Berlin. Kanzlerin Merkel teilte Putin stets offen Missfallen mit. Doch selbst in den Phasen höchster Spannung riss der Gesprächsfaden nie ab.

Unter Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) waren die deutsch-russischen Beziehungen weniger kompliziert als heute. Die Männerfreundschaft zwischen Schröder und Präsident Wladimir Putin stand im Mittelpunkt. Öffentliche Kritik an Moskau galt als tabu. Unter Schröder-Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) war das Verhältnis von Beginn an komplex, aber nie konfrontativ.

Bereits bei ihrem Antrittsbesuch im Kreml im Januar 2006 hielt die Kanzlerin nicht mit Missfallensäußerungen hinter dem Berg. Sie rügte Russlands Militäreinsatz in der Kaukasusrepublik Tschetschenien ebenso wie die schwierige Lage für regierungsunabhängige Organisationen. Dennoch bemühte sie sich um ein geschäftsmäßiges Klima. Am Anfang versuchte Putin zu testen, wie sattelfest die außenpolitisch unerfahrene Regierungschefin ist. Einmal wollte er Nähe herstellen, indem er die Gespräche ohne Dolmetscher plante. Putin verfügt über sehr gute Deutschkenntnisse, Merkel spricht gut Russisch. Doch die Kanzlerin bestand auf Übersetzungen.

Treffen in Sotschi machte 2007 Schlagzeilen

Schlagzeilen machte das Treffen im Januar 2007 im Badeort Sotschi am Schwarzen Meer. Putin brachte seinen Labrador Koni mit zum Gespräch. Merkel musste sich eingeschüchtert fühlen, da sie seit ihrer Kindheit eine Phobie vor Hunden hat. Auch über dieser Begegnung lasteten Unstimmigkeiten. Zwei Wochen zuvor hatte Russland wegen eines Streits mit Weißrussland die Öllieferungen nach Europa gestoppt.

Der letzte Deutschlandbesuch Putins liegt dreieinhalb Jahre zurück – der Kremlchef kam im April 2013 zur Hannover-Messe. Die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen und der steil ansteigende Handel zwischen beiden Ländern sorgten für gute Stimmung. Doch auch hier nahm Merkel kein Blatt vor den Mund. Sie sprach die Schließung von Nichtregierungsorganisationen durch die russische Regierung ebenso an wie die von politischen Stiftungen.

Klimasturz in den Ost-West-Beziehungen

Nach der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 kam es zu einem Klimasturz in den Ost-West-Beziehungen. Amerika und die EU legen Sanktionen auf. Doch selbst in der Phase höchster Spannung riss der Gesprächsfaden zwischen Merkel und Putin nie ab. Zeitweise telefonierten die beiden fast täglich miteinander. Bei den Minsker Abkommen 2014 und 2015 über einen Friedensplan für die Ostukraine spielte Merkel eine Schlüsselrolle. Heute schließt sie eine Ausweitung der Sanktionen gegen Russland nicht mehr aus.