Ist das Trumps Ende? Weitere vulgäre Videos aufgetaucht
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Lesezeit: 7 Minuten
Von Dirk Hautkapp
Charleston. Kurz vor dem nächsten TV-Duell sorgen Videos von Donald Trump für Aufruhr: Darin äußert sich der Kandidat extrem vulgär über Frauen.
„Wenn Du ein Star bist, lassen sie dich alles machen. Greif ihnen zwischen die Beine. Du kannst alles machen.“ – Sind das die frauenfeindlichen, sexuelle Belästigung rechtfertigenden Sätze, die den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vier Wochen vor der Wahl und kurz vor der zweiten TV-Debatte mit seiner demokratischen Rivalin Hillary Clinton am Sonntagabend aus der Kurve tragen?
Seit die „Washington Post“ am Freitagabend einen elf Jahren alten Video-Mitschnitt veröffentlicht hat, in dem der damals knapp 60-jährige Bau-Milliardär im Gespräch mit dem bekannten TV-Moderator Billy Bush vulgär und hochnäsig über Frauen als Sex-Objekte herzieht, die man ungefragt küssen und im Intimbereich anfassen dürfe, dreht sich in der republikanischen Partei vielen der Magen um.
Neue Aufnahmen veröffentlicht
Für Trump kehrte auch zwei Tage nach der Veröffentlichung keine Ruhe ein. Nun machte auch der US-Sender CNN Aufnahmen mit frauenverachtenden Äußerungen Trumps publik. CNN berichtete über eine Reihe von Interview-Ausschnitten aus Radiosendungen der „Howard Stern Show“, in denen der Republikaner häufig zu Gast war.
In einem Ausschnitt aus dem Jahr 2006 sagt Trump, dass er kein Problem damit habe, mit einer 24-Jährigen zu schlafen. In einem anderen erzählt er, dass es ihm völlig egal sei, ob er die Frauen befriedige, mit denen er Sex habe. Und wenn eine Frau älter als 35 sei, dann sei es Zeit, sich abzumelden.
Freimütig äußert sich Trump in den veröffentlichten Mitschnitten zu seinen Sex-Gewohnheiten und dem Intimleben mit seiner dritten und jetzigen Ehefrau Melania. Mit Howard Stern sprach er über die Brüste seiner Tochter Ivanka und sagte, dass sie kurvig sei.
Trump entschuldigt sich – „falls sich jemand beleidigt fühlt“
Bei den Republikanern lösten die Aufnahmen Widerstand gegen Trump aus: Partei-Chef Reince Priebus: „So sollte niemals über Frauen geredet werden. Niemals.“ Mitt Romney, Ex-Präsidentschaftskandidat, Jeb Bush und John Kasich, beide Ex-Bewerber, konstatierten: Schäbig. Geht gar nicht. Der frühere Präsidentschaftskandidat der „Grand Old Party“, Jon Huntsman, forderte Trumps sofortigen Rückzug. „Zu viel steht auf dem Spiel.“ Mike Pence, der Kandidat für den Vizepräsidenten, soll ins erste Glied rücken. Pence drückte sich vor einem Kommentar zu den Aussagen seines Chefs.
Auch im Wahlvolk war die Entrüstung groß. „Der Mann ist ein Schwein. Es ist vorbei“, schreibt eine Leserin des „Wall Street Journal“. Das hartnäckig Trump-freundliche Blatt fasste die vom Beschuldigten gestelzt vorgebrachte Erklärung umgehend in die Schlagzeile. Danach sei das Männer-Gespräch mit Bush „Geschwätz in der Umkleidekabine“ gewesen; eine „private Konversation“ eben. Botschaft: Regt euch ab, Leute. „Falls sich jemand beleidigt fühlt“, entschuldige er sich, schrieb Trump. „Falls.“ Um direkt anzufügen: Bill Clinton (Hillarys Gatte) habe ihm auf dem Golfplatz „schon schlimmere Sachen“ gesagt, „viel schlimmere“.
Trump veröffentlicht Verteidigungsvideo
Später veröffentlichte Trump auf Twitter ein Video mit dem Versuch einer deutlicheren Entschuldigung – nicht ohne sich selbst in Schutz zu nehmen. „Ich habe nie behauptet, perfekt zu sein – oder mich verstellt“, leitet der 70-Jährige das Statement ein, und konstatiert unter anderem: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass diese Worte nicht widerspiegeln, wie ich bin.“ Dann, fast trotzig: „Ich habe es gesagt, das war falsch, und ich bitte um Entschuldigung.“
Tatsächlich ist das Video mehr eine Nach-vorne-Verteidigung vor der Debatte. „Dies“ sei, „wenn wir mal ganz ehrlich sind“, nicht mehr als eine Ablenkung von den wichtigen Themen, sagt Trump – um dann seine Wahlkampf-Litanei zu wiederholen, wie schlecht es um Amerika stehe. Und schließlich greift er wieder Ex-Präsident Bill Clinton und Trump-Gegnerin Hillary Clinton an. Während er, Trump, nur ein paar blöde Sachen gesagt habe, habe Bill tatsächlich Frauen missbraucht – und Hillary habe dessen Opfer noch angegriffen und gemobbt.
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Republikaner Ryan: „Das macht mich krank“
Den Schaden begrenzen konnte der 70-Jährige, der zuletzt in Umfragen unter Wählerinnen eine fast 70-prozentige Gegnerschaft aufgebaut hatte, damit nicht. Stellvertretend für die Republikaner nannte Senatorin Kelly Ayotte (New Hampshire) die Äußerungen „total unangemessen und beleidigend“. Paul Ryan, laut Verfassung als Sprecher des Repräsentantenhauses die Nr. 3 im Staat, lud Trump kurzerhand für eine heute geplante Großveranstaltung in Wisconsin wieder aus. „Das macht mich krank“, sagte Ryan zu Trumps Tiraden.
Andere Konservative erinnerten daran, dass der New Yorker Milliardär „Wiederholungstäter“ ist. Trump hat Frauen schon als „Bimbos“, „Schlampen“ und „fette Schweine“ bezeichnet. Er hielt einer bekannten TV-Moderatorin, die ihn mit kritischen Fragen behelligte, öffentlich vor, sie menstruiere „aus allen Körperöffnungen“. Seiner Mitbewerberin um das republikanische Ticket, Carly Fiorina, warf er unverblümt vor, hässlich zu sein. „Könnte ihr euch vorstellen, dass das Gesicht unser nächster Präsident wird?“.
Eine ehemalige Schönheitskönigin aus Latein-Amerika, die an Gewicht zugelegt hatte, schimpfte er „Miss Piggy“. Damit konfrontiert, sagte Trump in dieser Woche, vieler seiner Äußerungen seien „doch nur Show“ gewesen. Tatsache sei: „Es gibt niemanden, der mehr Respekt vor Frauen hat als ich.“
Trump prahlt mit Verführungsversuchen
Zu den sexistischen Ausfällen Trumps, die Millionen Amerikaner seit Monaten neben anderen Defiziten am präsidialen Format des Kandidaten Trump zweifeln lassen, sagte der schwarze Hollywood-Schauspieler Will Smith: „Meine Großmutter hätte mir die Zähne aus dem Gesicht geschlagen, wenn ich eine Frau ein fettes Schwein genannt hätte.“
Trump ging in dem aufgenommenen Gespräch mit Moderator Bush (Cousin des früheren Präsidenten George W. Bush) aber noch einen Schritt weiter. Obwohl gerade frisch mit seiner dritten Ehefrau Melania verheiratet, schildert der für ungebremsten Narzissmus bekannte Unternehmer 2005 ausführlich (und unappetitlich), wie er mit Ehering einmal eine ebenfalls verheiratete Frau verführen wollte; vergeblich. Am Ende machte er sich über die Dame mit „den falschen Brüsten“ lustig.
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Clinton: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird“
Auf dem Tonband hört man Bush mehrfach laut darüber anbiederisch lachen. Davon war gestern nichts mehr übrig. „Ich bin betroffen und schäme mich. Es ist keine Entschuldigung, aber das ist vor elf Jahren passiert“, schrieb der für eine prominente Nachrichtensendung des Senders NBC arbeitende Journalist in einer Stellungnahme, „ich war jünger, weniger reif und dumm, dabei mitgespielt zu haben. Es tut mir sehr leid.“
Hillary Clinton, die Gelegenheit bekommen wird, den jüngsten Skandal am Sonntag in St.Louis anzusprechen, reagierte unmissverständlich. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird.“ (mit dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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