Minsk. Erstmals sitzen wieder zwei Oppositionspolitiker im weißrussischen Parlament. Beobachter sprechen von einer Annäherung an den Westen.

Bei der Wahl im autoritären Weißrussland haben erstmals seit zwölf Jahren Oppositionelle den Sprung ins Parlament geschafft. In Minsk sei nach vorläufigen Ergebnissen mit Anna Kanopazkaja von der Vereinigten Bürgerpartei eine Oppositionsvertreterin gewählt worden, sagte Wahlleiterin Lidija Jermoschina in der Nacht zum Montag.

Kanopazkaja hatte im Wahlkampf konstruktive Kritik an der Regierung geübt und den Bau von mehr Schulen gefordert. Beobachter werteten ihre Wahl als Zeichen für eine Kooperationsbereitschaft von Machthaber Alexander Lukaschenko mit dem Westen.

Meisten Mandate für regimetreue Kandidaten

Regierungskritische Medien stuften zudem die gewählte Politikerin Jelena Anisim als Oppositionelle ein. Sie setzt sich für eine Stärkung der weißrussischen Sprache ein. Russisch und Weißrussisch sind Amtssprachen, das Russische dominiert jedoch im Alltag.

Nach Angaben der Wahlkommission nahmen knapp 75 Prozent der sieben Millionen Berechtigten an der Parlamentswahl vom Sonntag teil. Nach vorläufigen Ergebnissen gingen die meisten der 110 Mandate an regimetreue Kandidaten.

Eine Bewertung der Wahl durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurde am Nachmittag erwartet. Der autoritäre Präsident Lukaschenko führt die Ex-Sowjetrepublik Weißrussland seit 22 Jahren mit harter Hand. (dpa)