Berlin. „Gegen Populismus“, so wirbt die SPD derzeit, „muss man eintreten“. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump machen das messbar mehr Bürger.

Manch einer in der SPD wird Donald Trump im Stillen ein bisschen dankbar sein. Wegen seines Wahlsiegs traten in den vergangenen Tagen viele Mitglieder neu ein. Vielerorts ist die Mitgliederentwicklung damit erstmals seit längerer Zeit wieder positiv – mehr Zu- als Abgänge. Auch die Linke und etwas schwächer die FDP spüren einen Trump-Effekt. Die CDU profitiert offenbar nicht spürbar durch Neueintritte.

Acht Stunden hatte das Wahlergebnis aus den USA am 9. November Zeit gehabt, sich zu setzen, da ging die SPD in den Attacke-Modus über: „Gegen Populisten muss man eintreten“, postete der der Parteivorstand auf Twitter und Facebook mit dem Hashtag, den die SPD inzwischen zu ihrem eigenen gemacht hat: #Gegenhalten. Der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel legte nur fünf Minuten später nach:

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Politikwissenschaftler: „SPD am stärksten positioniert“

Viele prominente Sozialdemokraten haben das ebenso aufgegriffen wie die Ortsvereine und einfachen Mitglieder an der Basis – und damit Erfolg: Die SPD-Parteizentrale geht davon aus, dass die Zahl der Neueintritte im November doppelt so hoch ist wie sonst. Allein über das Internet gingen im November bisher bereits so viele ein wie sonst in einem ganzen Monat online und auf Papier kommen: rund 1000. 700 davon wurden vom 9. November bis zum Freitag registriert. Die Mitgliederzahl könnte damit erstmals nach langer Zeit auch absolut wieder steigen.

Für Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Universität Mainz ist die aktuelle Entwicklung keine Überraschung: „Die SPD ist historisch gesehen, aber auch in der jüngeren Vergangenheit die Partei, die sich am stärksten gegen rechtspopulistische Parteien und Tendenzen positioniert hat.“ Er erinnert an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die es bundesweit in die Schlagzeilen gebracht hatte mit ihrer Weigerung, in einer Wahlsendung mit Vertretern der AfD zu diskutieren. Faas: „Die Wahl Trumps ist nun für viele Menschen ein Signal gewesen, sich zu engagieren – und da liegt die SPD als Option tatsächlich am nächsten.“

Barley: „Haltung wird geschätzt“

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sieht ihre Partei bestätigt: „Dass gerade jetzt so viele Menschen in die SPD eintreten, ist ein Zeichen, dass diese Haltung erkannt und geschätzt wird“, sagte sie unserer Redaktion. Der Wahlsieg von Trump habe viele Menschen schockiert, „aber auch klar gemacht, was passieren kann, wenn man plumpen Populisten und rechten Scharfmachern nicht mit klarer Haltung entgegentritt.“

Zu den 1000 Anträgen über das Netz dürften noch einmal ähnlich viele per Papier über die Ortsverbänden kommen. Diese Eintritte werden von fast allen Landesverbänden aber erst zum Monatsende gemeldet und bundesweit ausgewertet. Nach den bisherigen Zahlen erwartet die SPD-Bundesgeschäftsstelle aber, dass sich die Zahl der Neueintritte im November zumindest verdoppelt.

Niedersachsen meldet Vervierfachung

Der Landesverband Rheinland-Pfalz war der erste, der sich auf Twitter mit „Dutzenden Neueintritten“ meldete. Die Bayern-SPD griff es auf und berichtete „von mehr als Hundert“. Ähnlich sieht es in anderen Landesverbänden aus: Der größte Landesverband NRW registrierte eine Verdoppelung innerhalb kürzester Zeit. Er zählte im November bereits mehr Eintritte als im gesamten Oktober (220). Obwohl die Sozialdemokraten an Rhein und Ruhr im Monat durchschnittlich rund 400 Mitglieder durch Sterbefälle und Austritte verlieren, könnte unter dem Strich eine positive Zahl stehen. Auch die Berliner Parteizentrale ist „guter Dinge, dass wir bei diesen Eintrittszahlen eine positive Mitgliederentwicklung in diesem Monat haben werden“.

48 Eintrittswünsche in Niedersachsen in einer Woche bedeuten ein Plus von 418 Prozent, hat der Landesverband ausgerechnet. Einen „deutlichen Anstieg“ meldet Hamburg, 36 Neuanmeldungen waren es von der Wahl bis zum Dienstag.

Linke profitiert ebenfalls deutlich

Auch die Linke profitiert stark: In den fünf Tagen nach der Wahl habe sich die Zahl der Neueintritte mehr als vervierfacht, heißt es aus der Berliner Parteizentrale. „Der Effekt ist sehr deutlich spürbar.“ Auch die Linke hatte in sozialen Medien auf das Wahlergebnisse mit Aufrufen zum Eintritt reagiert. Am 10. November verzeichnete die Partei alleine 111 Eintritte, das seien zehn Mal so viele an einem durchschnittlichen Tag. Zum Teil hat die Partei dazu Aussagen erhalten wie ?“ Wir haben einzelne Aussagen wie „Ihr sei die einzige Alternative für mich“ oder „Jetzt erst recht gegen Trump und Co.“

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Kein Effekt bei der CDU

Die Grünen berichten von mehr Neuanmeldungen als gewöhnlich, wissen die aber nicht so recht einzuordnen. „Gefühlt“ sei ein Effekt spürbar, aber bei der Partei läuft auch seit einigen Wochen eine Neumitglieder-Kampagne zur Urwahl, es gibt ein neues Online-Tool und am vergangenen Wochenende war Bundesparteitag. Versucht haben die Grünen aber zumindest , Menschen bei ihren Trump-Sorgen abzuholen.

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Bei der FDP gingen in den Tagen seit der Wahl über das Internet 139 Aufnahmeanträge (Stand Donnerstag) ein. Das sind zwar mehr als im gesamten Vormonat Oktober (123), der aber gegenüber dem September (244) vergleichsweise schwach war: Die Freien Demokraten berichten von einer positiven Mitgliederentwicklung seit Jahresanfang.

Die CDU merkt dagegen nach Angaben ihrer Sprecherin nichts: „Nach den Präsidentschaftswahlen in den USA sind nicht überdurchschnittlich viele Neumitglieder online in die CDU eingetreten.“ Die AfD antwortete auf die Frage nach der Mitgliederentwicklung seit dem Trump-Sieg, es lasse sich „nicht verlässlich feststellen, ob die vielen Neumitgliedsanträge der letzten Wochen etwas mit der US-Wahl zu tun haben“.