Jerusalem. Ein nicht ganz gewöhnliches Setting: Palästinenserpräsident Abbas sitzt bei der Beerdigung von Schimon Peres in der ersten Reihe.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist zur Beerdigung von Israels Altpräsident Schimon Peres in Jerusalem gekommen. Er saß bei der Zeremonie in der ersten Reihe, wie Bilder des israelischen Fernsehens zeigten. Nach der Trauerfeier gaben sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Abbas kurz die Hand. Peres' Familie habe Abbas eingeladen, hatte es zuvor in Berichten geheißen.
Der 93-jährige Friedensnobelpreisträger und ehemalige Präsident Israels war am Mittwoch gestorben, zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen verabschiedeten sich am Freitag mehr als 3000 Trauergäste von Peres.
Die Welt nimmt Abschied in Israel
Barack Obama, Bill Clinton und Joachim Gauck unter Gästen
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu würdigte den israelischen Altpräsidenten als „einen der größten Anführer unseres Volkes“. Peres habe sein Leben dem Kampf für eine Friedensregelung mit den Palästinensern gewidmet, sagte Netanjahu auf dem Herzl-Berg. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin beschrieb Peres’ Tod als „riesigen persönlichen und nationalen Verlust“. Er bedeute das Ende der „Ära der Giganten“.
Zu den internationalen Spitzenpolitikern unter den Gästen gehörten auch US-Präsident Barack Obama, sein Außenminister John Kerry sowie der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. Clinton würdigte Israels Altpräsidenten als Menschen, der Hoffnung spendete und Menschen zusammenbrachte. „Seine Kritiker haben ihn oft als naiven überoptimistischen Träumer bezeichnet. Sie lagen nur falsch mit dem naiven Teil“, sagte Clinton am Freitag bei der Trauerfeier für Peres auf dem Friedhof Herzl-Berg in Jerusalem. „Er war ein Diener des Volkes. Er hat niemals jemanden aufgegeben.“
Mehr als 90 Delegationen aus rund 70 Ländern waren zur Trauerfeier angereist. Aus Deutschland waren Bundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Arbeitsministerin Andrea Nahles angereist. Auch Kanadas Premier Justin Trudeau, Ägyptens Außenminister Sameh Schukri und der israelische Schriftsteller und Freund Peres', Amos Oz, waren unter den Gästen.
Friedensgespräche zwischen Israel und Palästinensern liegen brach
Schimon Peres galt als Architekt der Friedensverträge zwischen Israelis und Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Bei einer Zeremonie im September 1993 auf dem Rasen vor dem Weißen Haus hatten Abbas und Peres als Außenminister die Verträge unterzeichnet. Langfristiges Ziel der 1993 unterzeichneten Vereinbarung war ein unabhängiger Palästinenserstaat – zu dem es bislang nicht kam. Die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern liegen seit mehr als zwei Jahren brach, bisher konnten beide Politiker sich nicht auf ein klärendes Treffen einigen. (dpa/aba/schrö)