Athen. Der griechische Regierung hat Barack Obamas Lob gefallen. Am Ende weiß sie aber: viel bewegen kann der verlässliche Partner nicht mehr.

Es war ein leidenschaftliches Plädoyer, das Barack Obama am Mittwochnachmittag vor tausend Zuhörern im Niarchos-Kulturzentrum in Athen hielt. Und es begann mit einer Reverenz an Griechenland, „diese kleine, große Welt, der wir das wertvollste Geschenk überhaupt verdanken – Dimokratía“.

Obama benutzte das griechische Wort. Wo sonst, wenn nicht hier, hätte er diese Rede halten können – eine Ode an die Demokratie und zugleich ein politisches Vermächtnis des scheidenden US-Präsidenten.

„Demokratie ist größer als jede Einzelperson“

Die Demokratie der Antike sei zwar alles andere als vollkommen gewesen, wie auch die ersten Gehversuche der Demokratie in den Vereinigten Staaten nicht perfekt waren, sagte Obama. Aber trotz aller Mängel und Rückschläge sei die Demokratie unersetzlich. Die Geschichte zeige, dass demokratisch regierte Länder „stabiler, gerechter und erfolgreicher sind“, so Obama.

Die Demokratie sei freilich oft auch schwierig, „vor allem, wenn dein Kandidat nicht gewinnt“, scherzte Obama in Anspielung auf die US-Präsidentenwahl. Der Name Trump fiel zwar in der einstündigen Rede nicht, aber Obama kam auf seinen Nachfolger zu sprechen: „Unterschiedlicher könnten wir nicht sein“, sagte der Präsident, „aber die Demokratie ist größer als jede Einzelperson“. Sorgen angesichts der Wachablösung im Weißen Haus suchte er mit der Versicherung zu zerstreuen: „Wir werden okay sein.“

Anerkennung für die europäische Integration

Anerkennung für die europäische Integration, „eine der größten Errungenschaften in der Menschheitsgeschichte“, verband Obama mit der Warnung vor „Nationalismus, Sektierertum und Stammesdenken“ – eine genauso brandaktuelle Mahnung wie der Appell an die Politik: „Wir müssen klarmachen, dass Regierungen dafür da sind, dem Interesse der Bürger zu dienen, und nicht umgekehrt.“ Obama: „Die Menschen müssen wissen, dass sie gehört werden.“

Obama brach eine Lanze für die Globalisierung, die zu mehr Wohlstand und Bildung geführt habe, forderte aber zugleich eine Kurskorrektur, um „dem tief empfundenen Gefühl der Ungerechtigkeit“ zu begegnen.

US-Präsident wirbt wieder für Schuldenerlass für Griechenland

Wie bei jedem seiner öffentlichen Auftritte in Athen, plädierte Obama in seiner Rede erneut dafür, dem krisengeplagten Land mit Schuldenerleichterungen zu helfen: „Eine Entlastung ist entscheidend, um Griechenland auf einen nachhaltigen Weg zurückzuführen und der Jugend wieder eine Perspektive zu geben.“

Er sei überzeugt, „dass Griechenland wieder bessere Zeiten erleben wird.“ Das hörte Premierminister Alexis Tsipras sichtlich gern. Er kann angesichts miserabler Umfragewerte Zuspruch gut gebrauchen.

Obama bekommt Sonderführung im Parthenon-Tempel

Begonnen hatte der zweite Tag des US-Präsidenten in Athen mit einem Besuch auf der Akropolis. Während sich vor den Propyläen und am Parthenon sonst die Besucher drängen, waren am Mittwoch nur schwarz gekleidete Sicherheitsbeamte zu sehen.

Dem prominenten Gast wurde etwas zuteil, das gewöhnlichen Besuchern verwehrt bleibt: Er durfte das Innere des Parthenon-Tempels betreten, der sonst nur für die Archäologen zugänglich ist. Noch ein Novum: Während Haustiere normalerweise keinen Zutritt zur Akropolis haben, schnüffelten vor Obamas Ankunft mehrere Spürhunde in den Ruinen nach Sprengstoff.

Nicht alle Griechen freuen sich über Besuch

Nicht allen Griechen war der Präsident willkommen. Linke Gruppen hatten ihn auf Plakaten zur „unerwünschten Person“ erklärt. Während Obama am Dienstagabend nach dem Ende des Staatsbanketts über abgesperrte Straßen in sein Hotel im Küstenvorort Vouliagmeni zurückfuhr, demonstrierten in der Athener Innenstadt mehrere Tausend Menschen gegen den „Repräsentanten der imperialistischen Politik der USA“.

Bei den Demonstranten handelte es sich überwiegend um Anhänger der stalinistischen griechischen KP und des kommunistischen Gewerkschaftsbundes Pame. Als Demonstranten versuchten, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und zur amerikanischen Botschaft zu marschieren, flogen mehrere Molotowcocktails. Die Polizei antwortete mit Tränengas.

Tausende Polizisten wegen Obama im Einsatz

Über 4000 griechische Polizisten waren zum Schutz des US-Präsidenten auf den Beinen – und erleichtert, als der Gast am Mittwochnachmittag kurz vor 16 Uhr wohlbehalten seine Air Force One bestieg, um nach Berlin weiterzufliegen.

Aus Sicht der griechischen Regierung war der Obama-Besuch ein Erfolg. Premierminister Alexis Tsipras weiß zwar: Der scheidende Präsident kann nicht mehr viel bewegen, zumal der Nachfolger Donald Trump heißt und nicht Hillary Clinton. Dennoch kann Tsipras zufrieden sein.

Premierminister Tsipras hat einen Verbündeten gefunden

Obama lobte die Reformanstrengungen des Krisenlandes, attestierte „Fortschritte“, stellte freilich auch fest, dass noch „erhebliche Herausforderungen bevorstehen“.

Tsipras, der seit Monaten von den Gläubigern Griechenlands Schritte fordert, um die Schuldenlast seines Landes tragfähig zu machen, hat in Obama bei diesen Bemühungen einen Verbündeten gefunden. Der US-Präsident versprach, er werde bei seiner nächsten Station, also in Berlin, „für meine Überzeugung werben, dass Sparpolitik allein keinen Wohlstand schafft“ und dass Griechenland „substanzielle Schuldenerleichterungen“ braucht, um wieder auf die Beine zu kommen.

Die Blicke der Griechen richten sich nun auf Angela Merkel.

US-Präsident Barack Obama besucht Berlin

Barack Obama besucht zum letzten Mal als US-Präsident Deutschland. Wir begleiten seinen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin in Bildern. Am Donnerstag stand für Obama der erste offizielle Termin an.
Barack Obama besucht zum letzten Mal als US-Präsident Deutschland. Wir begleiten seinen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin in Bildern. Am Donnerstag stand für Obama der erste offizielle Termin an. © dpa | Kay Nietfeld
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den US-Präsidenten im Kanzleramt. Beim Eintreffen gab es Küsschen links und rechts.
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den US-Präsidenten im Kanzleramt. Beim Eintreffen gab es Küsschen links und rechts. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Im Kanzleramt gab es ein bilaterales Treffen zwischen Merkel und Obama.
Im Kanzleramt gab es ein bilaterales Treffen zwischen Merkel und Obama. © dpa | Markus Schreiber / Pool
An dem Treffen nahmen auch der US-Botschafter John B. Emerson, Regierungssprecher Steffen Seibert, und weitere Berater der beiden Staatschefs teil.
An dem Treffen nahmen auch der US-Botschafter John B. Emerson, Regierungssprecher Steffen Seibert, und weitere Berater der beiden Staatschefs teil. © dpa | Markus Schreiber / Pool
Für den Besuch des US-Präsidenten wurden zahlreiche Straßen im Berliner Regierungsviertel gesperrt.
Für den Besuch des US-Präsidenten wurden zahlreiche Straßen im Berliner Regierungsviertel gesperrt. © dpa | Rainer Jensen
Am Donnerstagvormittag hatte Barack Obama die amerikanische Botschaft besucht. Auf dem Fußweg hatte er seinen berühmten Präsidenten-Becher in der Hand. Ob sich wirklich Kaffee darin befindet, ist ein Geheimnis.
Am Donnerstagvormittag hatte Barack Obama die amerikanische Botschaft besucht. Auf dem Fußweg hatte er seinen berühmten Präsidenten-Becher in der Hand. Ob sich wirklich Kaffee darin befindet, ist ein Geheimnis. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Am Mittwochabend war Barack Obama in Berlin angekommen.
Am Mittwochabend war Barack Obama in Berlin angekommen. © dpa | Kay Nietfeld
Um 17.51 Uhr war die Air Force One, die Maschine des Präsidenten, auf dem Flughafen Tegel gelandet.
Um 17.51 Uhr war die Air Force One, die Maschine des Präsidenten, auf dem Flughafen Tegel gelandet. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Kurz nach 18 Uhr joggte Obama dann die Flugzeugtreppe herunter.
Kurz nach 18 Uhr joggte Obama dann die Flugzeugtreppe herunter. © dpa | Rainer Jensen
Von Soldaten der Bundeswehr wurde Obama mit militärischen Ehren empfangen.
Von Soldaten der Bundeswehr wurde Obama mit militärischen Ehren empfangen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Am Flughafen hielt sich der Präsident jedoch nicht lange auf.
Am Flughafen hielt sich der Präsident jedoch nicht lange auf. © dpa | Kay Nietfeld
In Empfang nahmen ihn dort der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson und seine Frau Kimberly.
In Empfang nahmen ihn dort der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson und seine Frau Kimberly. © Getty Images | Sean Gallup
Obama hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt als seine engste Verbündete während seiner beiden Amtszeiten bezeichnet. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA hatte jedoch besonders unter dem Abhörskandal der NSA zeitweise Schaden genommen.
Obama hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt als seine engste Verbündete während seiner beiden Amtszeiten bezeichnet. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA hatte jedoch besonders unter dem Abhörskandal der NSA zeitweise Schaden genommen. © dpa | Rainer Jensen
Mit der gesicherten Limousine mit dem Spitznamen „The Beast“ ging es dann zum Hotel Adlon, wo Barack Obama während seines Deutschlandbesuches schläft.
Mit der gesicherten Limousine mit dem Spitznamen „The Beast“ ging es dann zum Hotel Adlon, wo Barack Obama während seines Deutschlandbesuches schläft. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
„The Beast“ begleitet den US-Präsidenten und seinen Außenminister auf seinen Reisen. Die Limousine findet im Bauch der Air Force One Maschine Platz.
„The Beast“ begleitet den US-Präsidenten und seinen Außenminister auf seinen Reisen. Die Limousine findet im Bauch der Air Force One Maschine Platz. © dpa | Ralf Hirschberger
Der Stadtteil Mitte in Berlin war zuvor weiträumig abgesperrt worden.
Der Stadtteil Mitte in Berlin war zuvor weiträumig abgesperrt worden. © dpa | Jörg Carstensen
Vor allem rund um das Brandenburger Tor und den Pariser Platz gab es zahlreiche Straßensperrungen.
Vor allem rund um das Brandenburger Tor und den Pariser Platz gab es zahlreiche Straßensperrungen. © dpa | Sebastian Gollnow
Die eigens eingerichtete Sicherheitszone umfasst den gesamten Bereich um das Kanzleramt, den Reichstag, das Brandenburger Tor, die amerikanische Botschaft, das Hotel Adlon und das Holocaust-Mahnmal.
Die eigens eingerichtete Sicherheitszone umfasst den gesamten Bereich um das Kanzleramt, den Reichstag, das Brandenburger Tor, die amerikanische Botschaft, das Hotel Adlon und das Holocaust-Mahnmal. © dpa | Ralf Hirschberger
Bereits an den Tagen zuvor waren besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Unter anderem wurden Gullys und Abwasserkanäle verschlossen.
Bereits an den Tagen zuvor waren besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Unter anderem wurden Gullys und Abwasserkanäle verschlossen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Bauarbeiten vor dem Amtsbesuch.
Bauarbeiten vor dem Amtsbesuch. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Am 16. November herrscht Ausnahmezustand um das Brandenburger Tor. Am 18. wird Obama jedoch schon weiterreisen.
Am 16. November herrscht Ausnahmezustand um das Brandenburger Tor. Am 18. wird Obama jedoch schon weiterreisen. © dpa | Paul Zinken
Nur Soldaten, Polizei, Politiker und Gäste des Präsidenten kommen durch die Absperrungen.
Nur Soldaten, Polizei, Politiker und Gäste des Präsidenten kommen durch die Absperrungen. © dpa | Sebastian Gollnow
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