Obama über dunkle Momente – und Sightseeing in Deutschland
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Von Monika Idems
Berlin. Vom Wahlsieg Donald Trumps bis hin zur Bilanz seiner eigenen Amtszeit: US-Präsident Obama gab deutschen Medien in Berlin ein Interview.
Barack Obama auf Abschiedstour: Bei seiner letzten Auslandsreise als US-Präsident hat sich der 55-Jährige in Berlin Zeit für ein Interview genommen. Am Donnerstagmorgen, eine gute Woche nach der Wahl seines Nachfolgers Donald Trump, stellte sich Obama den Fragen von WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich und „Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer. Ein Teil des Interviews strahlte die ARD am Abend nach der Tagesschau aus.
Die überraschende Wahl Trumps habe ein großes Ausmaß an Unzufriedenheit und eine deutliche Spaltung der amerikanischen Gesellschaft offengelegt, sagte Mikich: „Hat Sie dieses Ausmaß an Wut überrascht?“ „Man sollte nicht überbewerten, was da geschehen ist“, antwortete Obama, „Amerika war ja schon eine Weile gespalten – das zeigt sich in den Problemen, die ich mit dem republikanisch dominierten Kongress hatte.“
Es sei möglich, dass Millionen Menschen 2012 für ihn, jetzt aber für den Republikaner Trump gestimmt hätten. Das weise darauf hin, dass Wahlentscheidungen weniger ideologisch seien sondern eher durch den Wunsch bestimmt, „dass sich die Dinge irgendwie ändern sollen“.
Was bleibt von Obamas Erfolgen?
„Was bleibt von Ihren Errungenschaften?“, wollte Brinkbäumer mit Blick auf Donald Trumps Ankündigung wissen, Obamas Reformen rückgängig zu machen. Wenn sein Nachfolger der gleichen Anzahl von Menschen eine Krankenversicherung zugänglich machen könne wie er es getan habe, und das auch noch besser, „dann würde ich das begrüßen“, sagte der scheidende Präsident. Wenn er sich mit dem Thema beschäftige, werde er aber wohl feststellen, „dass wir schon das bestmögliche System entwickelt haben“.
„Wahlkampf und Regieren sind zwei völlig unterschiedliche Dinge“, erklärte Obama; „ich hoffe und erwarte, dass sich der neue Präsident ungeachtet seiner Aussagen im Wahlkampf mit der Realität auseinandersetzen muss bei seinem zukünftigen Kurs.“
Grundschul-Massaker der dunkelste Moment für Obama
„Was war der dunkelste Moment Ihrer Amtszeit?“, fragte Mikich. Zu Beginn seiner Präsidentschaft sei vielen Menschen nicht klar gewesen, wie schwer die Wirtschaftskrise wirklich war, meint Obama: „Es gab Wochen, da wusste ich einfach nicht, ob wir es aus der Krise herausschaffen.“
Seine persönlich schwersten Momente hätten nicht nur mit Terror-Anschlägen, sondern auch mit Amokläufen zu tun, etwa in der Grundschule von Sandy Hook: „20 Sechsjährige wurden von einem verwirrten jungen Mann erschossen. Ich musste den Eltern später gegenüber treten, die ihre Kinder verloren hatten. Man kann ihren Schmerz kaum in Worte fassen – das wird mich immer verfolgen.“
Er freue sich darauf, als Privatmann oft nach Deutschland zurückzukommen, sagte Obama zum Schluss – zum Sightseeing mit seiner Frau Michelle.
US-Präsident Barack Obama besucht Berlin
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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