Berlin. Nach der verpatzten Wahl in Mecklenburg-Vorpommern sieht SPD-Vize Stegner die Chancen seiner Partei wachsen. Vor allem wegen Merkel.

SPD-Vize Ralf Stegner hält es für denkbar, dass CDU-Chefin Angela Merkel auf eine erneute Kanzlerkandidatur verzichtet. „Frau Merkel hat ihren Zenit eindeutig überschritten“, sagte Stegner dem „Spiegel“.

„Einige halten inzwischen ja sogar für möglich, dass Frau Merkel die Debatte um ihre Kandidatur mit Herrn Seehofer gar nicht mehr führt.“ Der SPD-Politiker fügte hinzu: „In ihrer Geschichte war die Union bekanntlich immer mitleidlos mit ihren Kanzlern, wenn sie den Eindruck hatte, es droht der massive Verlust von Mandaten.“

Stegner schöpft Hoffnung für Bundestagswahl

Nach der CDU-Schlappe bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat CSU-Chef Horst Seehofer die Politik von Merkel scharf kritisiert. „Die Lage für die Union ist höchst bedrohlich“, sagte Seehofer der „Süddeutschen Zeitung“.

Stegner schöpft aus dem Sieg der Nordost-SPD trotz deutlicher Verluste neue Hoffnung für die Bundestagswahl: „Wir haben Monate hinter uns, in denen die SPD immer wieder totgesagt wurde. Und jetzt erweist sich Angela Merkels angebliche Unbesiegbarkeit als Mär. Die Bundestagswahl wird spannender als viele denken.“

Rüttgers: „Intellektuelle Hoheit verloren“

Auch die CDU klingt nach der Wahl weniger selbstsicher: Der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sagte unserer Redaktion: „Das Selbstverständnis einer Volkspartei hängt nicht allein von Wahlergebnissen ab. Aber es hängt davon ab, ob sie überall in der Gesellschaft vertreten ist. Das ist man mit 19 Prozent natürlich nicht mehr“. Und mahnte: „Wer die intellektuelle Hoheit verloren hat – in der Schulden-, Euro- und Flüchtlingskrise –, muss versuchen, programmatisch der Wählerschaft zu sagen, wo man hin will und was die Ziele sind.“

CDU-Generalsekretär Peter Tauber betonte seine Unterstützung für die Kanzlerin: „Angela Merkel hat uns durch viele Krisen geführt, sie wird es auch diesmal tun“. Eine gründliche Analyse der Ergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern hat die Partei am Montag erst mal vertagt – mit Rücksicht auf Merkels Verpflichtung in China und mit Blick auf die Berlin-Wahl in zwei Wochen.

Berliner Kreis bringt sich gegen Merkel in Position

Für die Tage nach der Wahl in Berlin hat der Merkel-kritische „Berliner Kreis“ einen „Aufschlag“ angekündigt. Bis dahin will der Zusammenschluss von Unions-Abgeordneten sich mit Kritik zurückhalten. (dpa)