Wie First Lady Michelle Obama den Kandidaten Trump zerlegte
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Lesezeit: 4 Minuten
Von Dirk Hautkapp
Washington. Michelle Obama liest dem Sexisten Donald Trump die Leviten. Die First Lady wird so für viele Amerikaner zur „Kandidatin der Herzen“.
So hat man sie noch nie gesehen. Ihre Lippen beben, die Stimme zittert. Michelle Obama, Gattin des amerikanischen Präsidenten, verbirgt am Rednerpult in New Hampshire keine Sekunde, wie fassungslos sie ist über Donald Trump. Dass der Präsidentschaftsanwärter der Republikaner in einem Video sexuelle Übergriffe gegen Frauen guthieß, „das hat mich bis ins Innerste erschüttert“, sagt die 52-Jährige, „auf eine Art und Weise, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können“.
Was dann kam, darüber spricht seit Donnerstag das politische Amerika. Die First Lady zerlegte den potenziellen Nachfolger ihres Mannes rhetorisch, bis nichts mehr von „The Donald“ übrig blieb. „Es reicht!“, rief sie gezielt die weibliche Wählerschaft mit Blick auf die Wahl am 8. November auf, „das muss aufhören – sofort.“
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Demokraten bewundern die First Lady
Nach ihrer Wutrede, für die mehrere TV-Sender ihr reguläres Programm unterbrachen, ging ein Seufzer der Bewunderung durch das Lager der Demokraten. Tenor: Kann nicht bitte Michelle Obama unsere nächste Präsidentin werden?
Einmal mehr hatte die Mutter zweier Töchter mit ihrer natürlichen Autorität mehr Wirkung hinterlassen, als die Person, für die sie gemeinsam mit ihrem Mann die Trommel schlägt: Hillary Clinton.
Michelle Obamas Generalabrechnung mit Trump setzte bei dessen Verharmlosungsversuchen an. Alles nur „Umkleidekabinengerede“. So hatte der 70-jährige Immobilien-Mogul seine frauenverachtenden Äußerungen („Greif ihnen zwischen die Beine“) gewertet, die ihn in Umfragen in der weiblichen Wählerschaft allmählich zum Paria machen.
„Trump ist eine Beleidigung für jeden anständigen Mann“
„Ich kann euch sagen, die Männer in meinem Leben reden nicht so über Frauen“, sagte Obama. In ihrer Familie seien Männer Väter, „denen beim Gedanken an die Beleidigungen, die ihre Töchter ertragen müssen, schlecht wird“. Wenn Trump behaupte, sein chauvinistisches Gerede sei geschlechtsübliches Verhalten, „ist das eine Beleidigung für jeden anständigen Mann“.
Wie leidenschaftlich Michelle Obama den Kandidaten zur unwählbaren Person erklärt hat, markiert den Höhepunkt ihrer politischen Einflussnahme. Nie zuvor hat die aus einfachen Verhältnissen stammende Juristin aus Chicago Scharfsinn, Entschlossenheit und persönliche Betroffenheit so präzise gebündelt.
US-Medien sind voll des Lobes für Michelle Obama
„Das war die beste Rede des gesamten Wahlkampfes“, urteilten übereinstimmend etliche US-Medien. Kurioserweise darunter auch solche, die Michelle Obama zum Amtsantritt ihres Mannes 2009 noch als „Frau mit den wütenden Augenbrauen“ abgetan hatten. Das liberale Magazin „New Yorker“ bildete sie damals als Karikatur mit riesiger Afro-Frisur und einer Panzerfaust ab.
Das ist nun Geschichte. Spätestens seit ihrer Rede auf dem Demokraten-Parteitag in Philadelphia im Juli gilt Frau Obama als rhetorisches Juwel. Ihr war es dort zu verdanken, dass die verprellten Anhänger des Links-Populisten Bernie Sanders, der vom Clinton-Lager auch mit unfeinen Mitteln ausgebremst worden war, nicht auf die Barrikaden gingen.
Michelle Obama als Kandidatin 2020 fürs Weiße Haus?
In wenigen Sätzen gab sie den Delegierten Zuversicht, dass nach Lage der Dinge Hillary Clinton die beste Option sei, um Amerika nicht einem Mann in die Hände fallen zu lassen, „der sich nicht im Griff hat“. Michelle Obamas Schlüsselsatz – „When they go low, we go high“ (frei übersetzt: Wenn die anderen sich nicht benehmen können, antworten wir mit Anstand und Stil) – ist seither das inoffizielle Motto der Clinton-Kampagne.
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Viele Demokraten, wünschen sich schon jetzt, dass sie bei der nächsten Wahl antritt. „Ihre Chancen wären groß“, schreiben Kommentatoren. Michelle Obama lehnt bisher ab. Bis 2020 ist es noch ein weiter Weg.
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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