Warum die USA auch nach der Wahl nicht zur Ruhe kommen
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Der Wahlkampf hat die USA tief gespalten. Egal also, wer gewinnt – der Sieger findet ein Land vor, in dem das Klima vergiftet ist.
Die gute Nachricht: Die abstoßendsten politischen „Hunger Games“ seit Ewigkeiten in Amerika sind am Dienstag vorbei. Es wird gewählt. Endlich.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat Wort gehalten. Es war unmöglich. Über ermüdend lange 20 Monate. Demokratische Willensbildung als eine nicht enden wollende Geisterbahnfahrt. Wohin man auch sieht: überall Opfer, überall verbrannte Erde. Der Schrecken sitzt tief.
Die schlechte Nachricht: Egal, wer gewinnt – es wird so schnell nicht besser. Eine Hälfte des Landes wird auf jeden Fall zwischen Verbitterung, Resignation, Zorn und Angst stecken, wenn das Ergebnis feststeht.
Öffentliche Aufwallungen wären keine Überraschung
Zieht Hillary Clinton ins Weiße Haus ein, wird die geschichtliche Dimension – die erste Frau im höchsten Amt! – schnell verblassen. Ihre Beliebtheitswerte sind alarmierend schlecht. Die Republikaner werden sich auf Dauer-Sabotage verlegen. Die gestern in letzter Minute überraschend beigelegten Ermittlungen der Bundespolizei FBI in Clintons hochmütig selbst verschuldeter E-Mail-Affäre wirken schon jetzt wie ein zentnerschwerer Bremsklotz.
Alles denkbar ungünstig. Dabei ist sie aus tausendundeinem Grund die einzig vernünftige Wahl. Und nicht das kleinere Übel. Sollte die Demokratin knapp die Nase vorn haben, wird der Anti-Demokrat Donald Trump die Legitimität des Wahlausgangs untergraben. Wie die unversöhnlichsten seiner Anhänger dann reagieren, weiß heute niemand. Öffentliche Aufwallungen wären aber keine Überraschung. Die Luft im Land ist vitriolhaltig.
Trump würde Versprechen nicht halten können
Tritt der größte anzunehmende Unfall ein – Präsident Donald J. Trump – ist Amerika und die Welt über Nacht auf hoher See. Alle Gewissheiten über die Vereinigten Staaten, ihr wahrscheinliches Gebaren nach innen wie in der Welt, sind dann über Bord zu schmeißen.
Trump hat im Wahlkampf jeden Eckpfeiler angesägt, auf dem Amerikas Fundament ruht. In einer per se konfliktreichen Nation wären unter seiner Präsidentschaft ernsthafte Krisen darum nicht auszuschließen. Spätestens dann, wenn ihn sein fehlendes Verantwortungsgefühl einholt. Trump weiß insgeheim, dass er nicht mal einen Bruchteil seiner Versprechungen (Mauerbau, Arbeitsplätze etc.) wird einlösen können. Das System würde ihn nicht lassen.
Wenn Amerika merkt, dass es für dumm verkauft wurde, kann es sehr ungemütlich werden. Weltweit.
So funktionieren die Wahlen in den USA
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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