Die größten Herausforderungen für Obamas Nachfolge
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Washington. Selten lange und selten brutal läuft dieser US-Wahlkampf. Was erwartet den 45. Präsidenten der USA als Nachfolger von Barack Obama?
Vermutlich wird kein Tag ohne Komplikationen sein. „Es wird niemals einfache Angelegenheiten geben, die Sie als Präsident erreichen. Sind sie einfach, werden sie auf niedrigeren Ebenen geklärt“ – das schrieb Dwight D. Eisenhower dem jungen US-Präsidenten John F. Kennedy ins Stammbuch. Auch der Nachfolger von Barack Obama – ob Hillary Clinton oder Donald Trump – hat in seiner Amtszeit einiges zu erwarten.
Was ist die größte Herausforderung?
Syrien, der Terror des Islamischen Staats, Russland, China: Nach außen muss der oder die Neue Amerikas Verbündeten und Gegnern sehr rasch klar machen, wo und wofür die USA stehen. Nach innen gilt es, das von einem brutalen Wahlkampf zermürbte und zerrissene Land neu zu einen. Selten hat ein Wahlkampf die Fronten zwischen den verschiedenen politischen Lagern so verhärtet wie dieser.
Was hat Obamas Nachfolger zu tun?
Weltweit ist die Sicherheitsarchitektur viel fragiler als bei Obamas Amtsübernahme 2009. Die Ära der Pax Americana geht zu Ende. Der Konflikt in Syrien, der Kampf gegen den IS, Spannungen mit China nicht nur wegen des Säbelrasselns im südchinesischen Meer, russische Aggressionen, ein brodelnder Naher Osten, zunehmende nukleare Unsicherheit, ein angriffslustiges Nordkorea, ein fragmentiertes Nordafrika, die Idee des Westens selbst bedroht und in der Schwebe – die Agenda ist übervoll.
So funktionieren die Wahlen in den USA
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Was wartet in den USA selbst auf das neue Staatsoberhaupt?
US-Wahlen sind immer knapp. Doch dieses Mal sind die Gräben besonders tief, gehen viele Risse durch die Gesellschaft, werden Verlierer besonders enttäuscht sein. Ideologische Verhärtungen, demografische Veränderungen, Polizeigewalt und ethnische Unruhen, eine immer weitere Schere zwischen Reich und Arm – und auch nach innen die bohrende Frage, was die USA für ein Land sein wollen; schon das reichte für mehrere Präsidentschaften. Von der bröselnden Infrastruktur ganz zu schweigen.
Obama ist offiziell noch bis Januar im Amt. Was passiert zwischen Wahl und Amtsübergabe?
Die „transition“, der Übergang nach dem 8. November ist eine spannende Zeit. Schließlich können das Land und die Regierung ja keine Auszeit nehmen, auch wenn der Amtsinhaber nichts Entscheidendes mehr tun wird, was er nicht mit dem „president elect“ geklärt hat. Das Weiße Haus hat dafür einen eigenen Apparat, auch die Kandidaten selbst haben für diese Übergabe riesige Teams, die bereits seit Wochen und Monaten genau daran arbeiten.
Kann man sich für das mächtigste Amt der Welt überhaupt richtig wappnen?
So gut wie möglich vorbereiten, ja – aber auf alles eingestellt sein kann man nicht. Viele Präsidentschaften wurden von unvorhersehbaren Ereignissen geprägt: Beispiele sind die Kuba-Krise, die Anschläge des 11. September oder der Kollaps der Finanzmärkte. Dabei werden schon allein die absehbaren Konflikte einen großen Teil der Aufmerksamkeit fordern. Der Westen beginnt erst allmählich einzusehen, dass das Ringen mit Radikalisierung, Autoritarismus und Dschihadismus wohl mindestens eine Generation anhalten wird.
Und Europa?
Die kriselnde EU in den Post-Brexit-Wirren dürfte für das Weiße Haus 2017 noch zu den überschaubareren Problemen gehören. Nur geografisch am europäischen Rand wird auch das komplizierte Verhältnis der USA zur Türkei zu klären sein.
Ein Blick nach Deutschland: Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel hatten ein nüchtern freundschaftliches, geschäftsmäßiges Verhältnis. Nun ist die Entscheidung zwischen Clinton und Trump nicht die einzige Variable im spannenden Verhältnis Washington-Berlin: 2017 wählt auch Deutschland. (dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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