Mexiko-Stadt. Auf niemanden hat Trump im Wahlkampf so eingeprügelt wie auf die Mexikaner. Dort stellt man sich nach seinem Sieg auf raue Zeiten ein.

Der schlimmste Alptraum der Mexikaner ist wahr geworden: Donald Trump wird der nächste Präsident der USA. Er hat aus seiner Verachtung für Latinos nie einen Hehl gemacht, will Zehntausende Einwanderer ohne Papiere abschieben und droht mit dem Bau einer Mauer an der Südgrenze. Mexiko muss sich auf harte Zeiten gefasst machen.

„Der Triumph von Donald Trump ist eine sehr schlechte Nachricht für Mexiko“, sagt der Politikwissenschaftler Mauricio Merino der Hochschule Cide in Mexiko-Stadt. Der Forscher und Ex-Diplomat Sergio Alcocer sagt: „Das ist ein trauriger Tag. Die Simplifizierung, die Donald Trump an den Tag legt, verhindert eine echte Diskussion über die Themen.“

„Sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger“

Mexiko und die USA pflegen ein ambivalentes Verhältnis. Es ist geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit, Minderwertigkeitskomplexen in Mexiko, gelegentlicher Überheblichkeit in den USA und engen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Austauschbeziehungen.

Trump hat in seinen hitzigen Wahlkampfreden viel Porzellan zerschlagen. „Mexiko schickt uns nicht die besten. Es schickt Menschen, die viele Probleme haben. Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger“, sagte er. Und: „Mexiko ist nicht unser Freund.“

Anti-Trump-Proteste in den USA

In Portland, Oregon, setzt die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein. Ein Mann wurde von einem Unbekannten angeschossen.
In Portland, Oregon, setzt die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein. Ein Mann wurde von einem Unbekannten angeschossen. © REUTERS | STRINGER
Demonstranten mit Baseballschlägern auf einer Brücke in Portland. Zu welchem Lager sie gehören – Trump-Unterstützer oder -Gegner – ist nicht bekannt.
Demonstranten mit Baseballschlägern auf einer Brücke in Portland. Zu welchem Lager sie gehören – Trump-Unterstützer oder -Gegner – ist nicht bekannt. © REUTERS | STEVE DIPAOLA
Auch in Philadelphia, Pennsylvania, demonstrieren die Menschen gegen die Wahl Donald Trumps. Diese Demonstrantin fordert ganz allgemein ein Ende der Menschenfeindlichkeit.
Auch in Philadelphia, Pennsylvania, demonstrieren die Menschen gegen die Wahl Donald Trumps. Diese Demonstrantin fordert ganz allgemein ein Ende der Menschenfeindlichkeit. © REUTERS | MARK MAKELA
„Fuck Donald Trump“: In Philadelphia ließen die Demonstranten ihrer Wut freien Lauf.
„Fuck Donald Trump“: In Philadelphia ließen die Demonstranten ihrer Wut freien Lauf. © REUTERS | Mark Makela
Proteste auch in der mexikanischen Community in San Diego, Kalifornien.
Proteste auch in der mexikanischen Community in San Diego, Kalifornien. © REUTERS | SANDY HUFFAKER
© REUTERS | SANDY HUFFAKER
Außerhalb des Trump Towers in New York kamen Tausende Menschen zusammen – einige verbrannten sogar US-Flaggen.
Außerhalb des Trump Towers in New York kamen Tausende Menschen zusammen – einige verbrannten sogar US-Flaggen. © REUTERS | ANDREW KELLY
Demonstrationen gab es auch in Seattle (im Bild), Chicago, Austin, Phoenix, Los Angeles, Richmond, El Cerrito und Oakland.
Demonstrationen gab es auch in Seattle (im Bild), Chicago, Austin, Phoenix, Los Angeles, Richmond, El Cerrito und Oakland. © REUTERS | JASON REDMOND
„Kein Krieg, kein Trump“.
„Kein Krieg, kein Trump“. © REUTERS | Mark Makela
In Oakland gab es in der Wahlnacht gewaltsame Ausschreitungen bei Protesten.
In Oakland gab es in der Wahlnacht gewaltsame Ausschreitungen bei Protesten. © REUTERS | NOAH BERGER
In Oakland zerstörten Demonstranten Geschäfte und legten Brände. Zahlreiche Menschen wurden festgenommen.
In Oakland zerstörten Demonstranten Geschäfte und legten Brände. Zahlreiche Menschen wurden festgenommen. © REUTERS | NOAH BERGER
In Manhattan zogen Menschen wütend und enttäuscht vor den Trump Tower.
In Manhattan zogen Menschen wütend und enttäuscht vor den Trump Tower. © REUTERS | BRIA WEBB
Stiller Protest vor dem Weißen Haus in Washington, DC.
Stiller Protest vor dem Weißen Haus in Washington, DC. © dpa | Michael Reynolds
„Liebe Trumps Hass“, „New York hasst dich“, oder „Finger weg von meiner Pussy“ war auf Plakaten zu lesen.
„Liebe Trumps Hass“, „New York hasst dich“, oder „Finger weg von meiner Pussy“ war auf Plakaten zu lesen. © REUTERS | ANDREW KELLY
Tausende Demonstranten hatten sich vor dem Trump-Tower in New York versammelt. Vor dem Gebäude standen sandgefüllte Sattelschlepper zum Schutz.
Tausende Demonstranten hatten sich vor dem Trump-Tower in New York versammelt. Vor dem Gebäude standen sandgefüllte Sattelschlepper zum Schutz. © REUTERS | EDUARDO MUNOZ
„Nein zu Rassismus, Nein zu Trump“. Viele Menschen befürchten eine Diskriminierung von Minderheiten unter dem zukünftigen Präsidenten Donald Trump.
„Nein zu Rassismus, Nein zu Trump“. Viele Menschen befürchten eine Diskriminierung von Minderheiten unter dem zukünftigen Präsidenten Donald Trump. © REUTERS | HANNAH MCKAY
Am Morgen nach der Wahl zogen die Menschen vor das Weiße Haus in Washington.
Am Morgen nach der Wahl zogen die Menschen vor das Weiße Haus in Washington. © dpa | Michael Reynolds
Auch in Los Angeles gingen die Menschen auf die Straße, um vor allem gegen Trumps Wahlkampfäußerungen gegen Einwanderer und Muslime Front zu machen.
Auch in Los Angeles gingen die Menschen auf die Straße, um vor allem gegen Trumps Wahlkampfäußerungen gegen Einwanderer und Muslime Front zu machen. © REUTERS | PATRICK T. FALLON
„Hass hat gewonnen“. Vor allem Muslime in den USA sorgen sich um ihre Zukunft.
„Hass hat gewonnen“. Vor allem Muslime in den USA sorgen sich um ihre Zukunft. © REUTERS | DAVID BECKER
„Nicht mein Präsident“ war der am häufigsten gezeigte Spruch der Demonstranten.
„Nicht mein Präsident“ war der am häufigsten gezeigte Spruch der Demonstranten. © REUTERS | JASON REDMOND
People protest against U.S. President-elect Donald Trump in Miami, Florida, U.S. November 11, 2016. REUTERS/Javier GaleanoTEMPLATE OUT
People protest against U.S. President-elect Donald Trump in Miami, Florida, U.S. November 11, 2016. REUTERS/Javier GaleanoTEMPLATE OUT © REUTERS | JAVIER GALEANO
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532 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen

Die beiden Länder trennt die verkehrsreichste Grenze der Welt, das Handelsvolumen beträgt mehr als 532 Milliarden US-Dollar, 34,6 Millionen Menschen mit mexikanischen Wurzeln leben in den Vereinigten Staaten. Probleme wie die organisierte Kriminalität und illegale Migration lassen sich nur gemeinsam lösen.

Bereits als sich in der Wahlnacht langsam der Sieg von Trump abzeichnete, trommelt der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto sein Kabinett zusammen. „Es öffnet sich ein neues Kapitel in der Beziehung zwischen Mexiko und den USA“, sagt er nach einem Telefongespräch mit Trump. Noch vor dessen Amtsantritt im Januar wolle er sich persönlich mit ihm treffen.

PR-Desaster für Mexikos Regierung

Peña Nieto hatte Trump bereits während des Wahlkampfes in Mexiko-Stadt empfangen und dafür viel Prügel bezogen. Der Kurztrip endete in einem PR-Desaster für die mexikanische Regierung. Trump schwadronierte im Präsidentenpalast von seinen Mauerplänen, Peña Nieto gab eine bemitleidenswerte Figur ab.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto gratuliert DOnald Trump zum Wahlsieg.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto gratuliert DOnald Trump zum Wahlsieg. © dpa | Presidency Of Mexico /Handout

Das Verhältnis zwischen Mexiko und den USA werde sich nun ändern, sagt Außenministerin Claudia Ruiz Massieu. Allerdings sei die Wahl in den Vereinigten Staaten weder Ausgangspunkt noch Ende der Beziehung zwischen beiden Ländern.

Trump will Abkommen neu verhandeln

Nach dem ersten Schock muss sich Mexiko nun neu sortieren. Um die Märkte zu beruhigen, treten Finanzminister José Antonio Meade und Notenbankchef Agustín Carstens noch vor Öffnung der Börse vor die Presse. „Mexiko ist in einer starken Position, um den neuen Gegebenheiten zu trotzen“, sagt Meade.

Vor allem die protektionistische Haltung Trumps in Wirtschaftsfragen macht die mexikanischen Unternehmer nervös. Der Immobilien-Mogul hat angekündigt, dass Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) neu verhandeln oder sogar aufkündigen zu wollen.

Ratingagenturen warnen

Mexiko profitiert allerdings von Nafta. Rund 80 Prozent seiner Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Die Ansiedlung zahlreicher Fabriken wie beispielsweise von Automobilherstellern sind der Nähe zum US-Markt und der Zollfreiheit in der Region geschuldet.

„Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl erhöht die wirtschaftliche Unsicherheit in Mexiko und könnte das Wirtschaftswachstum gefährden“, schreiben die Analysten der Ratingagentur Fitch. Moody's warnte vor einem Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Mexiko.

Trauer und Freude in der Wahlnacht

Eine dramatische US-Wahlnacht ist zu Ende gegangen. Besonders für Clinton-Anhänger war es ein Wechselspiel zwischen Bangen und Hoffen. Donald Trump ist zum 45. und neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.
Eine dramatische US-Wahlnacht ist zu Ende gegangen. Besonders für Clinton-Anhänger war es ein Wechselspiel zwischen Bangen und Hoffen. Donald Trump ist zum 45. und neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. © REUTERS | LUCAS JACKSON
Siegerpose und Stars-and-Stripes-Anzug auf den Straßen der Pennsylvania Avenue in der Hauptstadt Washington.
Siegerpose und Stars-and-Stripes-Anzug auf den Straßen der Pennsylvania Avenue in der Hauptstadt Washington. © dpa | Michael Reynolds
Trump-Anhänger feiern ihren neuen Präsidenten überall auf der Welt – auch wie hier in der australischen Universität Sydney.
Trump-Anhänger feiern ihren neuen Präsidenten überall auf der Welt – auch wie hier in der australischen Universität Sydney. © dpa | Dean Lewins
Pure Verzweiflung bei dieser Frau auf einer Wahlparty in New York.
Pure Verzweiflung bei dieser Frau auf einer Wahlparty in New York. © dpa | Justin Lane
Auch diese Clinton-Anhängerin hatte sich das Ergebnis anders vorgestellt.
Auch diese Clinton-Anhängerin hatte sich das Ergebnis anders vorgestellt. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Republikaner feiern ausgelassen auf einer Wahlparty in Manhattan.
Republikaner feiern ausgelassen auf einer Wahlparty in Manhattan. © REUTERS | CARLO ALLEGRI
Auch auf den Straßen von Manhattan waren überall Trump-Anhänger zu sehen.
Auch auf den Straßen von Manhattan waren überall Trump-Anhänger zu sehen. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Fassungslosigkeit und Entsetzen dagegen bei den Unterstützern von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.
Fassungslosigkeit und Entsetzen dagegen bei den Unterstützern von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Auch dieser Mann konnte den Verlauf der Abstimmung nicht begreifen.
Auch dieser Mann konnte den Verlauf der Abstimmung nicht begreifen. © REUTERS | ADREES LATIF
Der Schock nach der Niederlage von Clinton sitzt bei ihren Anhängern, die sich unter anderem im Jacob K. Javits Convention Center in New York versammelten haben, tief.
Der Schock nach der Niederlage von Clinton sitzt bei ihren Anhängern, die sich unter anderem im Jacob K. Javits Convention Center in New York versammelten haben, tief. © dpa | Gary He
Vor diesem Szenario hatten sich große Teile der Welt gefürchtet. Donald Trump entschied wichtige US-Staaten für sich. In New York bangten Clinton-Anhänger um ihre Kandidatin.
Vor diesem Szenario hatten sich große Teile der Welt gefürchtet. Donald Trump entschied wichtige US-Staaten für sich. In New York bangten Clinton-Anhänger um ihre Kandidatin. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Ausgelassene Stimmung unter freiem Himmel bei den Trump-Fans in der Nähe der Kreuzung West 54th Street und der Fifth Avenue in New York.
Ausgelassene Stimmung unter freiem Himmel bei den Trump-Fans in der Nähe der Kreuzung West 54th Street und der Fifth Avenue in New York. © REUTERS | ALEX WROBLEWSKI
Zwischenzeitlich gab es auch Freudenschreie bei den Clinton-Anhängern: Die Demokratin konnte unter anderem den wichtigen US-Staat Virginia sowie ihren Heimatstaat New York für sich entscheiden.
Zwischenzeitlich gab es auch Freudenschreie bei den Clinton-Anhängern: Die Demokratin konnte unter anderem den wichtigen US-Staat Virginia sowie ihren Heimatstaat New York für sich entscheiden. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Auch in einer englischen Bar in London können diese Fans von Clinton das Abstimmungsergebnis nicht fassen.
Auch in einer englischen Bar in London können diese Fans von Clinton das Abstimmungsergebnis nicht fassen. © Getty Images | Chris J Ratcliffe
Gespannte Blicke aufs Handy und auf die Leinwände, wo die Zwischenstände angezeigt wurden, prägten in New York das Bild der Clinton-Anhänger.
Gespannte Blicke aufs Handy und auf die Leinwände, wo die Zwischenstände angezeigt wurden, prägten in New York das Bild der Clinton-Anhänger. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Donald Trump hat es tatsächlich geschafft. Noch zu Beginn der Wahlnacht standen seine Chancen schlecht. Jetzt hat er gewonnen.
Donald Trump hat es tatsächlich geschafft. Noch zu Beginn der Wahlnacht standen seine Chancen schlecht. Jetzt hat er gewonnen. © REUTERS | LUCAS JACKSON
Als sich das Endergebnis abzeichnete, flossen Tränen bei den Anhängern von Clinton.
Als sich das Endergebnis abzeichnete, flossen Tränen bei den Anhängern von Clinton. © REUTERS | LUCY NICHOLSON
„Make America Great Again“ – der bekannte Wahl-Slogan von Trumps Präsidentschaftskampagne steht auf einem Schild dieses euphorischen Unterstützers des neuen US-Präsidenten.
„Make America Great Again“ – der bekannte Wahl-Slogan von Trumps Präsidentschaftskampagne steht auf einem Schild dieses euphorischen Unterstützers des neuen US-Präsidenten. © REUTERS | JONATHAN ERNST
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Peso auf Talfahrt

Börse und Devisenmärkte kommen am Tag nach der Wahl in Bewegung, der große Knall bleibt aber aus. Der IPC-Index in Mexiko-Stadt schloss mit einem Verlust von 2,27 Prozent, die mexikanische Währung verlor 7,65 Prozent und notierte zu Handelsschluss bei 19,9 Peso zum Dollar.

Der Peso ist allerdings schon länger auf Talfahrt, seit Oktober letzten Jahres hat er 12,5 Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Dafür ist aber auch der niedrige Ölpreis, die Geldpolitik der US-Notenbank Fed und die steigende Staatsverschuldung in Mexiko verantwortlich.

Der Ton könnte schärfer werden

Der Ton zwischen Washington und Mexiko-Stadt könnte im kommenden Jahr schärfer werden. Letztendlich werden sich die Nachbarn aber wohl zusammenraufen müssen, zu eng sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern.

Für Mexiko war die Nähe zu den Amerikanern schon immer Fluch und Segen zugleich. Oder wie der mexikanische Diktator Porfirio Díaz einst sagte: „Armes Mexiko, so fern von Gott und den Vereinigten Staaten so nah.“ (dpa)