Frankfurt/Main. Gesichtsschleier wie Burka oder Niqab sind kein Gebot des Koran, sondern lediglich Tradition. Das sagt der islamische Gelehrte Omran.

Einer der weltweit einflussreichsten islamischen Gelehrten, Scheikh Khaled Omran, sieht keine religiöse Begründung für den Gesichtsschleier für muslimische Frauen. Die Vollverschleierung sei lediglich „eine Tradition“, keine Vorschrift des Koran, sagte der Generalsekretär des Fatwa-Rates der Al-Azhar-Universität in Kairo der ARD. Es stehe einer Frau zwar frei, einen Gesichtsschleier (Niqab) zu tragen, wenn das in ihrer Gesellschaft üblich sei. Doch dürfe eine Muslima dies nicht religiös rechtfertigen.

Omran zitierte Prophet Mohammed mit den Worten: „Sage und trage was du willst. Nur zwei Sachen darfst Du nicht: Maßlos sein und arrogant!“ Und fügte erklärend hinzu: „In der Kleidungsfrage geben die überlieferten Aussagen von Prophet Mohammed, nämlich der Koran und die Sunna, Richtlinien für die Bekleidung vor. Dies gilt besonders für Frauen: Ein Kleidungsstück darf nicht körperbetont, nicht enthüllend und nicht eng anliegend sein. Das sind die drei Kriterien. Dazu kommt jedoch, dass die Kleidung die Hände und das Gesicht nicht bedecken darf.“

Al-Azhar-Universität renommierteste islamische Lehreinrichtung

Zwar seien die Frauen des Propheten Mohammed verpflichtet gewesen, einen Gesichtsschleier zu tragen. Doch „diese Ausnahmen bieten keine Rechtfertigung für Nachahmung“, sagte Omran. Koran und Sunna schrieben weder Burka noch Niqab vor, so Omran im ARD-Interview.

Auch hält der Islamwissenschaftler nichts davon, „wenn Menschen gezwungen werden, die Scharia zu befolgen“.

Die Azhar-Universität in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist die weltweit renommierteste sunnitisch-islamische Lehreinrichtung. Rechtsgutachten des Fatwa-Rates der Azhar gelten als gültig für Sunniten. (epd/aba)