. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte dagegen, einige Krankenhäuser seien noch einsatzbereit. Die Menschen trauten sich wegen der Angriffe aber kaum dorthin.

Assads Truppen fliegen wieder verstärkt Angriffe auf Ost-Aleppo

Anwohner, Mediziner und Rebellen berichteten, Kliniken seien bei den Luftangriffen zum Teil direkt getroffen worden. Auch seien aus Kampfhubschraubern Fassbomben auf die Gebäude abgeworfen worden. Seit Dienstag haben die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und ihre Verbündeten Ost-Aleppo wieder stark unter Beschuss genommen.

Syriens Staatsfernsehen meldete Angriffe auf „Stellungen von Terroristen“. Die Regierung in Damaskus bezeichnet alle Rebellen als Terroristen. Die mit Assad verbündete russische Luftwaffe erklärte, sie fliege Angriffe nur in anderen Teilen Syriens. Beide Regierungen haben Vorwürfe zurückgewiesen, Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen absichtlich ins Visier zu nehmen.

Deutsches Rotes Kreuz: Humanitäre Hilfe ist praktisch unmöglich

Unterdessen hat das Deutsche Rote Kreuz vor dem kompletten Zusammenbruch der Infrastruktur in Aleppo gewarnt. Wenn das Stromnetz zusammenbreche, sei auch die Wasserversorgung betroffen, sagte der Leiter der internationalen Zusammenarbeit, Christof Johnen, dem Berliner „Tagesspiegel“. Wenn diese nicht mehr funktioniere, versage das Abwassersystem. „Das kann der Auftakt zu fatalen Abwärtsspiralen sein, die das gesamte Versorgungssystem einer Großstadt wie Aleppo gefährden“, sagte Johnen.

Die humanitäre Hilfe in Syrien ist nach seinen Worten wegen fehlender Sicherheitsgarantien praktisch unmöglich. Bis zur Jahresmitte hätten die Menschen im Osten von Aleppo noch mit Hilfsgütern versorgt werden könne. Zwar hätten diese nicht mit Lastwagen, aber auf Handkarren in die Stadt gebracht werden können. „Das war zwar mühsam, aber es funktionierte.“ Nun sei der Zugang zur Stadt für den Syrischen Roten Halbmond – dem Partner des Roten Kreuzes – praktisch unmöglich. (rtr/dpa)