St. Louis. Der Ton im zweiten TV-Duell war bissig. Trump war wegen der Affäre um sexistische Äußerungen in der Defensive, Clinton holte aus.

Auch wenn die nach Show-Kriterien vergebenen Haltungs-Noten ihn diesmal als schlagkräftiger und aggressiver ausweisen werden: Es kam wie erwartet. Donald Trump konnte nicht gewinnen. Er verlor gegen Hillary Clinton. Und wie.

In der zweiten Fernseh-Debatte im amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf ist der nach einem obszön frauenverachtenden Video auch in der eigenen Partei endgültig zur Unperson erklärte Bau-Unternehmer am Tiefpunkt seiner Kandidatur angekommen.

Donald Trump: Ignorant und dreist.
Donald Trump: Ignorant und dreist. © Getty Images | Chip Somodevilla

Er bezichtigte seine Mitbewerberin offen der Lüge. Er sagt ihr sogar nach, Hass in ihrem Herzen zu haben. Er drohte ihr einen Sonderermittler auf den Hals zu schicken, um die de facto ausgestandene E-Mail-Affäre während ihrer Zeit als Außenministerin erneut zu durchleuchten. Und er kündigte an, sie ins Gefängnis stecken zu lassen, wenn er die Wahl gewinnt. Schäbigkeiten, die jeden Rahmen sprengen. Donald Trump straft die Verfassung mit Missachtung. Er ist eine Beleidigung für Amerika.

Trump agierte wie ein angeschossenes Tier

Hillary Clinton, die schleichend favorisierte demokratische Anwärterin auf das höchste Staatsamt, musste in St. Louis entschieden mehr machen als in Runde eins. Und sie tat sich dabei nicht leicht. Ihr Verzicht, Trumps pauschale Unverschämtheiten ebenso schrill zu kontern, ließ sie manchmal zu zögerlich und steif erscheinen.

Hillary Clinton: Kontrolliert und souverän.
Hillary Clinton: Kontrolliert und souverän. © REUTERS | JIM YOUNG

Trump, der manchmal wie ein angeschossenes Tier agierte, setzt sie immer wieder erfolgreich unter Druck. Aber er richtete sich am Ende mit Ignoranz und Dreistigkeit wieder selbst. Kein einziges Thema – von Steuern über Energie und Syrien bis zur Einwanderungsfrage – zeigte ihn sattelfest. Dafür log und übertrieb er fast am laufenden Band.

Erklärungsversuche für bösartiges Frauenbild

Seine Erklärungs- und Entschuldigungsversuche über sein bösartiges Frauenbild („Greif ihr zwischen die Beine. Du kannst alles machen, wenn du ein Star bist“) gerieten erwartungsgemäß hilflos und peinlich. Er blieb dabei: Männer redeten nun mal so in den Umkleidekabinen. Tun Männer nicht. Einmal borniert, immer borniert.

Wie charakterlich schwach der 70-Jährige ist, zeigte sich bereits vor der ersten Fragerunde. Trump gab eine Pseudo-Presse-Konferenz; eine Art Warnhinweis auf die danach folgende Schlammschlacht, die aus Trumps Sicht ein Ziel verfolgte: Seine sexuellen Eskapaden und Fehltritte als dreifacher Ehemann mit denen aufzuwiegen oder wenigstens gleichzusetzen, die mit dem Namen Bill Clinton verbunden sind. Und damit, nach Trumps Lesart, zwangsläufig auch mit seiner Rivalin für den Posten im Weißen Haus.

So lief das zweite TV-Duell

Das zweite TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump wurde zum Showdown persönlicher Angriffe.
Das zweite TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump wurde zum Showdown persönlicher Angriffe. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Trump brachte in den 90 Minuten mehrmals Clintons E-Mail-Affäre ins Spiel. Er wiederum musste seine sexistischen Äußerungen erklären, die er als Umkleidekabinen-Geschwätz abtat.
Trump brachte in den 90 Minuten mehrmals Clintons E-Mail-Affäre ins Spiel. Er wiederum musste seine sexistischen Äußerungen erklären, die er als Umkleidekabinen-Geschwätz abtat. © REUTERS | MIKE SEGAR
Moderiert wurde die zweite Debatte von Anderson Cooper und Martha Raddatz. Die Moderatoren wirkten mehrmals so, als habe Donald Trump sie mit seinen Ausführungen aus dem Konzept gebracht.
Moderiert wurde die zweite Debatte von Anderson Cooper und Martha Raddatz. Die Moderatoren wirkten mehrmals so, als habe Donald Trump sie mit seinen Ausführungen aus dem Konzept gebracht. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Das Besondere an dem zweiten Duell war, dass diesmal auch die Zuschauer das Wort hatten. Eine ausgewählte Gruppe unentschlossener Wähler durfte Fragen stellen. Die Demokratin Clinton zeigte sich empathisch und versuchte auf die Wähler einzugehen.
Das Besondere an dem zweiten Duell war, dass diesmal auch die Zuschauer das Wort hatten. Eine ausgewählte Gruppe unentschlossener Wähler durfte Fragen stellen. Die Demokratin Clinton zeigte sich empathisch und versuchte auf die Wähler einzugehen. © REUTERS | JIM BOURG
Trump dreht sich ihnen zwar zu, aber seine Worte richteten sich eher an seine Unterstützer draußen vor den Bildschirmen. Anhängern, die ihm ohnehin treu verfallen sind.
Trump dreht sich ihnen zwar zu, aber seine Worte richteten sich eher an seine Unterstützer draußen vor den Bildschirmen. Anhängern, die ihm ohnehin treu verfallen sind. © dpa | Saul Loeb
Der Republikaner attackierte während seines Auftritts Clinton und feuerte so viele Anschuldigungen ab, dass sie nicht mehr nachkam. Er redete sich auch mehrmals in Rage und musste von den Moderatoren unterbrochen werden, weil er die vereinbarte Redezeit überzogen hatte.
Der Republikaner attackierte während seines Auftritts Clinton und feuerte so viele Anschuldigungen ab, dass sie nicht mehr nachkam. Er redete sich auch mehrmals in Rage und musste von den Moderatoren unterbrochen werden, weil er die vereinbarte Redezeit überzogen hatte. © REUTERS | POOL
An Trumps Seite waren viele Familienmitglieder. Darunter seine Ehefrau Melania Trump (rechts).
An Trumps Seite waren viele Familienmitglieder. Darunter seine Ehefrau Melania Trump (rechts). © REUTERS | RICK WILKING
Und seine Töchter Ivanka ...
Und seine Töchter Ivanka ... © dpa | Rick T. Wilking
... und Tiffany Trump (rechts).
... und Tiffany Trump (rechts). © dpa | Gary He
Im Publikum saßen Trumps Schwiegertöchter Lara und Vanessa Trump neben seiner Tochter Tiffany Trump (von links nach rechts).
Im Publikum saßen Trumps Schwiegertöchter Lara und Vanessa Trump neben seiner Tochter Tiffany Trump (von links nach rechts). © REUTERS | JIM YOUNG
Mit im Trump-Lager saßen auch Kathleen Willey, Juanita Broaddrick und Kathy Shelton (von links nach rechts). Die Frauen werfen Ex-Präsident Bill Clinton sexuelle Übergriffe vor. Clinton bestreitet die lange zurück liegenden Vorfälle.
Mit im Trump-Lager saßen auch Kathleen Willey, Juanita Broaddrick und Kathy Shelton (von links nach rechts). Die Frauen werfen Ex-Präsident Bill Clinton sexuelle Übergriffe vor. Clinton bestreitet die lange zurück liegenden Vorfälle. © REUTERS | JIM YOUNG
Auch Konkurrentin Hillary Clinton hatte Unterstützung mitgebracht.
Auch Konkurrentin Hillary Clinton hatte Unterstützung mitgebracht. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Ihr Mann Bill Clinton, Tochter Chelsea und deren Ehemann Marc Mezvinsky waren bei der TV-Debatte dabei.
Ihr Mann Bill Clinton, Tochter Chelsea und deren Ehemann Marc Mezvinsky waren bei der TV-Debatte dabei. © Getty Images | Rick Wilking-Pool
Der ehemalige US-Präsident begrüßte Melania Trump.
Der ehemalige US-Präsident begrüßte Melania Trump. © REUTERS | MIKE SEGAR
Der Handschlag fiel am Ende eher verhalten aus.
Der Handschlag fiel am Ende eher verhalten aus. © REUTERS | JIM YOUNG
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Trump war Gegenteil von präsidiabel

In seiner Begleitung führte Trump vier Frauen vor. Drei davon werfen Bill Clinton sexuelle Übergriffe vor. Alle Fälle sind lange bekannt und liegen teilweise fast 30 Jahre zurück. Damals war Bill Clinton noch Generalstaatsanwalt von Arkansas. Es gab nie einen Prozess. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe verliefen im Sande. Dass Trump diese alten Kamellen wieder hervorkramt und seine Missetaten dahinter verstecken will, ist niederträchtig. Er steht zur Wahl. Nicht der Polit-Rentner Bill Clinton.

Donald Trump hat die minimale Chance, die ihm geblieben war, um das Ruder vielleicht doch noch herumzureißen, vertan. Er war großspurig statt ehrlich reuig. Er war in den Fragen, die nicht unterleibsbezogen waren, wieder erschreckend uninformiert und ausschweifend statt kenntnisreich und präzise. Er war mit einem Wort beschrieben wieder das absolute Gegenteil von präsidiabel.

Clinton reagierte kontrolliert auf Trump

Clinton dagegen setzte in Stil und Inhalt fort, was sie beim ersten Schlagabtausch angefangen hatte: Information, kontrollierte Reaktion auf die wutschnaubenden Attacken ihres Gegners, vorsichtig emphatische Gesten Richtung Publikum. Kurzum: Eine Frau, der man die Staatsgeschäfte anvertrauen kann, ohne morgens aufzuwachen und tonnenweise zerschlagenes diplomatisches Porzellan einsammeln zu müssen.

Donald Trump verlor wie schon bei der Premiere den Auftritt vor Millionen Fernsehzuschauern gegen Clinton, wenn man Substanz und Politikfähigkeit nach vorne stellt und nicht Show-Allüren. In seiner früheren Reality-TV-Show hätte er spätestens jetzt den einzig richtigen Spruch verdient: Du bist gefeuert.

Amerikanische Wähler ist der Verlierer

Der eigentliche Verlierer des miserablen Polit-Zaubers war aber wieder der amerikanische Wähler. Die Fakten-Checker werden heute wieder Dutzende Falschdarstellungen herausfiltern, die meisten davon gehen wieder auf Trumps Konto, der tatsächlich in seiner eigenen Wirklichkeit lebt.

Mit keinem einzigen präzisen Vorschlag wurden (jedenfalls von Trump) die großen sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Fragen der Zukunft Amerikas auch nur angerissen. Stattdessen ging es über weite Strecken um Beleidigungen, alte Rechnungen, politische Sünden, Fehler aus der Vergangenheit und Allgemeinplätze. Furchtbar.

Was hängen bleibt, ist aber dies: Donald Trump greift Frauen in den Schritt. Weil er glaubt, dass er es kann.

So funktionieren die Wahlen in den USA

In den USA wird am 8. November 2016 ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt. Der Präsident der USA wird alle vier Jahre gewählt und kann nur einmal wiedergewählt werden.
In den USA wird am 8. November 2016 ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt. Der Präsident der USA wird alle vier Jahre gewählt und kann nur einmal wiedergewählt werden. © REUTERS /
Nachdem er 2008 zum 44. – und ersten afro-amerikanischen – Präsidenten der USA gewählt und 2012 wiedergewählt wurde, kann Barack Obama also nicht wieder antreten. Der US-Präsident ist mit einer Fülle von Kompetenzen und Aufgaben ausgestattet: Er ist gleichzeitig Staatsoberhaupt, Regierungschef mit Richtlinienkompetenz, oberster Verwaltungschef eines gigantischen Behördenapparats und Oberbefehlshaber der Streitkräfte mit alleiniger Verfügungsgewalt über die Atomwaffen der Supermacht.
Nachdem er 2008 zum 44. – und ersten afro-amerikanischen – Präsidenten der USA gewählt und 2012 wiedergewählt wurde, kann Barack Obama also nicht wieder antreten. Der US-Präsident ist mit einer Fülle von Kompetenzen und Aufgaben ausgestattet: Er ist gleichzeitig Staatsoberhaupt, Regierungschef mit Richtlinienkompetenz, oberster Verwaltungschef eines gigantischen Behördenapparats und Oberbefehlshaber der Streitkräfte mit alleiniger Verfügungsgewalt über die Atomwaffen der Supermacht. © dpa | Michael Reynolds
Anders als der Präsident ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nur Chefin der Exekutive. Ihre Minister leiten ihre Ressorts eigenverantwortlich, während der US-Präsident nur mit „Sekretären“ arbeitet. Er kann im Gegensatz zur Bundeskanzlerin sein Veto gegen Gesetze einlegen und eigenmächtig Truppen entsenden.
Anders als der Präsident ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nur Chefin der Exekutive. Ihre Minister leiten ihre Ressorts eigenverantwortlich, während der US-Präsident nur mit „Sekretären“ arbeitet. Er kann im Gegensatz zur Bundeskanzlerin sein Veto gegen Gesetze einlegen und eigenmächtig Truppen entsenden. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Wer Präsident oder Präsidentin werden will, muss nur zwei Bedingungen erfüllen: in den USA geboren und mindestens 35 Jahre alt sein. Die 68 Jahre alte Hillary Rodham Clinton erfüllt beide. Sie war zudem vier Jahre lang Außenministerin unter Präsident Obama (2009 – 2013) und vertrat zuvor den Bundesstaat New York im US-Senat (2001 – 2009).
Wer Präsident oder Präsidentin werden will, muss nur zwei Bedingungen erfüllen: in den USA geboren und mindestens 35 Jahre alt sein. Die 68 Jahre alte Hillary Rodham Clinton erfüllt beide. Sie war zudem vier Jahre lang Außenministerin unter Präsident Obama (2009 – 2013) und vertrat zuvor den Bundesstaat New York im US-Senat (2001 – 2009). © REUTERS | BRIAN SNYDER
Würde Clinton am 8. November gewählt, wäre sie die erste Frau im höchsten Amt der USA. Geschichte hat sie auch so schon geschrieben: Vor Clinton ist noch nie eine Frau von einer der beiden großen Parteien der USA als Kandidatin ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt worden. Und im Weißen Haus kennt sie sich aus: Dort hat sie 1993 bis 2001 als First Lady gelebt und gearbeitet, während ihr Mann Bill Clinton Präsident war.
Würde Clinton am 8. November gewählt, wäre sie die erste Frau im höchsten Amt der USA. Geschichte hat sie auch so schon geschrieben: Vor Clinton ist noch nie eine Frau von einer der beiden großen Parteien der USA als Kandidatin ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt worden. Und im Weißen Haus kennt sie sich aus: Dort hat sie 1993 bis 2001 als First Lady gelebt und gearbeitet, während ihr Mann Bill Clinton Präsident war. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Donald J. Trump tritt für die Republikaner an.
Donald J. Trump tritt für die Republikaner an. © REUTERS | MIKE SEGAR
Der 70-Jährige Immobilien-Tycoon hat bislang kein Wahlamt innegehabt.
Der 70-Jährige Immobilien-Tycoon hat bislang kein Wahlamt innegehabt. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Der Vizepräsident – Tim Kaine (r.) ist als Clintons Vize für die Demokraten im Rennen – ist von der Verfassung ohne großes Eigengewicht ausgestattet. Streng genommen hat er nur eine Aufgabe: den Vorsitz im Senat, der zweiten Parlamentskammer. Dort kann seine Stimme den Ausschlag geben. Andere Aktivitäten sind vom Wohlwollen des Präsidenten abhängig.
Der Vizepräsident – Tim Kaine (r.) ist als Clintons Vize für die Demokraten im Rennen – ist von der Verfassung ohne großes Eigengewicht ausgestattet. Streng genommen hat er nur eine Aufgabe: den Vorsitz im Senat, der zweiten Parlamentskammer. Dort kann seine Stimme den Ausschlag geben. Andere Aktivitäten sind vom Wohlwollen des Präsidenten abhängig. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Die große Stunde des Vize – hier Trump mit dem republikanischen Vize-Kandidaten Michael Pence – kommt, wenn der Präsident ausfällt und er mit allen Rechten an dessen Stelle tritt. Zuletzt geschah dies 1974, als Gerald Ford den zurückgetretenen Richard Nixon ersetzte.
Die große Stunde des Vize – hier Trump mit dem republikanischen Vize-Kandidaten Michael Pence – kommt, wenn der Präsident ausfällt und er mit allen Rechten an dessen Stelle tritt. Zuletzt geschah dies 1974, als Gerald Ford den zurückgetretenen Richard Nixon ersetzte. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Das Volk wählt den Präsidenten am Wahltag nicht direkt, sondern indirekt. Es bestimmt in jedem Bundesstaat, wie viele Wahlmänner und -frauen die Partei ihres Wunschkandidaten in das Wahlmännergremium („electoral college“) entsendet.
Das Volk wählt den Präsidenten am Wahltag nicht direkt, sondern indirekt. Es bestimmt in jedem Bundesstaat, wie viele Wahlmänner und -frauen die Partei ihres Wunschkandidaten in das Wahlmännergremium („electoral college“) entsendet. © REUTERS | © Hyungwon Kang / Reuters
Der Kandidat, der am Wahltag einen Bundesstaat gewinnt, erhält nach dem in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrecht alle Wahlmänner dieses Staates zugesprochen („the winner takes all“). Der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien stellt 55 Wahlmänner, dünner besiedelte Staaten weit weniger – Alaska zum Beispiel nur 3.
Der Kandidat, der am Wahltag einen Bundesstaat gewinnt, erhält nach dem in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrecht alle Wahlmänner dieses Staates zugesprochen („the winner takes all“). Der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien stellt 55 Wahlmänner, dünner besiedelte Staaten weit weniger – Alaska zum Beispiel nur 3. © REUTERS | © Lucy Nicholson / Reuters
Das kann dazu führen, dass der Kandidat, der von der Mehrheit der Menschen gewählt wurde, dennoch nicht Präsident wird. Im Jahr 2000 war das der Fall: der Republikaner George W. Bush (l.) hatte weniger Wählerstimmen (47,9 Prozent) als sein demokratischer Gegner Al Gore (48,4 Prozent) bekommen, hatte aber mehr Wahlmänner-Stimmen (271 zu 266) gewonnen.
Das kann dazu führen, dass der Kandidat, der von der Mehrheit der Menschen gewählt wurde, dennoch nicht Präsident wird. Im Jahr 2000 war das der Fall: der Republikaner George W. Bush (l.) hatte weniger Wählerstimmen (47,9 Prozent) als sein demokratischer Gegner Al Gore (48,4 Prozent) bekommen, hatte aber mehr Wahlmänner-Stimmen (271 zu 266) gewonnen. © REUTERS | © Reuters Photographer / Reuter
Die Wahlmänner und -frauen vertreten die Bürger bei der eigentlichen Wahl am jeweils zweiten Mittwoch im Dezember, 2016 ist das der 14. Dezember. Sie wählen den Präsidenten und Vizepräsidenten direkt. Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der 538 Stimmen des „electoral college“ erhält, das sind mindestens 270 Stimmen. Die Wahlmänner geben ihre Stimme nicht auf einer zentralen Versammlung, sondern in ihren jeweiligen Hauptstädten ab.
Die Wahlmänner und -frauen vertreten die Bürger bei der eigentlichen Wahl am jeweils zweiten Mittwoch im Dezember, 2016 ist das der 14. Dezember. Sie wählen den Präsidenten und Vizepräsidenten direkt. Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der 538 Stimmen des „electoral college“ erhält, das sind mindestens 270 Stimmen. Die Wahlmänner geben ihre Stimme nicht auf einer zentralen Versammlung, sondern in ihren jeweiligen Hauptstädten ab. © Reuters | © Jessica Rinaldi / Reuters
Wegen des Mehrheitswahlrechtes haben die USA faktisch ein Zwei-Parteien-System. Außenseiter, die nicht für eine der beiden großen Parteien (Demokraten, Republikaner) antreten, haben keine Chancen. So gewann der Unternehmer Ross Perot bei den Wahlen 1992 und 1996 zwar 18,9 beziehungsweise 8,4 Prozent, jedoch keine Wahlmännerstimme. Bei den jüngeren Wahlen lagen solche Kandidaten alle unter einem Prozent.
Wegen des Mehrheitswahlrechtes haben die USA faktisch ein Zwei-Parteien-System. Außenseiter, die nicht für eine der beiden großen Parteien (Demokraten, Republikaner) antreten, haben keine Chancen. So gewann der Unternehmer Ross Perot bei den Wahlen 1992 und 1996 zwar 18,9 beziehungsweise 8,4 Prozent, jedoch keine Wahlmännerstimme. Bei den jüngeren Wahlen lagen solche Kandidaten alle unter einem Prozent. © REUTERS | © Eric Miller / Reuters
2016 treten zum Beispiel Gary Johnson für die Libertäre Partei und...
2016 treten zum Beispiel Gary Johnson für die Libertäre Partei und... © REUTERS | MARK KAUZLARICH
...Jill Stein für die „Green Party“ an.
...Jill Stein für die „Green Party“ an. © REUTERS | JIM YOUNG
Das Ergebnis der Wahlmännerentscheidung wird vom Kongress, US-amerikanischen Parlament, geprüft und Anfang Januar vom amtierenden Vizepräsidenten – das ist Demokrat Joe Biden (Mitte) – verkündet.
Das Ergebnis der Wahlmännerentscheidung wird vom Kongress, US-amerikanischen Parlament, geprüft und Anfang Januar vom amtierenden Vizepräsidenten – das ist Demokrat Joe Biden (Mitte) – verkündet. © dpa | Anthony Behar / Pool
Bei der feierlichen Amtseinführung am 20. Januar legen der gewählte Präsident (hier Bill Clinton, der 42. Präsident der Vereinigten Staaten im Jahr 1993, mit seiner Frau Hillary Clinton) und der Vizepräsident in der Hauptstadt Washington ihren Amtseid ab. In der Antrittsrede skizziert der Präsident seine wichtigsten Ziele.
Bei der feierlichen Amtseinführung am 20. Januar legen der gewählte Präsident (hier Bill Clinton, der 42. Präsident der Vereinigten Staaten im Jahr 1993, mit seiner Frau Hillary Clinton) und der Vizepräsident in der Hauptstadt Washington ihren Amtseid ab. In der Antrittsrede skizziert der Präsident seine wichtigsten Ziele. © Reuters | © Jim Bourg / Reuters
Wahlberechtigt sind im Prinzip alle Bürger ab dem 18. Lebensjahr, die ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten oder in der Hauptstadt Washington haben. Bewohner von Außengebieten (etwa Puerto Rico) dürfen nicht wählen. Nicht wahlberechtigt sind auch illegale Einwanderer sowie Kriminelle, denen das Recht aberkannt wurde.
Wahlberechtigt sind im Prinzip alle Bürger ab dem 18. Lebensjahr, die ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten oder in der Hauptstadt Washington haben. Bewohner von Außengebieten (etwa Puerto Rico) dürfen nicht wählen. Nicht wahlberechtigt sind auch illegale Einwanderer sowie Kriminelle, denen das Recht aberkannt wurde. © REUTERS | © Jonathan Ernst / Reuters
Wer wählen will, muss sich zuvor als Wähler registrieren lassen. Die Bedingungen variieren zwischen den Bundesstaaten. Wer nicht auf der Liste steht, kann eine provisorische Wahlberechtigung erhalten. Auch wegen der Registrierungshürde gibt nur etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung ihre Stimme ab.
Wer wählen will, muss sich zuvor als Wähler registrieren lassen. Die Bedingungen variieren zwischen den Bundesstaaten. Wer nicht auf der Liste steht, kann eine provisorische Wahlberechtigung erhalten. Auch wegen der Registrierungshürde gibt nur etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung ihre Stimme ab. © REUTERS | © Brian Snyder / Reuters
Gewählt wird am ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November. 2016 fällt dieser Tag auf den spätestmöglichen Termin – weil der 1. November ein Dienstag ist. Der erste Montag im November ist also der 7. November, der erste Dienstag nach dem ersten Montag im November ist 2016 der 8. November.
Gewählt wird am ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November. 2016 fällt dieser Tag auf den spätestmöglichen Termin – weil der 1. November ein Dienstag ist. Der erste Montag im November ist also der 7. November, der erste Dienstag nach dem ersten Montag im November ist 2016 der 8. November. © REUTERS | © Mike Blake / Reuters
Der US-Kongress hatte 1845 diesen Termin festgelegt. In dem Agrarland Amerika sollte der Wahltag zeitlich so liegen, dass die Ernte bereits eingefahren ist. Zugleich durfte der Termin nicht in den Winter fallen, damit die Wähler aus den meist ländlichen Gebieten nicht durch zu schlechtes Wetter an ihrer Reise zum nächsten Wahllokal gehindert wurden.
Der US-Kongress hatte 1845 diesen Termin festgelegt. In dem Agrarland Amerika sollte der Wahltag zeitlich so liegen, dass die Ernte bereits eingefahren ist. Zugleich durfte der Termin nicht in den Winter fallen, damit die Wähler aus den meist ländlichen Gebieten nicht durch zu schlechtes Wetter an ihrer Reise zum nächsten Wahllokal gehindert wurden. © REUTERS | © John Gress / Reuters
Den Sonntag schloss der Gesetzgeber als Wahltag aus, weil er für religiöse Amerikaner der Tag des Herrn ist. Der Montag galt als Anreisetag, denn damals gab es meist nur in der Bezirkshauptstadt die Möglichkeit zu wählen. Der Donnerstag fiel gänzlich aus, weil an dem Tag die damals ungeliebten Briten ihr Parlament wählten. Der Freitag galt als ungünstig, weil man sich auf den Markttag am Samstag vorbereiten musste.
Den Sonntag schloss der Gesetzgeber als Wahltag aus, weil er für religiöse Amerikaner der Tag des Herrn ist. Der Montag galt als Anreisetag, denn damals gab es meist nur in der Bezirkshauptstadt die Möglichkeit zu wählen. Der Donnerstag fiel gänzlich aus, weil an dem Tag die damals ungeliebten Briten ihr Parlament wählten. Der Freitag galt als ungünstig, weil man sich auf den Markttag am Samstag vorbereiten musste. © REUTERS | © Matt Sullivan / Reuters
Die Wahl fiel schließlich auf den Dienstag nach dem ersten Montag im November. Dadurch wurde ausgeschlossen, dass der Wahltag auf einen 1. November fällt. Denn am ersten Tag eines Monats wurden an vielen Orten Gericht gehalten. Auch führten Händler ihre Bücher für den vorangegangenen Monat. Und es ist Allerheiligen – ein Kirchenfest.
Die Wahl fiel schließlich auf den Dienstag nach dem ersten Montag im November. Dadurch wurde ausgeschlossen, dass der Wahltag auf einen 1. November fällt. Denn am ersten Tag eines Monats wurden an vielen Orten Gericht gehalten. Auch führten Händler ihre Bücher für den vorangegangenen Monat. Und es ist Allerheiligen – ein Kirchenfest. © REUTERS | © Matt Sullivan / Reuters
Weil sich die USA über sechs Zeitzonen erstrecken, öffnen und schließen die Wahllokale in den östlichen Bundesstaaten bereits Stunden früher als die an der Westküste.
Weil sich die USA über sechs Zeitzonen erstrecken, öffnen und schließen die Wahllokale in den östlichen Bundesstaaten bereits Stunden früher als die an der Westküste. © REUTERS | © Aaron Bernstein / Reuters
Für Millionen Bürger sind die Öffnungszeiten am 8. November allerdings unerheblich, weil sie schon vorher, etwa per Briefwahl, ihre Wahlmänner für die Kür des Präsidenten bestimmt haben.
Für Millionen Bürger sind die Öffnungszeiten am 8. November allerdings unerheblich, weil sie schon vorher, etwa per Briefwahl, ihre Wahlmänner für die Kür des Präsidenten bestimmt haben. © REUTERS | © CHRIS KEANE / Reuters
Der Wahltag startet traditionell im kleinen Dorf Dixville Notch im Bundesstaat New Hampshire. Für die Handvoll Wähler ist das Wahllokal bereits ab Mitternacht ostamerikanischer Zeit („Eastern Time“) geöffnet. Das entspricht 6 Uhr morgens Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).
Der Wahltag startet traditionell im kleinen Dorf Dixville Notch im Bundesstaat New Hampshire. Für die Handvoll Wähler ist das Wahllokal bereits ab Mitternacht ostamerikanischer Zeit („Eastern Time“) geöffnet. Das entspricht 6 Uhr morgens Mitteleuropäischer Zeit (MEZ). © REUTERS | © Herb Swanson / Reuters
Die Bürger von Hawaii und Alaska sind die Schlusslichter. Die Inselbewohner können ihre Stimme von 18 Uhr MEZ bis 5 Uhr morgens abgeben. In Alaska sind die Wahllokale von 17 Uhr MEZ bis 6 Uhr geöffnet. Mit ihrer Schließung im nördlichsten Bundesstaat ist die US-Wahl beendet.
Die Bürger von Hawaii und Alaska sind die Schlusslichter. Die Inselbewohner können ihre Stimme von 18 Uhr MEZ bis 5 Uhr morgens abgeben. In Alaska sind die Wahllokale von 17 Uhr MEZ bis 6 Uhr geöffnet. Mit ihrer Schließung im nördlichsten Bundesstaat ist die US-Wahl beendet. © REUTERS | © Kevin Lamarque / Reuters
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