Bangkok. Partys und 13 Kinder: Über Thailands Kronprinz Vajiralongkorn gibt es viele Skandalgeschichten. Die könnten ihm zum Verhängnis werden.

Eigentlich schien Thailands 64-jähriger Kronprinz Maha Vajiralongkorn als Nachfolger seines am Donnerstagnachmittag verstorbenen Vaters Bhumibol Aduljadej festzustehen. „Die Regierung wird die Gesetzgebende Versammlung informieren, dass seine Majestät seinen Nachfolger am 28. Dezember 1972 bestimmte“, verkündete Thailands Diktator Prayuth Chan-ocha im Fernsehen.

Doch wenig später schockte der General sämtliche, auf schnelle Nachfolge eingestellte Diplomaten in Bangkok und zahlreiche Thailänder: „Der Kronprinz hat aus Rücksicht auf die Trauer der Thailänder darauf bestanden, zu einem späteren, geeigneten Zeitpunkt die Nachfolge anzutreten. Er muss sich vorbereiten.

Thronfolger hat 13 Kinder mit verschiedenen Frauen

König Bhumibol Aduljadej (Mitte) starb am Donnerstagnachmittag.
König Bhumibol Aduljadej (Mitte) starb am Donnerstagnachmittag. © dpa | Stringer

Die angebliche Geduld ist neu. „Es gibt nur einen Kronprinzen“, schleuderte Vajiralongkorn im vergangenen Jahr dem scheidenden deutschen Botschafter entgegen und verließ wutschnaubend die Abschiedsaudienz. Berlins Diplomat hatte des Thronfolgers Schwester Sirindhorn offiziell korrekt als Kronprinzessin tituliert.

Der lebenslustige Hobbypilot und Vater von bislang 13 Kindern mit fünf verschiedenen Müttern bereitete zielstrebig die Übernahme der Krone vor. Nach dem Militärputsch im Jahr 2014 übernahm Vajiralongkorn die repräsentativen Aufgaben seines schwerkranken Vaters.

Der Thronfolger, den seine Kritiker als Mann mit wenig Skrupeln beschreiben, schleuste Gefolgsleute auf Schlüsselpositionen im „Kings Regiment“ und schuf eine eigene, konkurrierende Machtbasis zum „Queens Regiment“, dessen Offiziere die Militärregierung dominieren. Auch das Schlüsselpersonal im königlichen Haushalt wurde ausgewechselt.

Niemand an der Spitze will Vajiralongkorn als König

Nun soll Thailand glauben, der Kronprinz habe es keineswegs eilig mit der Nachfolge. „Entweder ist ihm die zukünftige Position zu Kopf gestiegen“, sagt ein thailändischer Kenner des Militärs, „oder es ist etwas faul. Schließlich will niemand an der Spitze Vajiralongkorn als neuen König.“

Seit der Wikileaks-Veröffentlichung von Emails des US-Außenministeriums vor zehn Jahren ist bekannt, dass der 95-jährige Vorsitzende des mächtigen Kronrats Prem Tinsulanonda den designierten Thronfolger für ungeeignet hält. Solange in Thailand noch kein neuer König ernannt ist, gilt der Greis zumindest als Regent und Staatsoberhaupt – und kann dem Kronprinzen viele Steine in den Weg legen.

Trauer um König Bhumibol

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    Pudel fraß Abendessen des US-Botschafters

    Geschichten gibt es schließlich genug. Vor Jahren tauchte der Kronprinz bei einem Ex-Alumni-Abend von Oxford-Studenten auf. Vajiralongkorns Pudel Foo Foo, offiziell mit dem Titel eines Luftmarschalls ausgestattet, durfte ungehindert auf dem Tisch der Ehrengäste umher spazieren – und machte sich vergnüglich über das Abendmahl des säuerlich lächelnden US-Botschafters her.

    Die Villa des thailändischen Kronprinzen in Tutzing am Starnberger See (Bayern).
    Die Villa des thailändischen Kronprinzen in Tutzing am Starnberger See (Bayern). © dpa | Ursula Düren

    Vajiralongkorn nutzt gerne die Privilegien der Monarchie. Er lässt freilich keine Chance aus, vor dem „steifsten Hofzeremoniell Asiens“ – so ein Diplomat des Sultanats Brunei – zu fliehen. Seine Lieblingsregion ist Münchens Umgebung. Dort trifft er schon mal Emissäre des bei Militärs und Elite verhassten 2006 gestürzten Premierminister Thaksin Shinawatra, verbringt vor allem aber entspannte Tage weit weg vom Tratsch der Heimat mit seiner Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Sohn.

    Eine vor Wochen gekaufte Villa am Starnberger See wird renoviert und soll wohl auch für den König weiter als private Fluchtburg dienen. Sollte ihm die Thronfolge versagt bleiben, steht die Villa als ständiger Wohnsitz bereit.