Bogotá. Nach dem Scheitern des Friedensvertrags in Kolumbien wollen die Konfliktparteien nicht aufgeben. Jetzt muss nachgearbeitet werden.

Das Volk hat das historische Friedensabkommen in Kolumbien in einem Referendum durchfallen lassen – doch die Regierung und die linke Guerillaorganisation Farc geben noch nicht auf. Sie wollen den seit einem halben Jahrhundert andauernden Konflikt mit mehr als 220.000 Toten und Millionen Vertriebenen endgültig beilegen. Dafür muss der Vertrag nun nachgebessert werden.

Präsident Juan Manuel Santos beauftragte Außenministerin María Ángela Holguín, Verteidigungsminister Luis Carlos Villegas und Chefunterhändler Humberto de la Calle damit, Änderungsvorschläge zu erarbeiten und das Abkommen gemeinsam mit den Gegnern des Vertrags und den Farc nachzujustieren.

Treffen von Staatschef und politischen Parteien

„Wir werden alle unsere Kraft darauf verwenden, künftigen Generationen ein Land zu hinterlassen, das wir verdient haben. Ein Land im Frieden“, sagte Santos.

In Bogotá traf sich der Staatschef mit Vertretern der politischen Parteien, um die Lage zu sondieren. „Wir unterstützen die Entscheidung, eine Kommission zu gründen und einen nationalen Dialog mit allen Sektoren zu eröffnen“, sagte Senatspräsident Mauricio Lizcano.

Wegen des gescheiterten Plebiszits trat Bildungsministerin Gina Parody am Dienstag zurück. Sie war unter anderem für die Regierungskampagne für eine Zustimmung zu dem Friedensvertrag verantwortlich gewesen. Auch Chefunterhändler De la Calle hatte sein Amt zur Verfügung gestellt, war von Präsident Santos aber zum Bleiben bewegt worden.

UN-Sonderbeauftragter entsandt

Die Farc-Rebellen kündigten an, zunächst an der Waffenruhe festzuhalten. „Die Farc stehen treu zu dem, was wir beschlossen haben“, sagte Farc-Chef Rodrigo „Timochenko“ Londoño in Havanna. „Der Frieden ist gekommen, um zu bleiben.“ Der Rebellen-Unterhändler Pablo Catatumbo sagte: „Jetzt ist nicht die Stunde, um aufzugeben, sondern um weiterzumachen. Der Frieden wird siegen.“

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon entsandte seinen Sonderbeauftragten in die Region. Jean Arnault solle mit den Delegationen der Regierung und der Farc in Havanna nach einer Lösung suchen, sagte Ban am Montag in Genf. Es sei ermutigend, dass beide Parteien an einer Beilegung des Konflikts festhalten.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bestärkte die kolumbianische Regierung und die Farc in den Bemühungen, das Abkommen noch zu retten. „Wir vertrauen darauf, dass sie den Weg zu einem dauerhaften Frieden mit der Beteiligung aller Parteien fortsetzen“, sagte sie.

Rebellenkommandeuren droht lebenslange Haft

Am Sonntag hatten die Kolumbianer dem Friedensvertrag in einem Plebiszit überraschend eine Absage erteilt. Die Gegner kritisierten vor allem den Strafnachlass für die Rebellen und die künftige politische Beteiligung der Farc.

Nun soll versucht werden, das Paket wieder aufzuschnüren und unter Einbindung der Gegner einen neuen Vertrag zu erarbeitet. Ob das gelingt, ist aber fraglich. Die Farc-Führung dürfte sich kaum auf Änderungen bei der Sonderjustiz einlassen. Würden die Rebellenkommandeure für Mord, Folter, Vertreibungen und Drogenhandel regulär verurteilt, dürften sie bis zum Ende ihrer Tage in Haft bleiben. (dpa)