Washington/ Moskau. Ein russischer Pilot fliegt an eine US-Maschine bis auf drei Meter heran. Die Aufregung ist groß. Das Risiko weniger, sagt ein Experte.

Am Rande eines russischen Manövers sind sich Militärflugzeuge der USA und Russlands über dem Schwarzen Meer sehr nahe gekommen. Ein russischer Abfangjäger vom Typ Suchoi Su-27 habe am Mittwoch ein US-Aufklärungsflugzeug 19 Minuten lang begleitet, hieß es aus Kreisen des Pentagons. Der russische Pilot habe seine Maschine bis auf drei Meter an den US-Jet angenähert. Das hört sich dramatisch an, und die USA erheben Vorwürfe.

Doch das Flugmanöver an sich sei gar nicht so gefährlich, sagt ein deutscher Experte: Thomas Wassmann, Vorsitzender des Verbands der Besatzungen strahlgetriebener Kampfflugzeuge der Deutschen Bundeswehr e.V. (VBSK), ordnet das Ereignis gegenüber unserer Redaktion als wenig bedrohlich ein. Selbst bei der Annäherung der Flugzeuge auf drei Meter handele sich um ein „alltägliches Geschäft“, sagt der Major a. D, der Waffensystemoffizier in einer „Phantom“ war.

Kontrollierte Begegnung

Wassmann zufolge dürften die Piloten der amerikanischen Maschine „sich weniger erschrocken, als vielmehr Fotos gemacht“ haben. Da der Luftraum einer steten Kontrolle unterliege, seien die amerikanischen Piloten sehr wahrscheinlich vorab über die Annäherung der russischen Maschine informiert gewesen sein.

Zu dem Vorfall erklärte das russische Verteidigungsministerium, es seien Poseidon-Flugzeuge der US-Marine in den Vorfall involviert gewesen. Sie hätten sich zweimal mit abgeschalteter elektronischer Kennung dem russischen Luftraum genähert, um das Militärmanöver Kawkas 2016 in Südrussland zu beobachten, sagte Sprecher Igor Konaschenkow.

Gefährliches Verhalten

Deshalb seien vom Stützpunkt Belbek auf der Krim Abfangjäger aufgestiegen. Die russischen Piloten hätten sich an internationale Regeln gehalten, sagte Konaschenkow. Dagegen warf die US-Seite den Russen gefährliches und unprofessionelles Verhalten vor.

In diesem Jahr gab es bereits mehrere ähnliche Zwischenfälle. Im April flogen zwei russische Kampfflugzeuge Scheinangriffe auf einen US-Lenkraketen-Zerstörer in der Ostsee. (JS/rtr/dpa)