Leipzig. Der Terrorverdächtige al-Bakr radikalisierte sich laut einem Bericht in Deutschland. Zuvor sei er unpolitisch gewesen, so sein Bruder.

Der Terrorverdächtigte Dschaber al-Bakr soll in Berlin zum radikalen Islam gekommen sein. Gegenüber „Der Spiegel“ sagte der Bruder al-Bakrs, der mutmaßliche IS-Terrorist sei vor seiner Flucht aus Syrien im Jahr 2014 unpolitisch gewesen.

Sein zehn Jahre jüngerer Bruder, so berichtet Alaa al-Bakr gegenüber dem Nachrichtenmagazin weiter, sei durch Internetvideos in Berührung mit islamistischer Ideologie gekommen. Außerdem habe ihn ein Berliner Imam einer Gehirnwäsche unterzogen.

Berliner Imam soll al-Bakr nach Syrien geschickt haben

Der Mann soll Dschaber al-Bakr aufgefordert haben, nach Syrien zurückzugehen und zu kämpfen. Der Aufforderung folgte Dschaber al-Bakr im September 2015, er schloss sich dem Islamischen Staat an – und die Familie brach den Kontakt zu ihm ab.

Der jetzige Stand der Ermittlungen der deutschen Behörden lässt Alaa al-Bakr fassungslos zurück. „Ich habe meinen Bruder erzogen. Er hätte niemals einen Anschlag begangen. Das ist eine Lüge“, sagte der Mann in einem telefonischen Interview.

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    US-Geheimdienst soll entscheidenen Tipp gegeben haben

    Einen entscheidenden Hinweis auf A-Bakr sollen die deutschen Behörden von einem US-Geheimdienst erhalten haben. Das berichtet die „Welt am Sonntag“. Demnach soll der fragliche Dienst mehrere Telefongespräche von Al-Bakr mit einem Kontaktmann der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien abgehört haben, in denen es auch um Anschlagspläne ging.

    In einem Telefonat in der vergangenen Woche ging es dabei nach Informationen der Zeitung auch um die Sprengstoff-Herstellung. „Zwei Kilo sind fertig“, soll Al-Bakr seinem IS-Kontakt mitgeteilt haben. Außerdem habe der Syrer ein mögliches Anschlagsziel genannt: Ein „großer Flughafen in Berlin“ sei „besser als Züge“. In der Wohnung in Chemnitz, in der Dschaber al-Bakr zuletzt lebte, hatten die Ermittler 1,5 Kilogramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden.

    Auf die drei Syrer, die Dschaber al-Bakr in Leipzig überwältigt und der Polizei übergeben hatten, habe der mutmaßliche IS-Terrorist einen „wahnsinnigen“ Eindruck gemacht. Das teilten die als Helden gefeierten Flüchtlinge gegenüber „Der Spiegel“ mit. „Er wollte auch uns töten“, sagte einer der Männer dem Nachrichtenmagazin. Die drei seien aus Angst vor Racheakten mittlerweile aus Leipzig geflohen und versteckten sich derzeit bei Freunden in einer anderen deutschen Großstadt, heißt es in der Bericht weiter.

    Obduktion bestätigt Selbstmord

    Das Obduktionsergebnis hat unterdessen bestätigt, dass sich al-Bakr selbst getötet hat. Der Tod sei durch Erhängen eingetreten, teilte die Staatsanwaltschaft Leipzig am Freitag mit. Eine Fremdeinwirkung wurde nicht festgestellt. „Im Ergebnis der bisher durchgeführten Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft Leipzig davon aus, dass der Verstorbene Suizid begangen hat“, so Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz.

    Zwei Tage nach seiner Festnahme hatte sich der 22-jährige Syrer am Mittwochabend in der Untersuchungshaft mit einem T-Shirt seiner Anstaltskleidung an einem Gitter in seiner Zelle erhängt. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hatte er einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant. Seit al-Bakrs Selbstmord stehen die Behörden in Sachsen einmal mehr in der Kritik. (ba/dpa)

    Terrorverdächtiger al-Bakr ist tot

    Dschaber al-Bakr ist tot. Der unter Terrorverdacht stehende Syrer nahm sich am Mittwochabend in seiner Gefängniszelle in der JVA Leipzig das Leben. Der 22-Jährige erhängte sich mit seinem Hemd.
    Dschaber al-Bakr ist tot. Der unter Terrorverdacht stehende Syrer nahm sich am Mittwochabend in seiner Gefängniszelle in der JVA Leipzig das Leben. Der 22-Jährige erhängte sich mit seinem Hemd. © dpa | Jan Woitas
    Al-Bakrs Anwalt Alexander Hübner sagte, er habe auf das Suizid-Risiko des Verdächtigen hingewiesen. Der JVA-Leiter habe auch versichert, dass al-Bakr ständig beobachtet werde, so Hübner.
    Al-Bakrs Anwalt Alexander Hübner sagte, er habe auf das Suizid-Risiko des Verdächtigen hingewiesen. Der JVA-Leiter habe auch versichert, dass al-Bakr ständig beobachtet werde, so Hübner. © dpa | Jan Woitas
    Rolf Jacob, Leiter der Justizvollzugsanstalt Leipzig, bestätigte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Dresden, dass al-Bakr von der Haftrichterin vor seiner Überstellung in die Untersuchungshaft als suizidgefährdet eingestuft worden war.
    Rolf Jacob, Leiter der Justizvollzugsanstalt Leipzig, bestätigte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Dresden, dass al-Bakr von der Haftrichterin vor seiner Überstellung in die Untersuchungshaft als suizidgefährdet eingestuft worden war. © dpa | Arno Burgi
    Dabei habe sich die Amtsrichterin in Dresden auch auf einen vom Beschuldigten bereits bei der Verkündung des Haftbefehls angekündigten Hungerstreik berufen. In der JVA sei nach einem Gespräch mit einer Psychologin die Gefahr aber als nicht akut eingestuft worden, sagte Jacob.
    Dabei habe sich die Amtsrichterin in Dresden auch auf einen vom Beschuldigten bereits bei der Verkündung des Haftbefehls angekündigten Hungerstreik berufen. In der JVA sei nach einem Gespräch mit einer Psychologin die Gefahr aber als nicht akut eingestuft worden, sagte Jacob. © dpa | Arno Burgi
    Dennoch sei der 22-Jährige zunächst alle 15 Minuten in seiner Zelle kontrolliert worden, sagte Jacob. Der Rhythmus sei dann später auf 30 Minuten erhöht und beibehalten worden.
    Dennoch sei der 22-Jährige zunächst alle 15 Minuten in seiner Zelle kontrolliert worden, sagte Jacob. Der Rhythmus sei dann später auf 30 Minuten erhöht und beibehalten worden. © dpa | Sebastian Willnow
    Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (r.) erklärte, er übernehme qua seines Amtes die politische Verantwortung. Für einen Rücktritt gebe es aber keine Veranlassung.
    Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (r.) erklärte, er übernehme qua seines Amtes die politische Verantwortung. Für einen Rücktritt gebe es aber keine Veranlassung. © dpa | Arno Burgi
    Am Montag war der mutmaßliche Terrorist in Leipzig festgenommen worden. Offenbar ist so ein größerer Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland verhindert worden.
    Am Montag war der mutmaßliche Terrorist in Leipzig festgenommen worden. Offenbar ist so ein größerer Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland verhindert worden. © Getty Images | Carsten Koall
    Der Syrer hatte nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig konkrete Pläne verfolgt und Vorbereitungen für einen Sprengstoffanschlag getroffen. Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz wollte er einen Flughafen in Berlin attackieren.
    Der Syrer hatte nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig konkrete Pläne verfolgt und Vorbereitungen für einen Sprengstoffanschlag getroffen. Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz wollte er einen Flughafen in Berlin attackieren. © Polizei Sachsen/dpa | Christian Zander
    Zwei Syrer hatten ihn nach eigenen Angaben in einer Wohnung im Nordosten von Leipzig überwältigt, gefesselt und der Polizei übergeben.
    Zwei Syrer hatten ihn nach eigenen Angaben in einer Wohnung im Nordosten von Leipzig überwältigt, gefesselt und der Polizei übergeben. © Getty Images | Carsten Koall
    Ihr Anruf bei der Polizei war zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben. Daraufhin waren sie mit einem Foto von al-Bakr zu einem Polizeirevier gefahren.
    Ihr Anruf bei der Polizei war zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben. Daraufhin waren sie mit einem Foto von al-Bakr zu einem Polizeirevier gefahren. © dpa | Hendrik Schmidt
    Am Samstag hatte es einen Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz gegeben, bei dem die Polizei in einer Wohnung mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden hatte. Die unverdächtigen Bewohner des Hauses in der Siedlung „Fritz Heckert“ waren aus ihren Wohnungen geleitet worden.
    Am Samstag hatte es einen Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz gegeben, bei dem die Polizei in einer Wohnung mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden hatte. Die unverdächtigen Bewohner des Hauses in der Siedlung „Fritz Heckert“ waren aus ihren Wohnungen geleitet worden. © dpa | Hendrik Schmidt
    Dschaber al-Bakr war bei dem Einsatz der Polizei nach Angaben eines Sprechers nur knapp entkommen. Eine LKA-Sprecherin hatte bestätigt, dass ein Warnschuss abgegeben worden war.
    Dschaber al-Bakr war bei dem Einsatz der Polizei nach Angaben eines Sprechers nur knapp entkommen. Eine LKA-Sprecherin hatte bestätigt, dass ein Warnschuss abgegeben worden war. © dpa | Hendrik Schmidt
    Einsatzkräfte des SEK stürmten die Wohnung, in der sich der Verdächtige aufgehalten hatte. Das Wohngebiet wurde abgeriegelt.
    Einsatzkräfte des SEK stürmten die Wohnung, in der sich der Verdächtige aufgehalten hatte. Das Wohngebiet wurde abgeriegelt. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Der Sprengstoff, den die Ermittler gefunden hatten, war gut versteckt gewesen.
    Der Sprengstoff, den die Ermittler gefunden hatten, war gut versteckt gewesen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Weil der Transport sehr gefährlich gewesen wäre, hatten Spezialisten den Fund durch gezielte Sprengung in den extra ausgehobenen Erdlöchern in der Siedlung gesprengt.
    Weil der Transport sehr gefährlich gewesen wäre, hatten Spezialisten den Fund durch gezielte Sprengung in den extra ausgehobenen Erdlöchern in der Siedlung gesprengt. © dpa
    Später hatten die Polizisten einen Verdächtigen in Chemnitz festgenommen. Der Syrer soll der Mieter der Wohnung sein, in dem der Sprengstoff gefunden wurde. Gegen ihn wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a StGB) ermittelt.
    Später hatten die Polizisten einen Verdächtigen in Chemnitz festgenommen. Der Syrer soll der Mieter der Wohnung sein, in dem der Sprengstoff gefunden wurde. Gegen ihn wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a StGB) ermittelt. © dpa | Bernd März
    Während der Fahndung hatte die Polizei am Nachmittag des 8. Oktober den Hauptbahnhof in Chemnitz abgeriegelt. Die Fahnder hatten zwei Männer festgenommen.
    Während der Fahndung hatte die Polizei am Nachmittag des 8. Oktober den Hauptbahnhof in Chemnitz abgeriegelt. Die Fahnder hatten zwei Männer festgenommen. © dpa | Arno Burgi
    Die Festgenommenen hatten einen Koffer bei sich getragen. Ein ferngesteuerter Roboter zur Bombenentschärfung hatte auf einem Gleis im Hauptbahnhof in Chemnitz den roten Koffer untersucht. Er hatte sich aber als harmlos erwiesen. Die beiden Männer waren am 9. Oktober wieder freigekommen.
    Die Festgenommenen hatten einen Koffer bei sich getragen. Ein ferngesteuerter Roboter zur Bombenentschärfung hatte auf einem Gleis im Hauptbahnhof in Chemnitz den roten Koffer untersucht. Er hatte sich aber als harmlos erwiesen. Die beiden Männer waren am 9. Oktober wieder freigekommen. © dpa | Arno Burgi
    Auch am Berliner Flughafen Schönefeld hatte die Polizei am 8. Oktober die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die Beamten hatten zahlreiche Fahrzeuge kontrolliert. „Wir hatten Hinweise – nachrichtendienstliche Hinweise – , dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte“, hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 10. Oktober gesagt.
    Auch am Berliner Flughafen Schönefeld hatte die Polizei am 8. Oktober die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die Beamten hatten zahlreiche Fahrzeuge kontrolliert. „Wir hatten Hinweise – nachrichtendienstliche Hinweise – , dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte“, hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 10. Oktober gesagt. © Getty Images | Clemens Bilan
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