Paypal-Gründer Peter Thiel ist Trumps Internet-Experte
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Der deutschstämmige Milliardär Peter Thiel soll dem neuen US-Präsidenten Donald Trump als Verbindungsmann ins Silicon Valley dienen.
Seit der in Frankfurt geborene Internet-Milliardär Peter Thiel in den engsten Beraterkreis von Donald Trump aufgerückt ist, kann man den Satz überall lesen: Der 49-Jährige „berät den künftigen Präsidenten Amerikas bei neuen Technologien“. Da fängt das Rätsel schon an. Thiel hat im Kurzmitteilungsdienst Twitter 150.000 Abonnenten, Trump 15 Millionen. Wer will da eigentlich wem was erzählen?
Viel mehr spricht dafür, dass Trump für die Optik wenigstens eine Nabelschnur ins kalifornische Silicon Valley gesucht hat. Dorthin, wo Thiel als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal und als Facebook-Investor auf ein geschätztes Privatvermögen von rund drei Milliarden Dollar gekommen ist.
Wo Thiel ist, ist plötzlich vorn
Thiel ist hier politisch gesehen ein absoluter Paradiesvogel. Im Tal der Innovationen gilt Trump wegen seiner Attacken gegen Minderheiten und den Freihandel als wandelnde Spam-E-Mail. Fast alle Großen der Branche – Facebook, wo Thiel im Aufsichtsrat sitzt, sowie Google, Netflix oder Linkedin, machten vor der Wahl Front gegen Trump. Er wird als Gefahr für die Vielvölkerbelegschaften der Börsengiganten wahrgenommen.
Doch Thiel, schwul, überdurchschnittlicher Schachspieler, wettete gegen den politischen Markt. Er spendete Trumps Kampagne 1,25 Millionen Dollar, lobte den Außenseiter auf dem Republikaner-Parteitag in Cleveland über den grünen Klee und wurde so unter seinesgleichen zum Paria. Der Wahlsieg hat sein Blatt gewendet. Wo Thiel ist, ist plötzlich vorn. Er hat Trumps Ohr. Was flüstert er da rein?
Donald Trump – sein Leben in Bildern
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Profitiert Thiel von Aufträgen der US-Geheimdienste?
Verlässlich weiß das niemand. Weil sich der mittelprächtige Redner in Interviews bisher nur kryptisch äußerte (Trump kann Amerika wieder in ein „normales Land“ verwandeln – „Ich werde Trump helfen, wo ich nur kann“), war das Interesse groß, als Thiel kürzlich vor Journalisten in Washington umfassender Auskunft gab.
Das Ergebnis: Thiel fremdelt mit der Person Trump, findet die frauenfeindlichen Äußerungen des Unternehmers „beleidigend und unangebracht“, glaubt aber, dass allein ein Mann vom Kaliber Trumps die amerikanischen Lebenslügen beenden kann. Dazu zählt er vor allem das Ausblenden des wirtschaftlichen Niedergangs (stagnierende Löhne, steigende Kosten, drohende Altersarmut) der Mittelschicht. „Das, wofür Trump steht, ist nicht verrückt“, sagt Thiel, „und es verschwindet nicht wieder.“
Steigt das Budget fürs Militär, würde Thiel mitverdienen
Thiel ist überzeugt, dass Amerika unter Trump aus den laufenden Konflikten (Syrien, Irak, Jemen, Somalia, Afghanistan) aussteigen wird. „Kein normales Land kann fünf Kriege simultan führen und dann auch noch ein so riesiges Handelsdefizit aushalten.“ Thiel ging so weit, dass er das Risiko einer Konfrontation mit Atomwaffen bei Trump entschieden geringer veranschlagte als bei Hillary Clinton. Dass Trump dem Terrornetzwerk „Islamischer Staat“ (IS) die baldige Vernichtung angedroht hat, dass er das US-Militär massiv aufrüsten und bis ins Nuklearwaffenarsenal modernisieren lassen will, will dazu nicht passen.
Insider im Silicon Valley schließen darum ein taktisches Manöver nicht aus. Thiel ist an der von Legenden umgebenen Firma Palantir beteiligt, die gewaltige Datenanalysen erstellt. Größter Kunde des Technologiezulieferers ist der Geheimdienst CIA. Steigt das Budget fürs Militär, und hier geht es schnell um dreistellige Milliardenbeträge, würde Thiel mitverdienen.
Er hält den Kapitalismus in Amerika für bedroht
Peter Thiel, wirtschaftlich in Sphären, die 99,9 Prozent der Menschheit nie erreichen, fühlt sich generell ermutigt durch Trumps Ankündigungen, Steuern zu senken und den Staatsapparat zu verkleinern. Als Vertreter der Libertären hält er den Kapitalismus in Amerika für bedroht. Dass der Immobilienunternehmer seine Steuererklärung nicht offenlegt, stört ihn nicht. „Wir können debattieren, wie viele Nullen er auf dem Konto hat. Aber er hat viele.“
Thiel wird sich als eine Art Übersetzer für Trump betätigen, den er ständig falsch interpretiert sieht. „Die Medien nehmen Trump immer wörtlich, nie sinngemäß.“ Wer Thiels politischen Werdegang rekapituliert, kann den Charme nachvollziehen, den Trump auf ihn ausgeübt haben muss.
Thiel unterstützte schon andere Republikaner
In der Vergangenheit unterstützte er den republikanischen Sektierer Ron Paul, später auch Paul Ryan, den finanzpolitischen Bilderbuch-Konservativen, der mit Trumps Weltbild gewaltige Probleme hat. Beide Engagements waren letztlich Rohrkrepierer. Bei Trump soll es nun klappen. Nicht auszuschließen ist, dass Thiel auch Gefallen an Trumps Breitseiten gegen „die Medien“ gefunden hat.
Da kennt Thiel sich aus. Als der bekannte Wrestler Hulk Hogan das Internetportal Gawker wegen der Veröffentlichung eines Sex-Videos auf Schadensersatz verklagte, übernahm Thiel für Hogan die Anwaltskosten in Höhe von zehn Millionen Dollar. Gawker hatte Thiel vor fast zehn Jahren als homosexuell geoutet.
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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