„Wir müssen mit mehr Alleingängen der USA rechnen“
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Von Steffi Dobmeier
Berlin/Washington. Weniger Bündnisse, mehr Soloauftritte der USA: Mit Donald Trump wird sich das transatlantische Verhältnis verändern, sagt Dan Hamilton.
Der neue US-Präsident heißt Donald Trump. Und mit ihm wird sich einiges ändern. Nicht nur in Amerika selbst, sondern auch auf der Welt. Was Europa und Deutschland für die künftige transatlantische Zusammenarbeit erwarten können, weiß Dan Hamilton, Direktor des Zentrums für Transatlantische Beziehungen an der Johns Hopkins Universität in Washington.
„America first“, hat Donald Trump immer wieder betont – und damit deutlich gemacht, wo er seine Schwerpunkte setzt. Was bedeutet seine Präsidentschaft für das transatlantische Verhältnis?
Dan Hamilton: Trump bringt einen transaktionalen Stil mit sich. Das bedeutet, er betrachtet die Diplomatie als Geschäft. Er fordert, dass Bündnispartner nicht nur für ihre eigene Sicherheit bezahlen, sondern auch für die Dienste der US-amerikanischen Streitkräfte, die Europas Sicherheit gewährleisten. Wenn die Europäer Amerikas Hilfe wollen, sollen sie kräftig dafür bezahlen.
Aber so denken ja nicht alle Republikaner.
Hamilton: Nein, nicht alle Republikaner teilen seine Haltung. Trump wird mit Gegenstimmen im Kongress rechnen müssen, die ihn wohl bei manchen Fragen blockieren.
Was bedeutet ein Präsident Donald Trump für Deutschland?
Hamilton: Trump wird wohl verlangen, dass das reiche Deutschland mehr für die eigene und die gesamteuropäische Sicherheit bezahlt. Und das nicht nur im traditionellen Sinne, sondern auch was den Kampf gegen den IS und den globalen Terror betrifft. Doch auch hier gilt: Trump hat dafür wohl keine Unterstützung im Kongress.
Donald Trump glaubt an Mauern und Ozeane als trennende Elemente. Wie ist das mit der Politik der EU bzw. mit der transatlantischen Zusammenarbeit vereinbar?
Hamilton: Der erste US-Präsident, George Washington, hat seine Landsleute vor 240 Jahren vor zu engen Allianzen gewarnt. Amerika solle Partner haben, aber seine eigene Zukunft bestimmen. Diese innenpolitische Tradition wird wohl mit dem Sieg Trumps wieder eine Leitlinie der US-amerikanischen Außenpolitik werden. Das heißt, Alleingänge werden bevorzugt – und Partner wie die EU nur dann toleriert, wenn sie klar zur Problemlösung beitragen, anstatt selbst Probleme für die USA zu verursachen.
Was ist Trumps Problem mit Verbündeten?
Hamilton: Aus seiner Sicht sind manche Verbündete eher eine Last als eine Hilfe. Bündnisse verwickeln die USA in unklare und kostspielige Verpflichtungen, ohne dass Partner einen Mehrwert bringen, wenn es um Prioritäten der USA geht.
Ist überhaupt vorhersehbar, was Trump außenpolitisch bezweckt?
Hamilton: Anstatt Bündnisse und Koalitionen zu schmieden und sich um Probleme anderer Regionen zu kümmern, wird sich Trump nur dann engagieren, wenn diese Probleme eine direkte, klare Bedrohung für die USA darstellen. Ein Beispiel dafür sind etwa Terrornetzwerke. Die sieht Trump als massive Bedrohung – und die wird er auch mit allen Mitteln bekämpfen, auch zusammen mit anderen Staaten.
Es ist anzunehmen, dass Trump sich von der Nato und anderen Sicherheitsbündnissen distanziert. Sind die Folgen absehbar?
Hamilton: Die Glaubwürdigkeit des Sicherheitsgarantie der USA gegenüber Europa wird in Frage gestellt. Die EU muss schauen, wie und ob sie ohne die USA nicht nur ihre eigene Konflikte lösen können, sondern auch die Konflikte im Nahen Osten. Die Bündnispartner der USA im pazifischen Raum müssen sich ähnliche Fragen stellen.
Donald Trump – sein Leben in Bildern
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Trump ist nicht dafür bekannt, ein gutes Verständnis von der Welt zu haben, egal ob geografisch oder politisch. Wie kann man sich einen US-Präsidenten Trump auf der internationalen Bühne vorstellen?
Hamilton: Man muss eine andere Rhetorik, einen anderen Stil, ein anderes Auftreten erwarten. Aus seiner Sicht ist die Weltpolitik ein Geschäft. Seine Priorität wird es wohl sein, die USA wirtschaftlich zu stärken und in der Sprache der Geschäftswelt „rentabel“ zu machen. Alles, was diese Priorität in Frage stellt oder von ihr ablenkt, ist für Trump entweder nicht wichtig oder wird weggeräumt.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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