Leipzig. Die Suche nach Dschaber al-Bakr ist zu Ende. Der 22-jährige Terrorverdächtige aus Syrien ist in der Nacht in Leipzig gefasst worden.

Der flüchtige Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr ist in der Nacht zu Montag in Leipzig festgenommen worden. Das teilte die sächsische Polizei am Montagmorgen über Twitter und Facebook mit: „Wir sind geschafft, aber überglücklich: der Terrorverdächtige Al-Bakr wurde in der Nacht in Leipzig festgenommen“, hieß es. Er sei sicher identifiziert, die bundesweite und internationale Fahndung aufgehoben worden. Auf einer Pressekonferenz am Montag teilten die Behörden mit, dass der Verdächtige Kontakt zur Terrormiliz IS gehabt habe. „Im Moment sprechen die Erkenntnisse für einen IS-Kontext“, sagte der sächsische LKA-Chef Jörg Michaelis.

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Nach Informationen des „Spiegel“ soll al-Bakr am Leipziger Bahnhof einen Syrer angesprochen und gefragt haben, ob er bei ihm übernachten könne. Der Mann soll ihn ein eingeladen und die Polizei verständigt haben. Laut Bericht hat die Polizei den Verdächtigen um 0.42 Uhr gefesselt in der Wohnung gefunden. Auf Facebook gab die Polizei allenfalls bekannt, dass sie einen Hinweis erhalten habe, dass Al-Bakr von Landsleuten in einer Wohnung festgehalten wurde. Er sei den Beamten „in gefesseltem Zustand übergeben“ worden, sagte LKA-Chef Michaelis.

Al-Bakr entkam nur knapp dem SEK

Dschaber al-Bakr wird verdächtigt, einen Anschlag vorbereitet zu haben. Er war bei einem SEK-Einsatz in einem Chemnitzer Wohngebiet am Samstag nur knapp entkommen. In seiner Wohnung fand die Polizei mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff sowie Zünder und andere Teile zur Herstellung von Rohrbomben. Der Sprengstoff ist derselbe wie der, den die Attentäter bei den Anschlägen von Paris im November 2015 verwendet haben, teilte LKA-Chef Michaelis mit. Seither wurde bundesweit nach dem Mann gefahndet. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) zog ebenfalls Vergleiche zu vergangenen Anschlägen in Europa. „Die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel“, so der Innenminister in Berlin.

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    Die Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Es wurde deshalb erwartet, dass der Verdächtige noch am Montag in Karlsruhe dem Haftrichter vorgeführt wird.

    Wurde al-Bakr aus dem Ausland gesteuert?

    Er soll laut „Bild“-Zeitung von der Terrormiliz IS ausgebildet worden sein. Offiziell ist das aber nicht. „Es deutet einiges auf einen islamistischen Hintergrund hin“, hatte ein Vertreter aus Sicherheitskreisen der Nachrichtenagentur Reuters erklärt. Es könne sich jedoch auch um einen Fall der Selbstradikalisierung über das Internet gehandelt haben.

    Unklar ist, ob der Verdächtige aus dem Ausland gezielt gesteuert wurde. Unklar blieb am Montag auch weiter, gegen welches Ziel sich die mutmaßlichen Anschlagspläne gerichtet hatten. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem „Focus“-Bericht vom Samstag äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte. Die für Flughäfen und Bahnhöfe zuständige Bundespolizei erhöhte nach den Vorfällen in Chemnitz die Sicherheitsvorkehrungen.

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      Innenministerium: Sicherheitsbehörden sind wachsam

      Das Bundesinnenministerium sieht nach der Festnahme in Leipzig keine neue Bedrohungslage durch den internationalen Terrorismus. Deutschland stehe „unverändert“ im Fadenkreuz der Terroristen, sagte Ministeriumssprecher Johannes Dimroth am Montag in Berlin. Der Sprengstofffund von Chemnitz beweise jedoch, dass Terroranschläge in Deutschland nicht auszuschließen seien. Die Festnahme zeige aber, dass die Sicherheitsbehörden wachsam seien.

      Ein am Wochenende in Chemnitz festgenommener mutmaßlicher Komplize des Terrorverdächtigen aus Syrien ist in Untersuchungshaft genommen worden. Gegen den Landsmann des 22-jährigen Dschaber al-Bakr wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Montag in Dresden Haftbefehl wegen Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a StGB) erlassen.

      Mutmaßlicher Komplize mietete Wohnung

      Der Syrer ist der Mieter der Wohnung in einem Chemnitzer Plattenbauviertel, in der sich der Hauptverdächtige Al-Bakr aufgehalten hatte. Der 33-jährige war wenig später am Hauptbahnhof der Industriestadt festgenommen worden. Beide Männer sind als Flüchtlinge registriert. (dpa)