Berlin. Wissenschaftler haben sich in einer Analyse mit den Unterstützern der AfD befasst. Die Bindekraft der Partei sei ungewöhnlich hoch.

Die Betroffenen waren mit dabei, als das Forschungsinstitut DIW seine Erkenntnisse über die Wähler der AfD präsentierte. Seine Partei sei „eine echte Volkspartei“, rief Frank-Christian Hansel, Schatzmeister der Berliner AfD, aus der letzten Reihe in den Saal. Der Politiker hatte sich mit Parteifreunden in die Pressekonferenz gesetzt, um zu erfahren, was das DIW über die AfD zusammengetragen hat.

Mit einer Volkspartei hat das nicht unbedingt etwas zu tun. Die Zusammenfassung jedenfalls, die der DIW-Experte Martin Kroh lieferte, geht – in etwas zugespitzter Form – so: Die AfD zieht vor allem junge, arbeitslose Männer aus Ostdeutschland mit allenfalls mittlerer Schulbildung an. Und: Die AfD ist in den drei Jahren seit ihrer Gründung nach rechts gerückt. Sie binde viele Nichtwähler, aber auch frühere Wähler rechtsextremer Parteien an sich, sagte Karolina Fetz, Integrations- und Migrationsforscherin an der Berliner Humboldt-Universität. Dazu kämen Leute, die ihren politischen Standpunkt als „rechts“ oder „sehr rechts“ angeben.

Anhängerschaft hat sich gewandelt

Auch viele Bürger, die angeben „unzufrieden mit der Demokratie“ zu sein und die sich „große Sorgen um Zuwanderung“ machen, sind laut der Analyse Anhänger der AfD. „Mich hat erstaunt, wie sich die Anhängerschaft der Partei in so kurzer Zeit verändert hat“, sagte Studienautor Kroh. Die Grünen hätten in ihrer Anfangszeit länger für solche Veränderungsprozesse gebraucht.

Für die Untersuchung werteten die Wissenschaftler Daten einer regelmäßigen Umfrage aus. Das „Sozioökonomische Panel“ erfasst 16.000 Haushalte, die unter anderem danach befragt werden, welcher Partei sie zuneigen und wie sie gewählt haben.

Bindekraft der AfD ist hoch

Im Falle der AfD ist bemerkenswert, dass ihr mehr Menschen zuneigen als in den vergangenen Jahren der FDP. Anders formuliert: Die Bindekraft der jungen Partei ist ungewöhnlich hoch. Sie ist aber gleichzeitig erheblich niedriger als die Ergebnisse der jüngsten Umfragen, woraus die Forscher den Schluss ziehen, dass die AfD viele Protestwähler anzieht.

Die AfD selbst zieht ihre ganz eigenen Schlüsse aus der Untersuchung: Die Anhänger kämen „aus allen Parteien und Gesellschaftsschichten“, sagt Vorstandsmitglied Georg Pazderski. „Zu behaupten, das sei ein Rechtsruck, ist lächerlich.“