Kiel. Sind die Grünen geprägt von Eifersucht? Spitzenpolitiker Robert Habeck schildert das Klima in Führungszirkeln der Partei schonungslos.

Der Spitzengrüne Robert Habeck geht mit seiner Partei hart ins Gericht. „Der Widerspruch zwischen hehrem Anspruch und realer Wirklichkeit ist bei den Grünen schon manchmal krass“, schreibt der Kieler Umweltminister in seinem Buch „Wer wagt, beginnt“, das am Donnerstag (8.9.) im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheint. Die Grünen machten sich ihr Leben oft selbst schwer.

„Eifersüchtig und mitunter missgünstig wird in den engeren Parteigremien darüber gewacht, dass niemand auch nur einen halben Meter mehr Geländegewinn erzielt als sein Konkurrent“, schreibt Habeck, der Spitzenkandidat der Grünen zur Bundestagswahl werden will.

Unklare Verantwortlichkeiten

Die Partei sei geprägt durch ein Regelwerk, das aus Misstrauen gegen Macht und personellen Einfluss geboren worden sei. „Aus Gründen der Gleichstellung der Geschlechter gibt es Doppelspitzen, aus Gründen des Machtmisstrauens gibt es die strikten Trennungen zwischen Mandatsträgern und Parteistrukturen“, schreibt Habeck.

Dazu kämen ausgeprägte Parteiflügel. Solange alles gut gehe, sei das ein schönes System, das politische Verantwortung breit streue und vielen die Möglichkeit gebe, teilzuhaben und sich zu beweisen. „Wenn aber die Dinge in die falsche Richtung laufen, ist schwer festzustellen, wer eigentlich verantwortlich ist. Alle und niemand.“ Die Grünen schafften es derzeit nicht, mit ihrer wichtigsten Forderung nach Entkoppelung von Wohlstand und Ressourcenverbrauch eine konsistente Politik zu entwerfen, die über die Kernbereiche Energiewende und Landwirtschaft hinausgehen würde. (dpa)