Ankara. Die türkische Luftwaffe hat wegen der Entlassungen nach dem Putschversuch Personalprobleme. Nun hat Turkish Airlines Hilfe angeboten.

Die Welle der Entlassungen und Festnahmen nach dem gescheiterten türkischen Militärputsch vom 15. Juli nimmt kein Ende. Am Freitag wurden weitere 460 Offiziere der Streitkräfte unehrenhaft entlassen. Sie sollen Verbindungen zur Bewegung des islamischen Exil-Predigers Fethullah Gülen haben, den die Regierung als Drahtzieher des Putschversuchs sieht.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Ankara wurden 195 Angehörige der Land- und Seestreitkräfte entlassen. Bei der Küstenwache wurden weitere 112 Bedienstete gefeuert. Das Innenministerium entließ außerdem 153 Offiziere der paramilitärischen Gendarmerie.

Nach 28 Piloten wird noch gefahndet

Bereits am Donnerstag hatte die Justiz Haftbefehle gegen 73 Luftwaffen-Piloten erlassen, die an dem Putschversuch beteiligt gewesen sein sollen. Von ihnen befanden sich bereits 45 in Polizeigewahrsam. Nach weiteren 28 wird gefahndet.

Wie das Staatsfernsehen TRT berichtete, sitzen im Zusammenhang mit den Putsch-Ermittlungen 36.592 Verdächtige in Untersuchungshaft. Darunter sind 2400 Richter und Staatsanwälte sowie 6366 Soldaten.

Die türkischen Streitkräfte, die derzeit umfangreiche Militäreinsätze in Syrien und im Irak durchführen sowie in den Südostprovinzen der Türkei gegen die Rebellen der kurdischen PKK kämpfen, stehen durch die „Säuberungswelle“ vor erheblichen Personalproblemen.

Schnellkurse für Nachwuchspiloten

Von 358 Generälen und Admirälen wurden 201 ihrer Ämter enthoben. Dünn ist die Personaldecke inzwischen vor allem bei der Luftwaffe: Es fehlt an Piloten für die 321 Kampf- und Transportflugzeuge. Vor dem Putschversuch hatte die Luftwaffe 600 aktive Kampfpiloten. Davon wurden etwa 280 wegen angeblicher Verwicklung in den Putsch entlassen.

Kamen vor dem Putsch noch fast zwei Piloten auf jedes Flugzeug, sind es jetzt nur noch 0,8 Flugzeugführer pro Maschine. Um die Personallücke zu schließen, will die Luftwaffe rund 140 bereits pensionierte Piloten wieder reaktivieren. In Schnellkursen sollen außerdem Nachwuchspiloten ausgebildet werden. Auch die überwiegend staatseigene zivile Fluggesellschaft Turkish Airlines hat angeboten, mit Piloten auszuhelfen.

Flaute im Tourismus macht Airline-Angebot möglich

„Wir haben etwa 800 Piloten, die früher bei der Luftwaffe gearbeitet haben“, sagte der Präsident der Airline, Ilker Ayci. „Wir haben bereits eine Liste mit den Namen Freiwilliger an das Verteidigungsministerium geschickt“, so Ayci.

Turkish Airlines kann die Flugzeugführer offenbar entbehren: Wegen der Flaute im türkischen Tourismus hat die Gesellschaft Flüge gestrichen und Flugzeugbestellungen auf später verschoben.