Bogotá. Es gibt nicht nur ständig neue Meldungen von Konflikten und Kriegen in der Welt: Der älteste Konflikt Lateinamerikas ist Geschichte.

Mehr als 50 Jahre der Gefechte, Folter und Vertreibung in Kolumbien gehen zu Ende. Nach fast vier Jahren Verhandlungen haben sich die kolumbianische Regierung und die linke Guerillaorganisation Farc auf einen Friedensvertrag geeinigt. Das teilten die Garantiemächte Kuba und Norwegen in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit. Das Abkommen soll im September unterzeichnet werden.

„Die Delegationen der Regierung und der Farc haben sich auf ein endgültiges Abkommen geeinigt über alle Punkte der Agenda zur Beilegung des Konflikts und für einen dauerhaften Frieden in Kolumbien“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

Mehr als 220.000 Menschen starben in dem Konflikt

Damit geht der älteste Konflikt Lateinamerikas zu Ende. In den Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Rebellen und rechten Paramilitärs kamen seit den 1960er Jahren über 220.000 Menschen ums Leben.

Der Beauftragte des Auswärtigen Amts für den Friedensprozess in Kolumbien, der Grünen-Politiker Tom Koenigs, gratulierte „zum Durchbruch in den Verhandlungen um einen Friedensvertrag, der mehr als 50 Jahre Guerillakrieg beenden soll“.

Volksabstimmung über den Pakt im Oktober

Anfang Oktober müssen die Kolumbianer das Paket dann in einer Volksabstimmung billigen. In den jüngsten Umfragen lagen Befürworter und Gegner des Friedensabkommens mit jeweils rund 31 Prozent gleichauf. Die Gegner des Vertrags kritisieren vor allem, dass die Guerillakämpfer mit relativ milden Strafen davonkommen dürften.

In den Verhandlungen einigten sich die Unterhändler der Regierung und der Farc bereits auf eine Landreform, auf die künftige politische Teilhabe der Rebellen, auf neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel und eine Entschädigung der Opfer.

Europäische Union hilft mit 400 Millionen Euro

Außerdem vereinbarten beide Seiten ein eigenes Justizwesen zur Aufarbeitung der Verbrechen des Konflikts. Für politische Straftaten wird eine weitreichende Amnestie gewährt. Wer seine Beteiligung an schweren Verbrechen einräumt, muss mit einer Freiheitsstrafe von höchstens acht Jahren rechnen.

Die Europäische Union stellte Kolumbien für die Zeit nach dem Konflikt wirtschaftliche Unterstützung in Aussicht. Insgesamt stünden mehr als 400 Millionen Euro zur Verfügung, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zuletzt bei einem Besuch in Bogotá.

Waffenstillstand schon seit Juni

Ende Juni einigten sich die Konfliktparteien bereits auf einen Waffenstillstand. Seitdem sind die bewaffneten Auseinandersetzungen auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Kämpfe zwischen Militär und Rebellen 1964 gesunken. (dpa)