Oslo. Facebook hat ein historisches Foto aus dem Vietnamkrieg zensiert und so Diskussionen ausgelöst. Nun entschuldigt sich das Unternehmen.

Nach dem Streit um die Veröffentlichung eines berühmten Fotos aus dem Vietnamkrieg auf Facebook hat die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg einen Dankesbrief von Facebook bekommen. Geschäftsführerin Sheryl Sandberg schreibt darin: „Danke für die wichtigen Fragen, die Sie in Bezug auf das Foto von Phan Thi Kim Phúc aufgeworfen haben.“

Solberg hatte die Fotografie des nackten Mädchens, das von einer Napalmbombe schwer verbrannt worden ist, am Freitag auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Kurze Zeit später wurde es gelöscht, weil es gegen die Richtlinien verstößt. Bilder von nackten Kindern dürfen auf Facebook nicht veröffentlicht werden. Solberg hatte das Unternehmen aufgefordert, seine Redigierpolitik zu überdenken. Solche Bilder zu entfernen, sei eine Überarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte.

Facebook ließ das Foto schließlich zu

Zuvor hatte die Zeitung „Aftenposten“ berichtet, dass der norwegische Schriftsteller Tom Egeland von dem sozialen Netzwerk ausgeschlossen worden war, weil er das Bild auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte. Am Freitagabend teilte Facebook mit, man werde die Veröffentlichung des Bildes zulassen.

Norwegens Ministerpräsidentin zeigte sich auf Twitter erleichtert über die Entscheidung, stellte aber klar. dass nach wie vor wichtige Fragen offen seien.

In ihrem Brief an Solberg, den der norwegische Fernsehsender TV2 am Montag veröffentlichte, räumt Sheryl Sandberg ein, dass das Foto von 1972 eine globale und historische Bedeutung habe. „Danke für Ihre Hilfe, die Sache richtig zu stellen.“ (dpa)

Kinderfotos, die Geschichte machten

Der Fotograf Nick Ut (im Vordergrund) gewann mit seinem Foto den Pulitzer-Preis im Jahr 1973: Die weltberühmte Aufnahme zeigt die neunjährige Kim Phuc, die vor einem Napalm-Angriff der südvietnamesischen Armee davonläuft. Die Amerikaner unterstützten Südvietnam gegen den kommunistischen Norden, das Foto wurde weltweit zum Symbol für die Gräuel des Vietnamkrieges. „Das Bild bricht zudem mit dem Tabu, ein nacktes Mädchen zu zeigen“, sagt Historikerin Annette Vowinckel. Häufig sind es Bilder von Kindern, die uns Krisen und Kriege nahebringen.
Der Fotograf Nick Ut (im Vordergrund) gewann mit seinem Foto den Pulitzer-Preis im Jahr 1973: Die weltberühmte Aufnahme zeigt die neunjährige Kim Phuc, die vor einem Napalm-Angriff der südvietnamesischen Armee davonläuft. Die Amerikaner unterstützten Südvietnam gegen den kommunistischen Norden, das Foto wurde weltweit zum Symbol für die Gräuel des Vietnamkrieges. „Das Bild bricht zudem mit dem Tabu, ein nacktes Mädchen zu zeigen“, sagt Historikerin Annette Vowinckel. Häufig sind es Bilder von Kindern, die uns Krisen und Kriege nahebringen. © imago | ZUMA Press
Ein solches Bild war auch 2015 das Foto der Leiche des kleinen Aylan Kurdi, der auf der Flucht seiner Familie nach Europa ertrank. Seine Leiche war an der türkischen Küste angespült worden. Künstler machten aus dem Foto in Frankfurt ein rund 120 Quadratmeter großes Graffiti.
Ein solches Bild war auch 2015 das Foto der Leiche des kleinen Aylan Kurdi, der auf der Flucht seiner Familie nach Europa ertrank. Seine Leiche war an der türkischen Küste angespült worden. Künstler machten aus dem Foto in Frankfurt ein rund 120 Quadratmeter großes Graffiti. © dpa | Arne Dedert
Eine Aufnahme aus Aleppo aus dem August 2016: Dieses Foto zeigt einen Jungen in einem Krankenhaus, der Opfer eines Luftangriffs wurde.
Eine Aufnahme aus Aleppo aus dem August 2016: Dieses Foto zeigt einen Jungen in einem Krankenhaus, der Opfer eines Luftangriffs wurde. © REUTERS | REUTERS TV
Das Foto des Jahres 2016 der World Press Photo Foundation: Es zeigt einen Mann und ein Kind am Grenzübergang im ungarischen Röszke. In der Krisen- und Katastrophen-Fotografie sind Kinder ein häufiges Motiv. „Das hängt offenbar damit zusammen, dass Kinder immer unschuldige Opfer sind“, sagt die Historikerin Annette Vowinckel Sie werden in Konflikte hineingeboren, tragen aber keine Schuld an deren Entstehung.
Das Foto des Jahres 2016 der World Press Photo Foundation: Es zeigt einen Mann und ein Kind am Grenzübergang im ungarischen Röszke. In der Krisen- und Katastrophen-Fotografie sind Kinder ein häufiges Motiv. „Das hängt offenbar damit zusammen, dass Kinder immer unschuldige Opfer sind“, sagt die Historikerin Annette Vowinckel Sie werden in Konflikte hineingeboren, tragen aber keine Schuld an deren Entstehung. © imago | Warren Richardson, ZUMA Press
Die Finger der einjährigen Alassa Galisou gegen die Lippen ihrer Mutter gepresst: Dieses Fotos aus dem Nordwesten des Niger zeigt – wie häufig auch andere Katastrophen-Fotos – kein Gesicht des Kindes. Damit stehe das Bild theoretisch für alle Kinder auf der Welt, sagt die Bildwissenschaftlerin Annette Vowinckel.
Die Finger der einjährigen Alassa Galisou gegen die Lippen ihrer Mutter gepresst: Dieses Fotos aus dem Nordwesten des Niger zeigt – wie häufig auch andere Katastrophen-Fotos – kein Gesicht des Kindes. Damit stehe das Bild theoretisch für alle Kinder auf der Welt, sagt die Bildwissenschaftlerin Annette Vowinckel. © REUTERS | Finbarr O'Reilly
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